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Libussa Lübbeke im Interview: Mit dem selbstgezogenen Pferd bis zum CHIO Aachen

Libussa Lübbeke ist 22 Jahre jung, Sportsoldatin, lebt und trainiert mit ihren Pferden in Warendorf und kommt gebürtig aus der Wingst in der Nähe von Cuxhaven. Mit der 13-jährigen von ihrer Familie gezogenen Stute Caramia geht sie an diesem Wochenende erstmalig beim CHIO in Aachen an den Start und das bisher sehr erfolgreich: Nach Dressur und Springen liegt sie in einem Weltklassestarterfeld momentan auf Platz 6. Vielseitigkeitssport Deutschland konnte nach dem Springen ein kurzes Gespräch mit ihr führen.

Libussa ist mit ihren beiden Stuten Darcy F und Caramia bereits in der erweiterten Spitze des Vielseitigkeitssports in Deutschland angekommen, und das mit gerade einmal 22 Jahren. Sie wurde 2001 geboren, ein unglaublich starker Jahrgang für den deutschen Vielseitigkeitssport, denn auch die beiden Überflieger Calvin Böckmann und Anna Lena Schaaf wurden beispielsweise in diesem Jahr geboren. Doch auch Libussas bisheriger Werdegang liest sich außergewöhnlich: Teilnahme an zwei Junge-Reiter Europameisterschaften mit zwei verschiedenen Pferden, erste 4*-Prüfung mit gerade einmal 20 Jahren, erste Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft der Senioren mit 21, Teilnahme in Boekelo mit gleich zwei Pferden ebenfalls mit 21 Jahren und nun die erste Teilnahme in Aachen gerade einmal ein Jahr später: ,,Dass ich Aachen reiten darf, habe ich am Samstag Abend nach meinem Geländeritt in Luhmühlen erfahren. Wir haben besprochen hier Caramia mitzunehmen, da Darcy noch ein Jahr jünger ist und noch etwas mehr Zeit bekommen soll.“ Die 12-jährige Holsteiner Stute Darcy F (Züchter: Ferdinand Baumann) gehört Libussa gemeinsam mit ihrem langjährigen Unterstützer und auch Talentpool-Paten Andreas Baumann. In Aachen unter dem Sattel hat sie allerdings Caramia, eine 13-jährige Holsteiner Stute, die Libussas Mutter Annelie selbst gezogen hat. Sie war zunächst mit Libussas Bruder Fritz bis CCI3*-S erfolgreich, bevor seine jetzige Reiterin die Zügel Ende 2019 offiziell übernahm.

Direkt als erste Starterin des ganzen Starterfeldes lieferten sie eine gelungene Vorstellung im Viereck ab und erhielten -29,5 Punkte von der Jury – ihr bisher bestes Ergebnis auf 4*-Niveau: ,,Ich war schon relativ oft als erste Reiterin bzw. Teamreiterin am Start, dementsprechend kannte ich das Gefühl schon ein bisschen, wobei das hier in Aachen natürlich schon etwas anderes ist. Ich habe versucht das Beste aus der Situation rauszuholen und das Positive im Vordergrund zu sehen wie z.B., dass es morgens noch nicht so warm ist oder, dass das Viereck dann für uns ganz frisch abgezogen ist. Der Plan ist dann auch voll und ganz aufgegangen und es hat sehr gut funktioniert.“

Auch im Springparcours machten die beiden den Pathfinder und lieferten direkt eine sichere Nullrunde ab und zeigten, dass die Hindernisse gut zu bewältigen sind: ,,Caramia ist ein Pferd, das wirklich immer will und eher mal ein bisschen zu forsch ist. Hier war es aber etwas anders, als ich die letzten Meter in den Parcours traben wollte war es schon so, dass ich nochmal bei ihr nachfragen musste bis sie angetrabt ist, aber dann in Parcours war sie total bei mir und es war eher positiv, dass sie etwas schneller zurückkam als das sonst manchmal der Fall ist. Bei ihr habe ich das Gefühl, dass sie besser geht, je größer die Atmosphäre auf dem Platz ist. Ich glaube tatsächlich, dass sie weiß wann es drauf ankommt, das war im letzten Jahr auf der EM und in Boekelo auch schon so.“

Angesprochen auf das Gelände sagt Libussa ganz klar: ,,Sehr technisch! Das haben mir vorher schon viele Leute gesagt, denn ich war tatsächlich noch nie hier, auch nicht zum Zuschauen. Es sind einige Aufgaben drin wo man das Pferd wirklich nach den Galoppstrecken wieder an die Hilfen holen muss. Auf den längeren Strecken muss man auch immer wieder Zeit aufholen, denn durch die vielen technischen Aufgaben, wie etwa den Zirkel im Wasser, verliert man auch einiges an Zeit. Wenn man es wirklich darauf anlegt hier in die Zeit zu reiten, dann geht man glaube ich auch ein recht hohes Risiko ein, dass eine Aufgabe mal nicht funktioniert. Da hat sich der Course Designer mit Sicherheit einige Gedanken zu gemacht.“

Den Plan für das Gelände morgen hat die junge Reiterin mit Frank Ostholt besprochen. Er war in Libussas Junge Reiter Zeit ihr zuständiger Bundestrainer und unterstützt sie auch in der Übergangszeit vom Nachwuchs- in den Spitzensport mit seinem Know How: ,,Ich arbeite sehr gerne mit Frank. Es macht mir mit ihm viel Spaß und wir kommen gut miteinander aus. In der nächsten Zeit wird man dann sehen wie es weitergeht, je nachdem wie ich mich im Seniorenlager schlage.“

Für den anstehenden Geländeritt sieht ,,Bussi“, wie sie von ihren Freunden genannt wird, die Haupt-Herausforderung darin, dass man sich im Verlauf der Prüfung jeden Sprung konzentriert vornimmt und die Linie hält: ,,Mein Pferd ist grundsätzlich sehr sicher im Gelände und bisher hat sie immer alles gemacht, was in den Prüfungen von ihr verlangt wurde, aber natürlich muss man jeden Komplex ernst nehmen, das macht es ja auch am Ende aus.“

Da nur die Teamreiter in umgekehrter Reihenfolge zur Mannschaftsrangierung nach Dressur und Springen ins Gelände starten, wird Libussa mit ihrer Caramia auch im Gelände wieder als erste Starterin auf die Strecke gehen. Bisher hat es für die beiden mit dieser Reihenfolge ja sehr gut geklappt und die Vielseitigkeitssport Deutschland Redaktion drückt die Daumen, dass die beiden auch im Gelände der Aachener Soers so glänzen können, so wie sie es in dieser hochbesetzten Prüfung bisher selbstbewusst getan haben.

Starterliste Gelände CCIO4*-S Aachen 2023

Das Gelände wird am Samstag live im WDR Fernsehen von 11:00 – 13:00 Uhr übertragen.

LÜBBEKE, Libussa (GER)Caramia 34
CCI4*-S SAP-Cup Teilprüfung SpringenCHIO Aachen 30.06.23 Aachen Soers
© Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter
30.06.23
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