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CCIO4*-S Aachen: Deutschland gewinnt den Nationenpreis und Michi Jung wird Zweiter

Nach einem spannenden Geländeritt siegt Deutschland im Nationenpreis vor dem Team aus den USA und Großbritannien. In der Einzelwertung gewinnt die amtierende Weltmeisterin Yasmin Ingham (GBR) nur 0,1 Punkte vor Michael Jung und fischerChipmunk FRH. Dritte wird der diesjährige Kentucky-Sieger Mai Baum mit seiner Reiterin Tamie Smith (USA). Christoph Wahler und Carjatan S werden Vierte.

Das Wetter am Aachener Geländetag passte sich am Samstag an das Partnerland Großbritannien an und es zeigte sich den ganzen Vormittag ein wolkenverhangener Himmel zusammen mit rheinischem Landregen. Das alles störte die Besucher nicht und zahlreiche Zuschauer pilgerten mit Schirmen und Regenmänteln bewaffnet durch das Gelände. Auch das Stadion war mit 35.000 Zuschauern nahezu vollständig gefüllt. Das Publikum vor Ort und vor den Bildschirmen zuhause bekam spannenden und modernen Vielseitigkeitssport mit vielen tollen Paaren zu sehen. Jedoch machte der anhaltende Regen der Bodenqualität etwas zu schaffen, sodass die ohnehin in Aachen meist knapp bemessene Bestzeit heute keines der 44 Paare einhalten konnte. Die schnellsten Runden drehten die spätere Siegerin Yasmin Ingham (GBR) mit ihrem 12-jährigen Banzai du Loir und Christoph Wahler mit dem ebenfalls sehr erfahrenen Carjatan S. Beide kamen vier Sekunden oberhalb der erlaubten Zeit ins Ziel. Christoph arbeitete sich mit seinem WM-Partner von Platz 26 nach der Dressur also bis auf den vierten Platz vor und präsentierte sich einmal mehr als verlässlicher Teamreiter, der entscheidend zum Sieg der deutschen Mannschaft beitrug: ,,Er mag die ganz großen Dressurstadien mit Atmosphäre nicht so gerne, das hat sich gestern wieder einmal gezeigt, aber wir kennen uns sehr gut, sodass ich an den Sprüngen im Gelände einige Risiken eingehen konnte, um am Ende fast in die Zeit zu reiten.“

Bester Deutscher war jedoch Michael Jung mit seinem fischerChipmunk FRH. Sie ritten eine sichere und nach Ingham und Wahler zweitschnellste Geländerunde mit 2,8 Zeitfehlern. Damit war er gerade einmal eine minimale Sekunde zu langsam für den Sieg in der Einzelwertung. Jung hatte am Ende -27,2 Punkte auf dem Konto, Ingham kam final auf -27,1. Über seinen Ritt und den Kurs resümierte Michael Jung: ,,Es war ein schöner Kurs, aber die Zeit war sehr knapp bemessen. Der Boden war durch den Regen etwas weich, aber nicht tief. Dadurch brauchen die Pferde ab und zu ein paar Galoppsprünge mehr zum durchatmen. Ich kann Chip voll vertrauen und wir kennen uns sehr gut.“ Auf dem dritten Platz rangierte am Ende die US-Amerikanerin Tamie Smith mit dem in Deutschland gezogenen 17-jährigen Hengst Mai Baum. Sie kamen mit der gleichen Zeit ins Ziel wie Michi Jung und Chipmunk.

Auch die anderen beiden deutschen Teamreiter lieferten im Gelände starke Runden ab und halfen somit der Mannschaft und auch ihrem Bundestrainer Peter Thomsen zum Sieg in der Prüfung. Malin Hansen-Hotopp und Carlitos Quidditch K kamen mit 5,6 Zeitfehlern aus dem Gelände zurück und beendeten ihren zweiten Start in Aachen auf Platz 12. Die Vorjahressiegerin Sandra Auffarth und ihr Viamant du Matz ließen es für ihre Verhältnisse im Gelände recht ruhig angehen und sammelten 17,2 Zeitfehler. Die erklärte Sandra in der Pressekonferenz damit, dass ,,es von Anfang an der Plan war ruhig zu reiten, da Mat nach Kentucky eine längere Pause hatte und ich nehme die Prüfung hier als Vorbereitung für die Europameisterschaften. Wir wollten etwas langsamer reiten, aber immer noch schnell genug um den Nationenpreis zu gewinnen. Das hat super geklappt!“

