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Interview: Peter Thomsen und das deutsche Team auf dem Weg zur WM

Peter Thomsen hat Ende letzten Jahres die große Verantwortung als Bundestrainer der deutschen Vielseitigkeitsreiter übernommen. 2022 steht ganz im Zeichen der Weltmeisterschaften, die im italienischen Pratoni del Vivaro stattfinden.

Nach der Ära des langjährigen Bundestrainers Hans Melzer steht nun also auch die erste Nominierung unter der Federführung von Peter Thomsen an, der viele Jahre selber zu den deutschen Mannschaften gehörte, die beim Championat die schwarzrotgoldene Flagge vertraten. Am vergangenen Wochenende fand im französischen Haras du Pin eine Nationenpreis-Prüfung statt, die schon zu Beginn der Saison offiziell als letzte Sichtung der deutschen Paare ausgerufen wurde.

Ein Novum: Hier sollten alle Paare einmal miteinander im Vergleich antreten, die für eine Championatsnominierung in Frage kommen.

Eine Ausnahme wurde nur für Ingrid Klimke gemacht, die mit EQUISTROs Siena just do it als eine der Reservepaare aufgestellt wurde. Sie war zeitgleich noch mit ihrem Dressur-Hengst Franziskus bei der WM in Herning, wo sie mit der Mannschaft Bronze gewann und wird kommende Woche im belgischen Arville mit Siena just do it starten.

In Haras du Pin stellte Peter Thomsen ein Team für den Nationenpreis auf, das vor allem mit Paaren aus der zweiten Reihe bestückt war. Diese nutzten allesamt die Chance und sicherten sich überragend den Sieg.

Alina Dibowski mit Barbados, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch K, Sophie Leube mit Jadore moi und Nicolai Aldinger mit Timmo zeigten sich alle von ihrer besten Seite und konnten sich auch im Rennen um die Championatsplätze noch einmal nach vorne schieben.

Die altbewährten Championatspaare, die bereits bei den Olympischen Spielen in Tokyo starteten, stellten ihre gute Form unter Beweis, sodass die Olympiasiegerinnen Julia Krajewski und Amande de B’Neville (5. in Haras du Pin), Michael Jung und fischerChipmunk FRH (nach dem 5* Sieg in Kentucky auch Sieger in Haras du Pin) und Sandra Auffahrt mit Viamant du Matz (nach dem Sieg in Aachen nun nach einer ruhigeren Geländerunde 40. in Haras du Pin) erneut nominiert wurden.

Das Team wird komplettiert durch Christoph Wahler mit Carjatan S, die in Badminton erneut eine tolle 5* Prüfung hinlegten, nachdem sie im letzten Jahr bereits Zweite der 5* in Luhmühlen wurden. Alina Dibowski wurde mit ihren 22 Jahren im Sattel von Barbados als Einzelreiterin nominiert, nachdem sie in ihrem ersten Jahr im Seniorenlager mit konstant guten Leistungen auf sich aufmerksam machte (3. in Haras du Pin).

Nun konnten wir Peter Thomsen ein paar Fragen stellen.

Welche Eindrücke von den deutschen Reitern konntest du bei der letzten Sichtung gewinnen?

“Ein junges, deutsches Team hat den Nations-Cup gewonnen gegen 11 Teams. Alle vier Reiter blieben clear im Gelände, zudem waren 6 deutsche Paare unter den Top 11- darunter ein deutscher Sieger…..viel mehr geht nicht, daher mein großes Kompliment an alle Reiter, Pferde und das gesamte deutsche Team drumrum!”

 

Gab es Überraschungen?

“Viele….sehr positive ! Michis Sieg gehört zwar nicht mehr in die Rubrik Überraschung, aber wie Chipmunk ging und aussah, war beeindruckend! Natürlich war der coole Auftritt von Alina Dibowski  und Barbados mit dem 3. Platz und dem Teamsieg ein Zeichen, was letztendlich auch die Nominierung unterstützte. Unsere Olympiasiegerin ließ ihre Mandy flott galoppieren und hat direkt nach ihrer Dressur, bei der die Stute im Schritt kurz anzackelte, Dressuren genannt, um das abzustellen. Und so geht es mit allen Paaren weiter, ob Dirk mit Casino, Sandra mit Rosveel oder Malin mit ihrem Quidditch, es ging hinterher um nur um Kleinigkeiten, die noch  zu verbessern sind. Stagnation ist Rückschritt! Die harte Arbeit und der lange Weg haben sich bisher ausgezahlt, aber wir lassen nicht nach.”

 

Wie schwer machten euch die Paare letztendlich die Nominierung?

“Erstmal ist es sehr traurig, nur 5 deutsche Reiter zur WM mitnehmen zu dürfen. Und bei der Leistungsdichte einen weniger, das geht eigentlich gar nicht, aber es nützt ja nichts….Daher waren wir gezwungen am 14.8. die Entscheidung zu treffen. Bei einer Nominierung ein Turnier davor oder eins danach hätte es vielleicht anders ausgesehen! Wir haben zur Besprechung der Nominierung insgesamt drei Termine gemacht, einmal per Zoom vor dem Turnier, Samstag nach dem Gelände und Sonntag nach dem Springen. Jetzt arbeiten wir alle daran, diese Nominierung zu rechtfertigen!”

 

Wie wurden die erstmalig in diesem Rahmen geführten Einzel- und das Gruppengespräch zur Nominierung aufgenommen? Hattest du das Gefühl, dass dies gut angenommen wurde?

“Das hing natürlich vom Ergebnis der Nominierung und der Erwartungshaltung der Reiterinnen und Reiter ab…….leider war die lange Rückreise und der damit verbundene Zeitdruck erschwerend, im Winter besprechen wir mit den Reitern, ob das so weiter zielführend und gewünscht wird.”

 

Warum wurden erstmalig verschiedene Reservisten für die Mannschaft bzw. als Einzelreiter nominiert? (Nico / Sophie)

“Das wichtigste Ziel der WM ist eine Teammedaille, Minimalziel Platz 5, um die Olympia-Qualifikation für Paris zu erreichen.

Wie zuvor schon erwähnt, haben wir in diesem Jahr nur eine Reserve anstatt früher zwei. Daher wollen wir das Mannschaftsergebnis absichern mit Nico Aldinger, der mit Timmo unserer Ansicht nach ein sehr sicheres, schnelles  Mannschaftspferd hat. Sollte ein Teampaar ausfallen, erhoffen wir uns ein sicheres, schnelles Ergebnis für das Team von den beiden. Sophie hat mit ihrer Jadore Moi in Boekelo und Aachen gezeigt, das sie alles können, wenn sie das richtige Wochenende  „erwischen“, daher Reserve für den Einzelreiter !”

 

Wie sieht nun der weitere Weg Richtung WM aus?

“Wir haben ab dem 6.9. ein letztes Trainingslager in Bonn – Rodderberg mit allen Paaren und unseren Reservisten, von dort aus geht es dann mit einem Stopp nach Pratoni, dann geht es endlich los und wir arbeiten für deutsche Erfolge, möglichst wie in Frankreich!”

 

Vielen Dank und toi toi toi für die nächsten Wochen!

Deutsche brillieren bei Nationenpreisprüfung in Haras du Pin (FRA)

Frühes Aus im Nationenpreis von Arville für Ingrid Klimke