Endlich geht es wieder los! Es scheint die erste „normale“ Saison seit zwei Jahren zu werden, die von der Corona-Pandemie doch maßgeblich beeinflusst wurden. Und so stehen die nächsten zwei Wochen auch ganz im Zeichen der beiden 5* Prüfungen in Kentucky und Badminton.
Michael Jung ist der einzige deutsche Starter, der in Kentucky sein Pferd fischerChipmunk FRH satteln wird. Wir konnten ihm kurz vor der Abreise noch ein paar Fragen stellen.
Nach den Weltreiterspielen in Tryon im September 2018, bei denen Chipmunk noch unter Julia Krajewski startete, wechselte der Hannoveraner-Wallach in den Stall Jung. In der Zwischenzeit feierten die beiden 8 internationale Siege, wurden 2019 Vize-Europameister und gewannen Gold mit der Mannschaft, zudem wurden sie Achte bei den Olympischen Spielen (ein gebrochener MiM-Pin im Gelände kostete rein rechnerisch sogar noch die Goldmedaille). Nun steht also der erste 5* Start bevor. Zugelost wurde ihm Startplatz 36. Zur Starterliste
Michael, nach deinen riesen Erfolgen mit Rocana fliegst du nun erstmalig mit Chipmunk nach Kentucky. Wie groß ist die Vorfreude und wie hoch sind die Erwartungen?
„Ja die Vorfreude ist sehr groß. Ich war jetzt drei Jahre nicht in Kentucky und freue mich unheimlich darauf, endlich wieder dort an den Start zu gehen. Meine Erwartungen waren mit Rocana natürlich zuletzt immer recht hoch, wir waren auf 5* Niveau ein eingespieltes Team und brachten viel gemeinsame Erfahrung mit. Jetzt beim ersten 5* Start für das Pferd gibt es natürlich schon ein paar Fragezeichen mehr.“
Wie wichtig schätzt du die Prüfung in Kentucky als Vorbereitung für die WM in Pratoni ein?
„Als sehr wichtig! Ich denke dass die WM in Pratoni schon durch das bergige Gelände und die warmen Temperaturen sehr anstrengend wird und auch der Kurs einiges abverlangen kann. Aus diesen Gründen ist es mir sehr wichtig, Chipmunk vorher 5* geritten zu haben. So lerne ich ihn nochmal in kniffeligeren Situationen kennen und kann wertvolle Erfahrungen sammeln, aus denen heraus ich dann beim nächsten Mal besser und schneller reagieren kann. Wir haben jetzt gemeinsam einige 3* und 4* Kurse gemeistert, aber länger als 7 Minuten waren diese Kurse eben auch noch nicht. Bei einem Kurs um die 11 Minuten Länge gewinne ich auch einfach nochmal mehr Informationen bezüglich der Ausdauer und Kondition und seinem Verhalten zum Ende der Strecke hin. Zusammengefasst würde ich gerne die Überraschungen, die auf dem Niveau immer auftreten können, minimieren.“
Eine Woche nach Kentucky findet auch die 5* Prüfung in Badminton statt. Warum hast du für eure erste 5* Kentucky ausgewählt?
„Kentucky ist für mich eines der schönsten Turniere auf der Welt. Die Bedingungen mit dem Sandboden im Stadion für Dressur und Springen sind hervorragend, auch der Boden im Gelände hält bei stärkerem Regen lange stand. Leider ist die Fahrt nach Badminton nach dem EU Austritt Englands auch enorm viel aufwändiger und kostenintensiver geworden. Zudem hat es noch einen Grund der aus dem Zeitplan resultiert: ich möchte gerne meine anderen Pferden noch die 4* Prüfung in Marbach reiten, das passt mit Kentucky gut in den Plan.“
Wie ist eure Reise geplant? Wann geht es los, wer begleitet euch?
„Chipmunk ist schon seit Freitag mit meiner langjährigen rechten Hand Lena Steger vor Ort, die auch schon Rocana begleitet hat und mit Chipmunk in Tokyo war. Sie konnte mit ihm fliegen und hat ihn in der 2-tägigen Quarantäne in Amerika versorgt. Dort dürfen die Pferde unter strengen Auflagen zwei Mal täglich Schritt geführt werden, bis die Reise dann zum Turniergelände weiterging. Er ist gut angekommen und scheint putzmunter zu sein. Lena hat die lockere Arbeit aufgenommen und reitet ihn inzwischen recht normal. Ich fliege morgen (Montag) mit meinen Eltern Richtung Kentucky und mein Bruder reist aus Vancouver an. Zudem wird unser Bundestrainer Peter Thomsen dabei sein.“
Konntet ihr euch wie geplant vorbereiten, oder musstest du durch das Wetter hier und da auch auf Plan B zurückgreifen?
„Weitestgehend konnten wir uns nach Plan vorbereiten. Auch wenn es in Kreuth viel geregnet hat, konnte ich die geplanten Galoppeinheiten Dienstags und Sonntags absolvieren. Die Strecke war toll aufgebaut als letzte Vorbereitung und wir hatten eine gutes Training. Ehrlich gesagt mag ich persönlich es lieber, wenn der Boden eher etwas weich ist, als wenn er zu hart ist. Also erst einmal würde ich sagen, wir sind gut vorbereitet auf das was uns erwartet.“
Was ist dein Ziel für die 5* in Kentucky? Oder lässt du es einfach auf dich zukommen?
„Naja bei der großen Anreise und mit so einem Pferd ist das Ziel natürlich eine vordere Platzierung. Aber- gerade auf 5* Niveau kann da so schnell etwas passieren und dazwischenkommen, sodass ich erst einmal hoffe, dass alles gut klappt. Es fängt ja mit der Verfassungsprüfung und der Dressur an und dann sehen wir weiter. Im Gelände erhoffe ich mir vor allem wichtige Informationen und denke, ich werde mein Pferd nochmal besser kennenlernen.“
Michi, wir drücken dir und deinem Team die Daumen- toi toi toi und eine gute Reise!