Nadine Marzahl und Valentine FRH sind nunmehr im zehnten Jahr erfolgreich auf den Turnierplätzen unterwegs. Von der ersten Geländepferde- und Springpferdeprüfung bis hin zum 4* Sieg und zum Start bei den Europameisterschaften konnten sie den weiten Weg gemeinsam bestreiten. Nun soll der nächste große Schritt folgen: Nadine peilt mit Valentine in Luhmühlen die CCI5*-L Prüfung an.
Dazu konnten wir Nadine einige Fragen stellen. Viel Spaß eim Lesen!
Nadine, du reitest Valentine nun schon seit vielen Jahren, ihr seid ein eingespieltes Team. In 4* Prüfungen seid ihr eine Bank. Ist der 5* Start nun die logische Konsequenz des langfristigen Aufbaus?
„Das ist genau so, wir kennen uns in- und auswendig. Wir wissen gegenseitig um unsere Stärken und Schwächen und wie wir ticken. Das Vertrauen und das Miteinander sind über die Jahre so gewachsen. Über 4* macht es inzwischen einfach nur noch Spaß mit ihr. Ich bin vom Typ her eigentlich eher vorsichtig, habe aber über die Jahre mit Valentine inzwischen so an Routine gewonnen, dass ich die 4* Strecken einfach genießen kann, ohne mir vorher einen Kopf zu machen. Ehrlich gesagt war ein 5* Start für mich nie so richtig ein Thema, das war einfach ganz weit weg. Ein erster Wink in die Richtung war dann im Winter eine Talkrunde von equiratings, bei der es um Newcomer im 5* Bereich in diesem Jahr ging. Eine Freundin schickte mir den Link zu mit der Bemerkung, dass wir dort erwähnt wurden. Statistisch auf der Grundlage unserer 4* Ergebnisse sprachen sie uns gute Chancen zu, in Luhmühlen unser 5* Debüt gut geben zu können. Das ließ ich mir erstmal durch den Kopf gehen und schlief einige Nächte darüber, bis ich zudem Schluss kam- warum eigentlich nicht? Ich habe immer ein gutes Gefühl auf ihr, wir hatten in 4* eigentlich keine Probleme, die daran zweifeln ließen. Vielleicht ist es doch nicht so weit weg? Anfang der Saison haben wir immer ein Planungsgespräch mit Hans Melzer. Auch wenn es dieses Jahr natürlich schwer wird, in den Kreis zu kommen, aber ich habe als Saisonziel die Europameisterschaften in Avenches angepeilt. Hans fragte mich dann in dem Gespräch, warum ich denn eigentlich in Luhmühlen 4* und nicht 5* plane. Puh, da habe ich doch erst einmal etwas geschluckt und gesagt, dass ich so konkret nochmal drüber nachdenken muss. Ich habe mich mit eng vertrauten Reiterkollegen ausgetauscht, die eigentlich schon quasi damit gerechnet hatten. Mit Valentines Besitzerin Heike Kikuth habe ich lange gesprochen und nach einigen reiflichen Überlegungen kamen wir eigentlich alle zu dem Entschluss, in diesem Jahr die 5* anpacken zu wollen. Valentine ist jetzt 14, sie ist topfit und hat inzwischen die Erfahrung und Routine- wann soll man es sonst angehen?“
Warum hast du gerade Luhmühlen für den ersten 5* Start ausgewählt?
„In Luhmühlen hat Valentine sich immer wohl gefühlt, sie liebt die Atmosphäre dort- und ich reite dort auch immer gerne. Von den ersten Geländepferdeprüfungen bis hin zur 4* ist sie hier immer gut gegangen, er gibt für uns keinen besseren Ort als Luhmühlen um 5* zu reiten. Die Bedingungen sind wetterunabhängig immer sehr gut. Das Einzige was natürlich schade ist, dass in diesem Jahr die Zuschauer fehlen werden. Das ist schon immer ganz besonders von den Zuschauern so durch den Kurs gejubelt zu werden. Gerade in Luhmühlen sind natürlich auch nochmal mehr Freunde und Bekannte da, da wir ja in der Nähe beheimatet sind und ich seit meiner Lehre am AZL auch hier in der Gegend lebe. Es ist schon ein wenig aufregend, uns jetzt in der höchsten Prüfung in Luhmühlen in der Starterliste zu sehen, ich freue mich da schon sehr drauf.“
Welche Rolle spielt eine eventuelle Championatsteilnahme in diesem Jahr für deine weitere Turnierplanung?
