Coronabedingt mehrfach verschoben, konnte sie nun endlich stattfinden: die offizielle Verabschiedung des ehemaligen Bundestrainers der Vielseitigkeit Hans Melzer. Diese fand quasi vor dessen Haustür statt, bei der Siegerehrung der Deutschen Meisterschaft im Rahmen der Longines Luhmühlen Horse Trials.
Professor Jens Adolphsen, Vorsitzender des Vielseitigkeitsausschusses des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR), machte seine Laudatio an drei Begriffen fest: „Sportlich, mutig und motivierend“. Im Anschluss daran zeichnete Hans-Joachim Erbel. Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Hans Melzer für seine großen Verdienste um den Vielseitigkeitssport mit dem Deutschen Reiterkreuz in Gold aus.
Rund 30 Jahre war Hans Melzer, in den 70er Jahren selbst Europameisterschaftsteilnehmer, Bundestrainer deutscher Vielseitigkeitsreiter. Zunächst betreute er die Ponyreiter in dieser Disziplin (1989 bis1998), bevor von 2001 bis 2021 das Training der deutschen Topreiter übernahm, zunächst gemeinsam mit dem Briten Chris Bartle. Nach anfänglichen Rückschlägen gelang es dem Trainer-Duo, dank individueller Sichtungswege, zahlreicher Auslandseinsätze, der Einbeziehung sportwissenschaftlicher Methoden, teambildender Maßnahmen die deutschen Vielseitigkeitsreiter zurück an die internationale Spitze zu führen und diese Position ganz oben in der Weltspitze wiederholt zu beweisen.
„Sportlich war dies eine einzigartige Ära. Es wurden 34 Medaillen gewonnen auf Championaten, es gab 19 Mal Gold, die Höhepunkte waren eindeutig die Olympischen Spiele in Hongkong und London mit zwei Mal Mannschaftsgold. Außerdem sind wir jetzt vier Mal durchgängig Einzelolympiasieger geworden und das in dieser durchaus schwierigen Disziplin“, so Adolphsen. 2012 wurde Hans Melzer als erster Pferdesportler vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) mit dem Titel „Trainer des Jahres“ geehrt. „Und das ist eine wirklich herausragende Auszeichnung für einen Trainer in einer ‚Randsportart‘“, betonte der Ausschussvorsitzende.
Mut bewies Hans Melzer nicht nur, als er das Amt im Jahr 2001 übernahm, sondern auch, als er Ende 2016 alleine weitermachte, ohne Chris Bartle. „Das war keine einfache Situation“, sagte Adolphsen. „Mutig warst auch, weil du häufig gesagt hast, es gibt keinen Plan B. Ihr habt zwar immer behauptet, ihr hättet einen Plan bis C, aber du hast immer gesagt, man gewinnt nur mit Plan A.“
Seine großen Erfolge als Trainer verdankt Hans Melzer vor allem seinem Optimismus und der Fähigkeit, andere zu motivieren. „Du hast eine so positive Grundhaltung, dass du damit ganz viele Reiter aufgebaut hast. Du hast ihnen Mut gegeben, du hast sie häufig ganz eng auf Turnieren und Championaten geführt und dadurch große Erfolge erst möglich gemacht“, sagte Adolphsen. „Du bist in den vergangenen 21 Jahren zum Gesicht der Vielseitigkeit geworden.“
Am Ende warf der Laudator noch einen Blick in die Zukunft und dankte Hans Melzer für herausragende Einarbeitung seines Nachfolgers Peter Thomsen. Er schloss seine Rede mit den Worten: „Du hilfst nach wie vor und wir hoffen, auch in Zukunft auf dich zurückgreifen zu können, vornehmlich hier in Luhmühlen, wenn Not am Mann ist.“
Text: fn-press