Nach einer brillanten ersten Hälfte der Saison 2023 von Julia Krajewski mit ihren beiden Nachwuchshoffnungen Ero de Cantraie und Nickel lief es in der zweiten Hälfte zunächst nicht ganz nach Plan. Sowohl von Ero de Cantraie (Blenheim CCI4*-L) als auch von Nickel (Boekelo CCI4*-L) stürzte sie ins Wasser und konnte dadurch die erhoffte formelle Olympiaqualifikation in einer langen 4*-Prüfung nicht auf Anhieb erreichen. Doch die Warendorferin hat in der Vergangenheit schon häufiger Durchhaltevermögen und Biss bewiesen und konnte in der CCI4*-L Prüfung in Montelibretti Plan B erfolgreich umsetzen und sich hier mit beiden Pferden das obligatorische MER-Ergebnis vor der Winterpause sowie obendrein den zweiten und fünften Platz sichern.
Mit einer persönlichen Bestleistung von -22,8 Punkten in der Dressur der CCI4*-L war der 9-jährige Nickel (Besitzerin: Sophia Rössel) mit seiner Reiterin und Ausbilderin Julia Krajewski bereits positiv in das letzte Vielseitigkeitswochenende der Saison 2023 im etwa 45 Autominuten von Rom entfernten Montelibretti gestartet. Im Gelände kamen zwar 4,8 Zeitstrafpunkte zu diesem Ergebnis hinzu, aber trotzdem konnten sie mit einem Zwischenstand von -27,6 Punkten auch in der Nacht von Samstag auf Sonntag den Status des Overnight-Leaders behalten. Im Parcours fehlte dann zum Sieg das letzte Quäntchen Glück und eine Stange fiel, was im Endresultat dennoch immer noch einen hervorragenden zweiten Platz hinter Maxime Livio und Api du Libare bedeutete. Der Franzose beendete die Prüfung mit -29,3 Punkten, Krajewski und Nickel schlossen mit einem Resultat von -31,6 ab.
Julias zweites Pferd, der ebenfalls 9-jährige Ero de Cantraie startete etwas unter seinen Möglichkeiten mit -32,1 Punkten aus der Dressur in den anspruchsvollen Geländekurs mit insgesamt 27 Hindernissen und 41 Sprüngen. Nur sechs Sekunden oberhalb der vorgegebenen Optimum Time von 10:06 Minuten überquerten die beiden die Ziellinie und mussten so lediglich 2,4 Strafpunkte in Kauf nehmen. Lange 4*-Prüfungen müssen laut FEI-Reglement eine Mindestzeit von 10:00 Minuten bei einer Länge von mindestens 5700 Metern haben. Somit ist die Prüfung zumindest der Länge nach eher am unteren Ende des verfügbaren Spielraumes vom schweizerischen Course Designer Peter Hasenböhler gebaut worden. Im Parcours blieb der Selle Francais Wallach aus dem Besitz von Professor Heicke dann fehlerfrei und konnte sich von Platz 14 nach der Dressur bis auf den fünften Platz verbessern.
Ebenfalls die formelle Qualifikation und ein MER-Ergebnis in einer CCI4*-L Prüfung sicherte sich Vanessa Bölting. Nach der Dressur noch auf Rang zwei mit -27,3 Punkten gelegen, musste die Münsteranerin mit ihrem Rock Forever-Sohn Ready to Go W (Züchter: Jörg Winterscheid; Besitzer: Hubert Hermesmeyer) im Zwischenergebnis nach dem Gelände in ihrer ersten gemeinsamen CCI4*-L einige Plätze federn lassen. Auf der 5750 Meter langen Strecke hatten sie es etwas langsamer angehen lassen und insgesamt 25,6 Zeitstrafpunkte gesammelt. An den Hindernissen gab es keine Probleme für das Paar, welches erst vor einer Woche Zweiter in der CCI2*-S in Kronenberg in Vorbereitung auf diesen Saisonhöhepunkt wurde. Im Springparcours kam dann noch einmal ein Abwurf und wenige Zeitfehler hinzu, was in der Schlussabrechnung den 20 Platz bedeutete und das nachdem die beiden im vergangenen Herbst bei einer CCI3*-S Prüfung schwer gestürzt waren und sich die Saison über wieder in das Geschehen zurückkämpfen mussten.