Am Ende profitierte Deutschland davon, dass den favorisierten Briten unter Zeitdruck Fehler unterliefen. Der nach dem Springen vorne liegende Tom McEwen bemühte sich um eine zügige Runde im Gelände, um seinen Spitzenplatz zu verteidigen. Doch dieses Risiko wurde nicht belohnt und JL Dublin lief beim zweiten schmalen Element des Turkish Airline Komplexes vorbei. Außerdem bekamen Gemma Stevens und Flash Cooley 15 Punkte für eine Missed Flag am zweiten Element der Eckenkombination 18 a)/b). Auch bei Kirsty Chabert und Classic VI lief es nicht ganz nach Plan, denn Classic verweigerte an der Bürste oben auf der Normandie-Bank. Somit war der Weg frei für Deutschland, die am Ende mit -104,9 Punkten und einer geschlossenen Mannschaftsleistung die Prüfung gewinnen konnten. Dicht auf den Fersen waren ihnen allerdings bis zum Schluss die US-Amerikaner, die final 108,2 Punkte auf dem Konto hatten. Bundestrainer Peter Thomsen resümierte den Tag wie folgt: ,,Ich bin sehr glücklich. Ich brauche ein paar Stunden um es zu realisieren und aus dem Konzentrationsmodus rauszukommen. aber heute Abend werden wir feiern!“

Auch die von den deutschen Einzelreitern gezeigten Runden in der Soers deuten darauf hin, dass Deutschland für die Zukunft einige vielversprechende Paare hat, welche man im Blick behalten sollte. Die bereits sehr erfahrene 16-jährige FRH Butts Avondale konnte mit ihrer Reiterin Anna Siemer nach dem Gelände von Platz 27 auf 16 vorrücken und somit sogar noch in die Schleifenränge reiten. Als zweite Starterin am Samstag vormittag lies die kleine Stute den Kurs leicht aussehen und flitzte mit gerade einmal 4,4 Zeitfehlern durch den Cross. Auch Rebecca-Juana Gerken zeigte sich überwältigt von ihrer Geländerunde beim Aachen-Debüt. Mit der 10-jährigen TSF Solara kam sie nach einer sehr rhythmischen und harmonischen Geländerunde gerade einmal 11 Sekunden oberhalb der Bestzeit ins Ziel und streckte beim Zieldurchritt erleichtert die Faust in den Aachener Himmel. Nach einem etwas unglücklichen Springen am Freitag Abend mit drei Abwürfen konnte sie sich mit dieser gelungenen Geländerunde noch in die Top 20 vorarbeiten. Libussa Lübbeke und Caramia eröffneten um 10 Uhr den Geländetag in Aachen und zeigten den gespannt zuschauenden weiteren Teilnehmenden, dass alle Aufgaben gut zu lösen waren. An der zweiten Ecke der Kombination 18a/b kamen sie etwas zu weit nach rechts und kassierten 15 Strafpunkte für eine Missed Flag. Somit mussten sie einige Plätze federn lassen und wurden schlussendlich 27. Timmo und Nicolai Aldinger kamen auf insgesamt 11,6 Strafpunkte für Zeitüberschreitung und beendeten die Prüfung auf Platz 29. Keinen guten Tag erwischte Calvin Böckmann mit seiner Altair de la Cense, genannt ,,Ali.“ Die beiden kamen an Sprung 10a), einem Quader im Wasser des Rolex-Komplexes zu Fall. Der Sturz sah auf den ersten Blick spektakulär aus, da sich die Stute teilweise über ihren Reiter abrollte, jedoch konnten die beiden munter und zu Fuß das Gelände in Richtung der Stallungen verlassen.

Die Stimmung nach dem Geländetag war insgesamt positiv. Rüdiger Schwarz resümierte den von ihm entworfenen Geländekurs wie folgt: ,,Mein Plan war es, einen anspruchsvollen Kurs zu bauen mit vielen Aufgaben welche so auch auf einem Championat abgefragt werden können. In kurzen Prüfungen auf hohem Niveau ist es aufgrund der vielfältigen Aufgaben immer schwierig in die Zeit zu reiten. Deshalb habe ich auch ganz bewusst zwei lange Galoppstrecken eingebaut, die fast eine Minute dauerten, sodass wieder Zeit gut gemacht werden konnte. Bei den vielen schmalen Sprüngen hatte ich heute jedoch den Eindruck, dass man vielleicht ein bis zwei Rhythmussprünge mehr hätte haben können.“ Insgesamt gab es über den Kurs verteilt 11 Verweigerungen und sechs Mal wurden 15 Strafpunkte für eine Missed Flag vergeben. Von den 44 in die Prüfung gestarteten Paaren kamen 26 ohne Probleme an den Sprüngen wieder zurück nach Hause. Es gab drei Reiterstürze und einen Pferdesturz, welche jedoch alle glimpflich ausgingen. Pferde und Reiter konnten die Strecke zu Fuß verlassen und auch der anschließende obligatorische Check-Up beim Arzt bzw. Veterinär verlief bei allen Paaren unauffällig.

Endergebnis CCIO4*-S Aachen (Einzelwertung)

Endergebnis CCIO4*-S Aachen (Nationenpreiswertung)

Fotos: Lutz Kaiser – Agentur Datenreiter 
Alle Fotos sind einsehbar und bestellbar unter folgendem Link: https://www.picdrop.com/agenturdatenreiter/9ddfbowypc

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