„Natürlich spielt das in diesem Jahr eine große Rolle. Die Order von Hans war klar, es kommen nur 5* erprobte Pferd-Reiter-Paare für einen Championatsstart in Betracht. In Deutschland haben wir aktuell viele gute Paare. Ich würde so gerne für die Europameisterschaften in die engere Wahl kommen, auch deshalb gehen wir nun diesen Schritt. Wir planen jetzt erstmal nur bis zur 5* in Luhmühlen und alles Weitere wird sich dann von allein ergeben, auch in Abhängigkeit davon, wie es da gelaufen ist. Erst einmal gehe ich davon aus, dass Valentine danach erst einmal eine Pause bekommt und wir dann in Absprache mit den Trainern einen weiteren Plan machen.“
Man kann sagen, ihr kennt euch in- und auswendig. Aber so eine 5* Prüfung ist ja doch noch einmal eine neue Herausforderung. Wie sieht eure Vorbereitung aus, und wie unterscheidet sie sich beispielsweise zur Vorbereitung der EM?
„Grundsätzlich ist die Vorbereitung sehr ähnlich. Da Galopptraining habe ich nochmal intensiviert, weil die Prüfung ja auch nochmal länger ist. Wir waren Anfang des Jahres jetzt in Radolfzell und Marbach am Start, das sind beides Prüfungen die aufgrund der Berge und Hügel nochmal Konditionsschübe gegeben haben. In der Dressuraufgabe sind jetzt ganz andere Linien gefragt, auf die wir uns momentan konzentrieren. Zudem sind jetzt vier Galoppwechsel gefragt, die üben wir gerade auch nochmal vermehrt. In jedem Fall werde ich in den nächsten Tagen noch einmal ein gezieltes Geländetraining für Luhmühlen machen. In einer 5* Prüfung sind einfach nochmal deutlich technischere Abfragen, auf die ich uns nochmal speziell vorbereiten möchte. Aber insgesamt trainieren wir genauso fleißig wie vor zwei Jahren.“
Machst du noch spezielles zusätzliches Training für dich, oder reicht das Pensum der normalen Prüfungen an Kraft und Ausdauer?
„Ich reite am Tag circa 10 Pferde und bin den ganzen Tag auf den Beinen und in Bewegung. Ich mache regelmäßig Stretching und Physiotherapie. Seit einigen Jahren habe ich nun das große Glück, mit Valentine, Vally und Victoria drei Pferde im Stall zu haben, die ich alle auf 4* Niveau starte. In Marbach waren beispielsweise alle drei am Start, sodass ich da körperlich auf die Beanspruchung gut eingestellt bin. Ich fühle mich fit und gut vorbereitet.“
Worauf freust du dich in Luhmühlen am meisten?
„Eigentlich auf alles. Es ist immer ein tolles Turnier, ich fahre immer gerne hin, reite dort und es macht immer Spaß. Ich hoffe einfach, allen zeigen zu können, was in diesem tollen kleinen Pferdchen steckt. Sie kann einfach so viel möglich machen und das würde ich gern in der 5* auch unter Beweis stellen.“
Die Europameisterschaften 2019 waren sicherlich etwas ganz Besonderes für dich. Im Gelände ward ihr super unterwegs- dann kam die Order, dass du ausgeschieden bist, weil ihr einen Sprung ausgelassen habt. Wie gehst du damit um?
„Ja, der Schmerz sitzt tief, aber das ist jetzt abgehakt. Im letzten Jahr sind wir ja auch bei den Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen gestartet, das war wieder eine ganz tolle Prüfung und es fühlte sich mit ihr fast schon einfach an. Richtig erklären kann ich bis heute nicht, was da bei den Europameisterschaften passiert ist. Ich habe trotzdem an vielen Kleinigkeiten gearbeitet, um einfach alles dafür zu tun, dass mir das nicht nochmal passiert. Vorher habe ich noch nie einen Sprung vergessen, danach auch nicht mehr. Wenn ich es rückgängig machen könnte, ich wäre die erste, die es tun würde. Aber es ist nun mal passiert, es gehört zu mir und meiner Geschichte. Aber wir schauen jetzt nach vorne und fokussieren uns darauf, dass wir uns bestmöglich zeigen können.“