Insgesamt starteten für den späten Zeitpunkt in der Saison rekordverdächtige 39 Paare in der CCI4*-L Prüfung. Mit Sicherheit oftmals mit dem Ziel die formelle Olympiaqualifikation noch vor dem herannahenden Winter in der Tasche zu haben. Insgesamt erritten 24 Starterpaare in Montelibretti ein MER-Result und somit ein formelles Qualifikationsergebnis. Um dieses vor den olympischen Spielen im kommenden Jahr zu bestätigen, müssen die Paare bis zum einschließlich 24. Juni 2024 ein Confirmation Result auf CCI4*-S Niveau oder höher erbringen. In Montelibretti schieden vier Paare im Gelände aus, 7 Paare gaben auf der Strecke auf, die Belgierin Karin Donckers zog ihre Stute vor dem Gelände zurück. Unter ihnen war auch der deutsche Olympionike Cord Mysegaes, der mit Dekorateurin Baumeister im Gelände stürzte und damit ausschied.
In der CCI4*-S gingen 38 Starterpaare aus verschiedensten Ländern, jedoch nicht aus Deutschland, an den Start. 11 davon beendeten die Prüfung nicht. Abschließend der Beste war am Sonntag Mittag der Italiener Pietro Sandei mit dem 18-jährigen Routinier Rubis de Prere. Das Paar siegte mit -37,1 Punkten. Alle seiner insgesamt 52 internationalen Prüfungen seit 2011 absolvierte der Selle Francais Wallach mit dem Polizisten Pietro Sandei im Sattel. Gemeinsam beendeten sie die 5*-Prüfungen in Badminton und Pau und flogen für Italien 2018 zu den Word Equestrian Games nach Tryon.
Der Sieg in der CCI3*-L ging an Sarah Bullimore nach Großbritannien. Sie ritt den 7-jährigen Corimiro mit dem Dressur- und Endergebnis von -24,9 Punkten an die Spitze des Starterfeldes. Der Fuchswallach war im vergangenen Jahr Dritter bei der WM der 6-jährigen Vielseitigkeitspferde geworden, in diesem Jahr reiste er statt nach Frankreich nach Italien und beendete dort die Saison mit einem Sieg. Die einzige deutsche Starterin Vanessa Bölting verzichtete nach einem Stop auf der Geländestrecke auf die Fortsetzung des Rittes mit ihrer 10-jährigen Rosseaus Mademoiselle.
In der CCI3*-S war kein deutsches Paar vertreten. Hier siegte die italienische Championatsreiterin Susanna Bordone mit der 11-jährigen Stute Walvis Bay und -37,9 Punkten. Mit der Stute konnte sie ebenfalls in Montelibretti 2021 in einer CCI4*-L bereits Dritte werden. Keines der 14 angetretenen Paare konnte das Gelände innerhalb der Bestzeit beenden.
Die mit 14 Starterpaaren eher übersichtlich besetzte CCI2*-L gewann die italienische 16-jährige Nachwuchsreiterin Sofia Pini mit der in den Niederlanden gezogenen 9-jährigen Stute Mirage. Sie siegte mit ihrem Dressurergebnis von -33,8 Punkten.
Auch in der CCI2*-S waren keine deutschen Paare am Start. Hier siegte die schweizerische Championatsreiterin Melody Johner mit dem bereits bis 4*-Prüfungen erfahrenen Cepage de Fay und ihrem Dressurergebnis, welches -28,2 Punkte betrug.
In der CCI1*-Intro Prüfung belegte die Deutsche Miki Sukale mit dem bereits 20-jährigen Routinier Henry den vierten Platz mit -42 Punkten. Der dagegen erst 5-jährige Calle Blomquist B trat ebenfalls die weite Reise nach Italien an und wurde unter seiner Züchterin und Ausbilderin Vanessa Bölting in der Prüfung Fünfter mit -43,9 Punkten.
