Der Pferdesport trauert um Dr. Gerit Matthesen, National Head Veterinarian für Deutschland im Weltreiterverband (FEI), der am 5. August nach kurzer, schwerer Krankheit seinem Krebsleiden erlegen ist. Erst zwei Wochen zuvor noch hatte ihn der Ehrenpräsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Breido Graf zu Rantzau, am Krankenbett besucht und sich für seine jahrelangen Verdienste für den Pferdesport mit Deutschen Reiterkreuz in Silber der FN bedankt.
Gerade erst war Dr. Matthesen noch in die Disziplinarkommission der FN, der er seit Jahren angehörte, wiedergewählt worden und freute sich schon sehr auf seinen Einsatz als Chef-Veterinär der FEI bei den Europameisterschaften im Springen 2021 in Riesenbeck. „Gerit Matthesen war mit Herz und Seele dem Pferdesport verschrieben. Von unermüdlichem Einsatz zu sprechen, ist bei Gerit wahrlich keine Floskel. Er war jeden einzelnen Tag für die Pferde unterwegs; unter der Woche in seiner Tierarztpraxis, an den Wochenenden und teilweise über Wochen auf unzähligen Turnieren auf der ganzen Welt. Dabei war Gerit Matthesen stets konsequent und klar in der Sache und zugleich einer der liebenswürdigsten Menschen, die ich kennengelernt habe“, sagt FN-Generalsekretär Soenke Lauterbach über den Verstorbenen.
Bereits fünf Jahre nach seiner Approbation, 1989, wurde Dr. Matthesen auf die Tierarztliste des Weltreiterverbandes (FEI) gesetzt. Auslandserfahrung brachte er zu dieser Zeit schon mit. Unter anderem arbeitete er nach seiner Promotion am New Bolton Centre, einer großen Pferdeklinik im US-amerikanischen Pennsylvania, bevor er sich als selbständiger Tierarzt in seiner Heimatstadt Emsdetten und später in Grävenwiesbach im Taunus niederließ. Seit 1987 betreute er rund 200 internationale Turniere, drei Weltreiterspiele, vier Olympische Spiele, 20 Welt- und 40 Europameisterschaften, sei es als FEI-Tierarzt, Veterinärdelegierter der FEI oder Präsident der Veterinärkommission, wie beispielsweise bei den Weltreiterspielen in Aachen, wo ihm die der gesamte organisatorische Ablauf und der Einsatz der sogenannten „Treating Vets“, also der behandelnden Tiermediziner, in Vielseitigkeit, Fahren und Reining oblag.
Dr. Gerit Matthesens Einsatz für Pferde und Pferdesport beschränkte sich aber nicht nur auf Turniere. Von 2007 bis 2011 gehörte er dem FEI-Veterinär-Komitee an, das über gesamte tierärztliche Reglement, Medikationsbestimmungen, die Impfungen und alle weiteren Bestimmungen für angewandten Tierschutz berät. In den Jahren 1999 und 2000 war er zudem Mitglied der damals neu gegründeten International Safety Commission der FEI, die sich mit der Sicherheit von Mensch und Tier in der Vielseitigkeit befasste. Für den Tierarzt eine besondere Aufgabe, da er sich als ehemaliger Vielseitigkeitsreiter „seiner“ Disziplin stets besonders verbunden fühlte.
Text: fn-press