Die deutsche Equipe sichert sich im belgischen Arville in einem spannenden Finale den Sieg in der vorletzten Etappe der Nationenpreis-Serie 2023. Julia Krajewski und Nickel siegen zum ersten Mal auf 4*-Niveau. In der CCI2*-S der Reiter geboren 1999 und älter gewann Antonia Baumgart mit Lagavulin. Ann-Catrin Bierlein und Come On Lotti können die Abteilung in der CCI2*-S der Reiter der Jahrgänge 2000 und jünger für sich entscheiden. Jérôme Robiné und Finanzierungsstalls Sturmpfeil gewinnen die CCI1*-Intro.
Kaum vor Nennungen retten konnten sich die Veranstalter des Concours Complet International d`Arville bei ihrer ausgeschriebenen Vielseitigkeit am vorletzten Augustwochenende. Über 400 Starterpaare präsentierten sich in den vier ausgeschriebenen Prüfungen auf dem großzügigen Arenal der Familie de Liedekerke etwa 45 Autominuten westlich von Lüttich.
In der CCIO4*-NC-S konnte sich das deutsche Quartett, bestehend aus Julia Krajewski mit Nickel, Calvin Böckmann mit The Phantom Of The Opera, Libussa Lübbeke mit Caramia und Emma Brüssau mit Dark Desire GS, in einem spannenden Finale am Sonntag beim Geländeritt gegen die weiteren Nationen durchsetzen. Die erfahrenste der vier Teammitglieder war Julia Krajewski die sich mit Nickel nicht nur den Einzelsieg in der Prüfung schnappte, sondern durch ihren mutigen und beherzten Geländeritt auch den Sieg der deutschen Equipe sicherte. Wäre sie im Gelände nur eine Sekunde langsamer geritten und hätte statt 2,4 Zeitfehlern 2,8 Strafpunkte aus dem Cross mitgebracht, dann wäre der erste Platz auf dem Podest an die Gastgeber aus Belgien gegangen. Belgien hatte schlussendlich 103,5 Punkte auf dem Konto, Deutschland lag mit 103,2 Punkten nur einen Wimpernschlag davor. Dritter wurde das Team aus Frankreich mit 112,3 Punkten. Julia Krajewskis erster 4*-Sieg im Sattel von Nickel (Züchter: Hindrick Stuevel; Besitzerin: Sophia Rössel) mit -27,1 Punkten kündigte sich jedoch bereits im Dressurviereck an: Hier erhielten sie mit -24,3 Punkten die beste Bewertung des Starterfeldes und blieben auch nach dem Springen, bei welchem lediglich 0,4 Strafpunkte für eine Sekunde Zeitüberschreitung hinzukam, auf dem ersten Platz. Nur vier Reiter in der mit 114 Startern stark besetzten Prüfung konnten im von Rüdiger Schwarz designten Kurs in die Bestzeit reiten. Obwohl Nickels Reiterin und Ausbilderin keine Zeit auf dem Kurs liegen ließ und alle Sprünge flüssig überwinden konnte, stoppte die Uhr bei 6:43 Minuten und somit 6 Sekunden oberhalb der erlaubten Bestzeit. Gerade noch rechtzeitig, um den Mannschaftssieg und auch den Einzelsieg vor Fouaad Mirza aus Indien mit Seigneur Medicott, der die Prüfung mit -27,5 Punkten beendete, zu sichern.
Calvin Böckmann wurde als ,,Hahn im Korb” des Teams zweitbester Deutscher in der Prüfung. Mit seinem eigenen 12-jährigen Holsteiner The Phantom Of The Opera (Züchter: Peter Fick), mit dem er für die Europameisterschaft in Haras du Pin als zweite Reserve nominiert war, konnte er die Prüfung mit -32,1 Punkten auf einem hervorragenden 7. Platz beenden. Er war einer der wenigen Reiter, der die 4*-Prüfung innerhalb der erlaubten Bestzeit absolvierte. Julia Krajewski konnte sich mit ihrer zweiten Nachwuchshoffnung, dem 9-jährigen französischen Wallach Ero de Cantraie aus dem Besitz von Prof. Bernd Heicke auf Rang 9 ebenfalls in die Platzierungsliste eintragen. Nach -26,2 Punkten in der Dressur, einem Abwurf und einem Zeitfehler im Parcours am Samstag, sowie fünf Sekunden Zeitüberschreitung im abschließenden Gelände am Sonntag kamen sie auf eine Endpunktzahl von -32,6. Zwar kein Mannschaftsreiter, aber dennoch sehr erfolgreich war Brandon Schäfer-Gehrau mit seiner zierlichen Erfolgsstute Fräulein Frieda (Züchter: Peter Broers; Besitzerin: Dagmar Schäfer-Gehrau). Der Sportsoldat aus Warendorf überzeugte im Viereck und erhielt -28,0 Punkte, im Parcours kam ein Abwurf hinzu und im Gelände stoppte die Uhr 10 Sekunden oberhalb der erlaubten Bestzeit von 6:37 Minuten. Mit -36,0 Punkten landeten sie schließlich auf Platz 11 in der hochkarätig besetzten Prüfung und konnten ihr bisher bestes Ergebnis auf 4*-Niveau über die Ziellinie bringen.
