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Vielseitigkeit: Saisonplanung 2022 – Interview mit Bundestrainer Peter Thomsen

Es ist die erste Saison, in der der zweimalige Mannschafts-Olympiasieger Peter Thomsen als Coach für die Vielseitigkeit verantwortlich zeichnet. Im Interview schildert der neue Bundestrainer seine Eindrücke aus den ersten Lehrgängen und Frühjahrsturnier und zeigt den Sichtungsweg 2022 zu den Weltmeisterschaften in Pratoni del Vivaro in Italien auf.

 

Herr Thomsen, wie ist Ihr Eindruck nach den ersten Lehrgängen und Turnieren?
Peter Thomsen: „Die Eindrücke sind durchweg positiv. Bei den ersten Turnieren waren unsere Topreiter durchweg vorne platziert. Michael Jung war Ende März mit fischerChipmunk und Highlighter Erster und Zweiter in der Drei-Sterne-Prüfung in Kronenberg, Andreas Dibowski hat eine Woche später an selber Stelle die Vier-Sterne-Prüfung mit FRH Corrida gewonnen. Ingrid Klimke war gerade in Oudkarspel mit SAP Hale Bob OLD und Equistros Siena Just Do It Erste und Zweite im CCI4*-S, Dirk Schrade hat im schwedischen Kristianstad das CCI3* gewonnen und Sandra Auffarth war im CCI3*-S Luhmühlen Zweite mit Viamant du Matz – um nur einige Beispiele zu nennen. Die Einzigen, die noch nicht am Start waren, sind unsere Olympiasiegerinnen Julia Krajewski und Amande de B’Neville. Die Stute hatte sich auf der Weide selbst getreten, ist aber inzwischen wieder gut im Training und war jetzt an Ostern in Radolfzell außer Konkurrenz in der Dressur am Start. Das Paar wird die Saison nun in Wiesbaden beginnen.“

 

Wie sieht die Saisonplanung generell aus?
Thomsen: „Nach den Frühjahrsturnieren haben unsere Reiter die Wahl zwischen Marbach, Pratoni del Vivaro oder Baborowko in Polen. Marbach ist für uns eine wichtige nationale Prüfung und immer ein guter Saisoneinstieg, außerdem findet dort das Berufsreiterchampionat statt. Pratoni ist insofern wichtig, weil es ein Nationenpreisturnier und eine Art Generalprobe für die Weltmeisterschaft ist. Zwei unserer Kaderreiter planen im Frühjahr auch die Reise zu den Fünf-Sterne-Klassikern: Michael Jung will Ende April in Lexington/USA reiten, wo er ja schon drei Mal gewonnen hat, und Christoph Wahler in Badminton in Großbritannien. Die Fünf-Sterne-Prüfung in Luhmühlen peilen Andreas Dibowski mit Brennus, Sophie Leube mit J’Adore Moi, Dirk Schrade mit Casino und Josephine Schnaufer mit Pasadena an – für alle Paare eine Premiere. In Luhmühlen sind ja auch die Deutschen Meisterschaften und zwei Wochen später findet der CHIO Aachen statt, da wird man noch sehen, wer genau wo reitet. Nach Aachen werden wir auf jeden Fall die Longlist für die WM aufstellen. Die letzte WM-Sichtung ist dann in Haras de Pin in Frankreich vom 11. bis 14. August, dort wird die Shortlist nominiert. Und dann sind es ja nur noch rund vier Wochen bis zur Abreise nach Italien.“

 

Herr Thomsen, Sie sind selbst schon mehrfach in Pratoni del Vivaro am Start gewesen, unter anderem bei den WM 1998 mit Warren Gorse und bei den EM 2007 mit The Ghost of Hamish. Danach gab es dort nur kleinere Turniere und sogar eine vierjährige Veranstaltungspause. 2017 ging es dann wieder los mit internationalen Vielseitigkeitsturnieren. Sie waren im letzten November vor Ort, da gab es alles, von einer Intro bis zur langen Vier-Sterne-Prüfung. Was denken Sie, erwartet die Teilnehmer bei den WM und mit welchen Erwartungen reisen Sie nach Italien?
Thomsen: „Eines kann man sicher schon jetzt sagen: Das wird eine Veranstaltung, die im Gelände entschieden wird. Der Parcourschef Guiseppe della Chiesa, der ja auch eine Zeit lang in Badminton aufgebaut hat, ist bekannt dafür, dass er nicht zimperlich ist, was die Höhe der Hindernisse und die technischen Anforderungen betrifft. Ich erwarte daher einen Kurs im oberen Maß mit vielen technischen Raffinessen, aber trotzdem immer fair und machbar. Fehlerfreie Runden werden hier entscheidend sein und natürlich eine gute Kondition der Pferde. Dafür ist das Turnier im Mai schon einmal ein guter Test. Unser oberstes Ziel für die WM ist natürlich eine Mannschaftsmedaille, aber wir wissen auch, dass die Konkurrenz groß ist. Nicht nur die Briten haben starke Teams, auch die Australier und Neuseeländer. Und die Franzosen als bekannt gute Geländereiter sollte man ebenfalls im Auge behalten.“

 

Noch eine letzte Frage. Es ist ja nicht nun Ihr erstes Jahr als Bundestrainer und Sie arbeiten auch mit einem neuen Trainerteam. Wie ist da der erste Eindruck?
Thomsen: „Das klappt ganz prima. Sowohl Ann-Kathrin Pohlmeier als auch Rodolphe Scherer waren bei den ersten Lehrgängen in Warendorf, um die Reiter kennenzulernen. Beide sind super motiviert und bringen sich gut ins Team ein. Rodolphe Scherer war auch schon mit in Kronenberg und wird unsere Reiter auch in Marbach betreuen. Ich bin sicher, dass seine Expertise im Gelände uns viel helfen wird. Da ich ja schon in den letzten beiden Jahren eng mit unserem ehemaligen Bundestrainer Hans Melzer zusammengearbeitet habe, ist der Übergang sehr fließend und problemlos verlaufen. Ich denke, dass wir sehr gut für die nächsten vier Jahr aufgestellt sind.“

Text: fn-press

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