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Dirk Schrade auf dem Weg zurück an die Spitze

Dirk Schrade kann auf eine lange Erfolgsbilanz zurückblicken. Von 2006 bis 2015 gehörte er ausnahmslos zum deutschen Aufgebot bei Championaten und konnte dabei vier Mal Mannschaftsgold gewinnen.

Zu seinen größten Erfolgen gehört dabei sicherlich die Olympische Goldmedaille in London 2012 mit seinem King Artus, zu dem er mit einem sicheren Mannschaftsergebnis (er fügte seinem Dressurergebnis nur Zeitfehler aus dem Gelände hinzu) auf Platz 26 maßgeblich beitrug. 2011 wurde das Paar Vierter der Einzelwertung bei den Europameisterschaften in Luhmühlen.

Nach dem tragischen Tod durch einen Aortenabriss von King Artus nach seiner letzten top Platzierung (Platz 2) im Ziel in Wiesbaden setzte Dirk auf Hop and skip, den seine langjährige Unterstützerin Freya Rethemeier für ihn sicherte. Nahtlos setzte er mit dem Fuchs mit der ungewöhnlichen Springmanier seine Erfolgsbilanz fort: Mannschaftsgold bei den Europameisterschaften 2013 in Malmö, Platz 6 der Einzelwertung. 2014 wurden sie Mannschaftsweltmeister in Caen, 2015 gewannen sie erneut Mannschaftsgold bei der EM in Blair Castle und wurden Siebte der Einzelwertung.

Dirk Schrade- Hop and skip / Luhmühlen 2013/
Bild: Kerstin Hoffmann www.eventing-art.com

2016 hatte Hop and skip in Aachen seinen letzten Auftritt, mit Platz 14 beim CHIO beschloss er seine erfolgreiche Karriere. Seitdem baute Dirk Schrade sukzessive junge Pferde für den Spitzensport auf.
Nun hat er mit Catelan und Casino wieder zwei Eisen im Feuer, die in die großen Hufspuren von King Artus und Hop and skip treten könnten und sollten. Casino konnte Dirk von Peter Thomsen übernehmen, wie einst sein Spitzenpferd King Artus.
Wir konnten Dirk ein paar Fragen stellen.

Casino 80 – Dirk SCHRADE (GER)
17.04. CCI3*-S (Cross Country)
16.-18.04.2021 NHHT – North Holland Horse Trials, Oudkarspel, NL

Nachdem du mit King Artus und Hop and Skip lange Zeit zur engen Auswahl für die Championate gehört hast, hast du die letzten Jahren vor allem dazu genutzt, um junge Pferde erfolgreich in den internationalen Sport zu bringen. Wie wichtig ist es dir, auch auf Toplevel mitreiten zu können?

„Das ist mir sehr wichtig und ich habe in den letzten Jahren immer wieder versucht, mir ein Pferd für den großen Sport aufzubauen. Bei Catelan ist mir das gelungen, dank Freya Rethemeier konnte ich ihn langfristig im Stall behalten und für größere Aufgaben in Ruhe vorbereiten. Ich bin ihr sehr dankbar dafür, dass sie das möglich macht. Sie hat dann letztendlich auch Casino für mich gekauft, damit wir auf höchstem Niveau nochmal angreifen können. Mit Freya arbeite ich nun schon viele Jahre zusammen und bin sehr froh, sie an meiner Seite zu haben. Sie ist immer sportlich fair und pro Pferd, das macht es auch möglich, meine Pferde optimal zu managen.“

 

Neben Catelan hast du mit Casino noch ein zweites Eisen im Feuer. Casino startet aber nicht in Luhmühlen? Beide haben nun ihr erforderliches Qualifikationsergebnis in der Tasche. Wer ist für dich die erste Wahl in Bezug auf einen möglichen Championatseinsatz?