Libussa Lübbeke und Caramia landeten als dritte Mannschaftsreiterin auf Platz 30 und mit -44,0 Punkten nur ganz knapp außerhalb der Platzierung auf dem undankbaren Platz der ersten Reserve. Etwas Pech hatte die vierte Mannschaftsreiterin im Bunde Emma Brüssau, die mit ihrer Dark Desire GS zum ersten Mal nach der 5*-Prüfung in Luhmühlen wieder international an den Start ging. Nach Dressur und Springen lag das erfahrene Duo noch auf einem aussichtsreichen 6 Platz. Im Gelände mussten sie dann an Sprung 20, einem Sprung an dem ansonsten keines der Paare Probleme hatte, eine Verweigerung hinnehmen. Dadurch fielen sie in der Endabrechnung auf Platz 59 zurück.
Auffällig war auch, dass ganze 10 Paare in der CCIO4*-NC-S die ,,Automatic elimination after show jumping” ereilte. Diese Regelung besagt, dass Paare mit 20 oder mehr Strafpunkten an den Hindernissen im Parcoursspringen im Gelände nicht mehr an den Start gehen dürfen.
Endergebnis Einzelwertung CCIO4*-NC-S
Endergebnis Teamwertung CCIO4*-NC-S
Die einzige Prüfung, welche in Arville nicht von einem deutschen Paar gewonnen wurde war die CCI3*-S. Hier siegte die ,,Hausherrin” Lara de Liedekerke-Meier mit der 9-jährigen Hannoveranerstute Formidable und -30,1 Punkten. Zweite wurde Antonia Baumgart als beste Deutsche mit dem großrahmigen braunen Holsteiner Ris de Talm (Züchter: Hans-Niko Hoeck; Besitzer: Antonia & Dietrich Baumgart). In der Dressur knackte das Paar mit -29,9 Punkten knapp die 70%-Marke und blieb auch im anschließenden Springen fehlerfrei. Somit lagen sie vor dem abschließenden Gelände auf Platz 10. Mit der zweitschnellsten Runde des Tages und nur 0,8 Strafpunkten für Zeitüberschreitung machten sie noch einmal einen gewaltigen Sprung nach vorne und wurden mit -30,7 Punkten nur knapp hinter der Siegerin Lara de Liedekerke-Meier Zweite. Dritte in der CCI3*-S wurde die Sportsoldatin Anna-Lena Schaaf mit ihrer eigenen 8-jährigen Oldenburger Stute Lagona OLD (Züchter: Theodor Sporkmann). In der Dressur wurde das Paar mit -26,6 Punkten bewertet und blieb im Springparcours ebenfalls fehlerfrei. Das Gelände schlossen sie mit 4,8 Strafpunkten für Zeitüberschreitung ab und blieben wie auch bereits nach der Dressur auf dem dritten Platz in der mit 73 Teilnehmern stark besetzten Prüfung. Eine sehr positive Entwicklung zeigt auch die Fünftplatzierte der Prüfung, die 7-jährige Oldenburger-Stute Livya EA (Züchterin und Besitzerin: Elisabeth Christina Ahn-Ballies) mit ihrer Ausbilderin Rebecca-Juana Gerken. Die Stute startete zu Beginn der Saison in ihrer ersten internationalen Vielseitigkeitsprüfung überhaupt und konnte nach zwei Prüfungen auf CCI2*-Niveau in Luhmühlen direkt einen erfolgreichen Einstand auf 3*-Niveau feiern. Auch bei ihrem zweiten Start auf 3*-Niveau überzeugte die Clinton H-Tochter und wurde mit -33,0 Punkten Fünfte. Zu ihrem Dressurergebnis von -29,4 Punkten kamen lediglich 3,6 Strafpunkte für Zeitüberschreitung im Gelände hinzu. Mit diesem bzw. dem Ergebnis aus Luhmühlen ist sie außerdem formell für die Weltmeisterschaften der 7-jährigen Vielseitigkeitspferde in Le Lion D`Angers qualifiziert.
