Dass die Geländestrecken selektiv sein werden- das wurde schon in den vergangenen Tagen vielfach so eingeschätzt.
Vor allem der 4* Kurs wurde als „technisch anspruchsvoll bis zum Schluss“ deklariert. Viele schmale Sprünge in Kombination mit Ecken und den Wasserkomplexen machten die Strecke schwer- noch dazu kam die recht eng gesteckte Zeit.
Am Ende der Geländeprüfung der 4* schafften es zwei Paare innerhalb der Bestzeit ins Ziel: Sandra Auffarth mit Viamant du Matz und der Australier Andrew Hoy mit seinem Championatspferd Vassily de Lassos. Zudem ritten zwei weitere deutsche Paare bis auf eine Sekunde an die Bestzeit heran, Sandra Auffarth mit ihrem zuerst gestarteten Pferd Let’s Dance und Anna-Katharina Vogel mit der pfeilschnellen DSP Quintana P.
Auch wenn Ingrid Klimke weiterhin das Klassement der CCI4*-S Prüfung und der Meisterschaft anführt- es hat sich einiges getan, vor allem an der Spitze. Denn auch Ingrid Klimke führt nicht mehr wie ursprünglich mit ihrem Championatspferd SAP Hale Bob OLD, bei dessen Ritt brach ein Pin an einem MIM-gesicherten Hindernis, was 11 Minuspunkte zur Folge hatte. Dies warf die amtierenden Europameister in Kombination mit 6 Minuspunkten aus der Zeit auf Platz 11 zurück. Heute fehlte dem meisterhaften Paar die gewohnte Leichtigkeit, förmlich über den Kurs zu fliegen. An mehreren Hindernissen kamen sie aus dem Rhythmus, was sich im Ziel auch an der Zeit bemerkbar machte.
Doch Ingrid hatte ja nach EQUISTROs Siena just do it (mit nur 11 Sekunden über der Bestzeit an fünfter Stelle nach dem Gelände) und SAP Hale Bob OLD noch mit ihrer SAP Asha P ein heißes Eisen im Feuer- und das spielte sie aus. Mit großem Galopp nach vorne versuchte die Reitmeisterin im Sattel der 9-jährigen Stute die Zeit zu attackieren ohne zu großes Risiko zu gehen- und das klappte. 5 Sekunden mehr benötigten sie, was aber dennoch für die Overnight-Leader-Position reichte.
Sandra Auffarth erzählte im Interview schmunzelnd, dass ihr „Mad“ vielleicht ein bißchen von der Corona-Pause profitieren konnte. So konnte sie das Dressurtraining mit Johnny Hilberath intensivieren und selber auch fleißig an den Punkten auf dem Viereck arbeiten- das machte sich bezahlt. Und auch heute zeigte sich Viamant du Matz deutlich gefestigt und immer sicher an den Aufgaben, so langsam reift ihn ihm wohl der Nachfolger von Opgun Louvo heran, den sich Sandra so gewünscht hatte. Die fehlerfreie Runde brachte das Paar heute auf den Silberrang und in Stellung, morgen im Springen nach den Medaillen zu greifen.
An dritter Stelle der CCI4*-S rangiert über Nacht Andrew Hoy (AUS), der mit seinem Vassily de Lassos wieder einmal zeigte, dass auch im Ausland fleißig weitergearbeitet wird.
An vierter Stelle konnten sich Sandra Auffarth und Let’s Dance positionieren, womit Sandra eine weitere Chance hat, morgen in die Entscheidung der Medaillenvergabe einzugreifen.
Dasselbe gilt sicher auch noch für Ingrid Klimke und ihre erst 8-jährige EQUISTROs Siena just do it, die an fünfter Stelle liegen.
Eine tolle Runde lieferten auch Sophie Leube und J’Adore Moi ab, die damit auf Platz 6 ins Springen starten werden.
Zwei der Favoritenpaare hatten heute das Glück nicht so sehr auf ihrer Seite: Nachdem bei Ingrid und Hale Bob der Pin gebrochen war, sah alles danach aus, als könnte die Führung keiner mehr Michael Jung fischerChipmunk FRH streitig machen. Wie an der Schnur gezogen galoppierte der Hannoveraner frisch nach vorne und ließ jede Kombination mit dem Reitmeister im Sattel aussehen, wie eine Gymnastikreihe- bis zum Hinderniskomplex 16. Hier kam das Paar etwas von der Linie ab und bekam keinen optimalen Weg mehr zum schmalen d-Element, sodass hier 20 Minuspunkte zu Buche schlugen, was das Paar bis auf Platz 21 zurückwarf.
Und auch Christoph Wahler und Carjatan S hatten nach einer herausragenden Dressur die Möglichkeit, heute Nacht schon einmal von einer Medaille zu träumen. Der Schimmelwallach galoppierte großzügig und auch die beiden hatten nicht eine wackelige Situation, die zum zweifeln war. Und dennoch- auch sie bekamen die Wendung am schmalen d-Element des 16. Hinderniskomplexes nicht so geritten, wie geplant- ein Vorbeiläufer war die Folge, wodurch die beiden bis auf Platz 24 zurückfielen. In der Meisterschaftswertung rangiert Michael Jung an 15. Stelle, Christoph Wahler an 17.