„Catelan hat sich leider im Gelände in Baborowko verletzt, er muss nun erstmal 4 Wochen Schritt gehen, sodass er für einen Championatseinsatz dieses Jahr nicht mehr in Frage kommt. Dadurch fällt auch leider unser geplanter 5* Start in Luhmühlen aus. Inzwischen ist Catelan so sicher in allen drei Disziplinen, dass ich denke, dass er nächstes Jahr auch schnell wieder gut in die Saison kommen kann. So hoffe ich, dass ich 2022 dann wieder mit zwei Pferden angreifen kann. Dieses Jahr liegt der Fokus fürs Championat demnach auf Casino.
Er hat sich nun in Baborowko sein Qualifikationsergebnis gesichert. Im letzten Jahr hatte ich das auf die Schnelle in Rom schon einmal versucht, da habe ich dann aber im Gelände eine falsche Entscheidung für ihn getroffen- wir kannten uns einfach noch nicht gut genug. Nun haben wir uns aber gut aufeinander eingestellt, das Gefühl passt. Casino hat nach der langen Prüfung jetzt erst einmal eine Pause, das ist mir immer wichtig für die Pferde. Luhmühlen kommt da einfach zu schnell, er soll ich wirklich regenerieren können. Auch Casino ist in allen drei Disziplinen sicher und inzwischen auch erfahren, auf Dauer kann ich mir vorstellen, dass er noch etwas mehr Ausdauervermögen haben wird, als Catelan. Derzeit ist er noch etwas vorsichtig im Gelände und überspringt sich manchmal noch, da können wir in Zukunft sicher auch nochmal ein paar Sekunden rausholen.“

 

Auf welches Saisonziel arbeitest du derzeit hin?

„Mein erklärtes Saisonziel sind die Europameisterschaften in Avenches, da würde ich mich unheimlich freuen, wenn wir dafür nominiert würden. In der engeren Auswahl für Tokyo sehe ich uns ehrlich gesagt nicht. Für mich persönlich muss ein Olympiapaar ein sicheres 5* Paar sein, und damit meine ich, dass es sich in zwei Saisons nacheinander auf dem Niveau bewährt haben muss. Ich habe Casino noch nicht lange genug im Stall, als dass ich uns da jetzt zuzählen würde. Als Deutschland die erfolgreichen Championatsjahre feiern konnte, bestand unser Team immer auch aus Reitern, die mit ihren Pferden ein sicheres Teamergebnis abliefern konnten- mit 3 oder 4 Stürmern, also Reitern, die auch für eine Einzelmedaille vorne volles Risiko gehen müssen, gewinnt man selten ein Championat als Mannschaft. Das ist eigentlich wie beim Fußball. Also, Casino ist fit und wir planen derzeit in Richtung Euro. Für die Zeit nach den jetzt erst einmal anstehenden 4 Wochen Turnierpause mache ich mir jetzt in Ruhe einen vernünftigen Turnierplan in Absprache mit den Trainern. Gerade bei den immer extremer werdenden Witterungsbedingungen muss man im Sommer schon sehr genau aussuchen, wo man hinfahren möchte, damit die Pferde nicht auf extrem harten Boden laufen müssen.“

 

Machst du für dich noch Ausgleich- oder Ausdauersport?

„Im Winter gehe ich viel laufen und kombiniere das mit Übungen, die ich vorher und hinterher mache. Meist ist das ein fließender Übergang, wenn die Saison so langsam beginnt, fehlt mir dafür einfach die Zeit. Dann stehen Galopp- und Geländetraining zusätzlich auf dem Plan, die ersten Dressur- und Springturniere- das nimmt alles deutlich mehr Zeit in Anspruch als im Winter. Ich muss aber auch dazu sagen, dass ich täglich um die 10 Pferde reite, was mich körperlich schon auch fordert und fit hält.“

 

Danke Dirk und viel Erfolg auf deinem Weg zur EM!

Dirk Schrade- Casino / Baborowko 2021 / Bild: M&R photo

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