Nach der Dressur und dem Springen hatte noch Sophie Leube und Sweetwaters Ziethen TSF auf Siegeskurs gelegen. An Sprung 18, dem Hindernis vor dem letzten Wasser, mussten sie jedoch eine Verweigerung verzeichnen und fielen in der Endabrechnung zurück.
Weitere platzierte deutsche Paare in der CCI3*-S: 8. Jérôme Robiné mit Avatar (-36,3); 19. Antonia Baumgart mit Lamango (-42,8)
In der CCI2*-S mit den Reitern der Jahrgänge 1999 und älter gewann die 23-jährige Antonia Baumgart mit der 8-jährigen Holsteiner-Stute Lagavulin (Züchter: Hans-Jürgen Köhnke; Besitzer: Andrea & Dietrich Baumgart). Für die schicke Schimmelstute mit dem auffälligen braunen Fleck im Gesicht war es der zweite internationale Sieg auf CCI2*-S Niveau. Bereits im vergangenen Jahr konnte sie in Westerstede die CCI2*-Prüfung gewinnen. In Münster absolvierte sie in diesem Jahr bereits einen ersten erfolgreichen Start auf CCI3*-Niveau. An diesem Wochenende musste Lagavulin ihrem Dressurergebnis von -24,3 Punkten lediglich 0,8 Strafpunkte für zwei Sekunden Zeitüberschreitung im Gelände hinzufügen und siegte mit 25,1 Minuspunkten.
Weitere platzierte deutsche Paare in der CCI2*-S Reiter Jahrgänge 1999 und älter: 6. Ben Leuwer mit Quincent (-31,6); 9. Julia Krajewski und Piran SC (-34,4); 20. Jérôme Robiné mit Thorsten (-39,6).
Endergebnis CCI2*-S Reiter Jahrgänge 1999 und älter
Direkt beim ersten Start auf CCI2*-S Niveau konnte die 7-jährige Westfalenstute Come On Lotti (Züchter und Besitzer: Dr. Rolf Wilcken) mit ihrer Reiterin Ann-Catrin Bierlein den Sieg mit nach Hause nehmen. Als Fünfjährige wurde Come On Lotti 2021 Vierte beim Bundeschampionat der Vielseitigkeitspferde in Warendorf. Im April 2023 konnte sie bereits die CCI1*-Intro in Westergellersen gewinnen. An diesem Wochenende brachte sie als eines von nur drei Pferden in der Abteilung der CCI2*-S ihr Dressurergebnis von -29,3 Punkten auch durch das Springen und Gelände ins Ziel und siegte mit knapp vier Punkten Vorsprung.
Weitere platzierte Deutsche Paare in der CCI2*-S Reiter Jahrgänge 2000 und jünger: 11. Calvin Böckmann mit Dexter FRH (-36,0).
Endergebnis CCI2*-S Reiter Jahrgänge 2000 und jünger
Den zweiten CCI1*-Intro Sieg nach Baborowko 2023 konnte sich Jérôme Robiné mit dem erst 6-jährigen Trakehner Finanzierungsstalls Sturmpfeil (Züchter: Familie Blömer; Besitzer: Reitsport und Pferdezucht Klüter & Sportpferde Kurbel) sichern. Er musste seinem Dressurergebnis von -27,1 Punkten lediglich einen Abwurf im Springen hinzufügen und siegte mit -31,1 Punkten. Platz 3 in der Prüfung ging ebenfalls nach Deutschland. Über diesen konnte sich die erst 13-jährige Nachwuchsreiterin Milla Staade mit dem 9-jährigen Deutschen Reitpony Picasso freuen. Sie wird in ihrer reiterlichen Ausbildung von Pia und Ben Leuwer auf dem Rodderberg in Bonn unterstützt. Sie beendete die Prüfung mit ihrem Dressurergebnis von -32,1 Punkten.
Fotos: FEI – Libby Law Photography