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Malin Hansen-Hotopp auf dem Weg zum fünften Stern

Vor mittlerweile 21 Jahren stand Malin Hansen-Hotopp auf der Longlist für die Olympischen Spiele in Sydney. Sie konnte als Juniorin Europameisterin werden und seit jeher erfolgreich junge Pferde ausbilden, die zumeist ihren Weg in den internationalen Sport fanden. Einen davon hat sie jedoch in ihrem Stall behalten, Monsieur Schnabel.

Mit dem inzwischen 13-jährigen Trakehner-Wallach bestritt sie dessen erste Jungpferdeprüfung und stellte ihn 2015 das erste Mal international vor. Nach einigen erfolgreichen Starts auf 4* Niveau greift das Paar nun in Luhmühlen die Königsklasse an- die erste 5* Prüfung steht auf dem Programm.

Wir konnten Malin dazu ein paar Fragen stellen.

 

Malin, Monsieur Schnabel und du- ihr seid nun schon seit vielen Jahren ein eingespieltes Team, konntet schon mehrere lange und anspruchsvolle 4* Prüfungen gut beenden. Nun planst du den Sprung in die Königsklasse, die 5* Prüfung in Luhmühlen. Was hat dich dazu bewogen, diesen Schritt nun zu gehen?

„Ja das sind wir. Ich habe „Schnabi“ 4,5 jährig im Internet gesehen, und als nettes Pferd zum Ausbilden und vielleicht zum Wiederverkauf gedacht. Ich bin hochschwanger nach Sachsen gefahren und Familie Schnabel bekam einen Schreck, als ich mit dickem Bauch zum Pferd ausprobieren kam. Allerdings hatte ich im Video vorher ein paar Sekundenausschnitte gesehen, die ich toll fand. Ich wollte ihn nur live sehen. Mein Mann Thomas und ich entschieden uns, ihn zu kaufen. 5-jährig ging er Bundeschampionat, 6-jährig pausierte er durch einen Griffelbeinbruch, 7- und 8-jährig ging er dann 2* und 3*-Prüfungen  und 9 jährig bin ich mit ihm die erste 4* in Strzegom geritten, in der wir gleich platziert waren. Direkt vor dieser Prüfung hatte ich bei mir einen Tumor in der Brust gefühlt, aber ich wollte diese Prüfung unbedingt noch reiten, und erzählte niemanden davon. Danach hatte ich dann eine längere Zwangspause durch die Chemo-Therapie und die OP. Als ich das Jahr danach im Herbst wieder loslegen konnte, lief es ganz gut. Ich weiß, dass mein Schnabi kein Überflieger ist, aber er läuft immer besser von Jahr zu Jahr. Letztes Jahr hatte ich schon mit Pau geliebäugelt, aber mit der Coronasituation war es mir zu unsicher. Im Januar habe ich Hans Melzer von meinem Plan erzählt, und jetzt nach Marbach war klar, dass die 5* genannt werden. Er sagte: „Wenn nicht jetzt, wann dann…!“ Und ich weiß, dass wir das können, und sollte ich Zweifel bekommen, habe ich den Vorteil, dass ich alles selbst entscheide. Es ist mein Pferd, ich habe keine zahlenden und erfolgsorientierten Besitzer, also freue ich mich sehr.“

 

Du hattest schon einige gute Pferde im Stall, was macht Monsieur Schnabel so besonders, was sind seine Stärken und Schwächen?

„Ich bin in der Jungen Reiter Zeit vor vielen vielen Jahren mit tollen Pferden unterwegs gewesen. 2000 war ich auf der Longlist für Sydney. Aber tatsächlich ist es ewig her. Während des Betriebsaufbaus und der Kinderzeit habe ich nur junge Pferde geritten, und bin einige Male Bundeschampionat und auch Lion geritten. Schnabi ist das erste richtige Buschpferd nach dieser Zeit, er hat einen ziemlich eigenen Kopf, läuft immer nur so schnell wie er Lust hat, und hat deshalb meistens einen niedrigen Puls im Ziel:-)). Ich muss immer Vollgas reiten, und er überlegt sich dann, wie schnell es gehen soll. Zu Hause schmeißt er alle anderen Jockeys runter und bockt bei jedem Training draußen herum. Seine Schwäche ist das Springen, da er sehr sehr schwer im Pacours zu reiten ist. Aber im letzten Jahr hat es gut geklappt. Die Stärke von ihm ist, dass er immer alles mitmacht, wir hatten nur einmal in unserer Zeit einen Stopp, und da bin ich richtig schlecht geritten.“

 

Bereitest du euch auf die 5* Prüfung noch einmal besonders vor, oder ist das Training in den kommenden Wochen vergleichbar zu der Vorbereitung von eurem Start in Boekelo?

„Unsere Prüfungsvorbereitung war bis jetzt Radolfzell und Marbach mit sehr hügeligem Gelände. Jetzt werde ich nur noch trainieren und gute Laune bewahren, ohne weiteren Prüfungsstress. Ich wohne ja weit weg von allem in Meck-Pomm, aber ich kann hier in den Spritzspuren natürlich richtig gut trainieren. Es gibt Flächen, bei denen ich 40 min traben kann, wenn ich einmal herumreite. Und zum Galoppieren ist es auch sehr gut. Ein Freund hat seine Flächen im sehr hügeligen Gebiet, das ist 20 Minuten entfernt von hier, dort mache ich jedes zweite Galopptraining. Im Vergleich zur Vorbereitung auf Boekelo trabe ich noch mehr und verlängere die Galoppintervalle etwas.“

 

Machst du selbst spezielles Konditions- oder Krafttraining für eine solche Prüfung?

„Mein Training besteht aus 2-3 mal wöchentlich joggen, 2-3 mal Muskeltraining und Dehnung. Ab und zu muss ich mit meinen Jungs Fußball spielen. Das trainiert auch. Aber das ist auch mein Pensum für normale Prüfungen, da verändere ich jetzt für die 5* nichts.“

 

Worauf freust du dich am meisten in Luhmühlen?

„Ich bin tatsächlich das erste Mal in meinem Leben 2019 Luhmühlen geritten. Also das „große“ Luhmühlen. Es war wirklich toll und ich war Hans sehr dankbar, dass er mir das ermöglicht hat. Beim Lesen der Nennungsliste ging mein Herz auf, denn es kommen so viele starke und erfolgreiche Reiter nach Luhmühlen, dass es ein wenig unwirklich scheint, den Schnabel hier zu finden! Ich freue mich auf alles, die Prüfung, auf den Rückenwind meiner Familie und den Freunden, alles in allem auf eine tolle Woche in meinem „zweiten“ Zuhause.“

 

Danke Malin und alles Gute für euer Debüt!

Monsieur Schnabel Malin HANSEN-HOTOPP / Deutsche Meisterschaften Vielseitigkeit 2020 Luhmühlen ©Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter

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