Tausende Zuschauer säumten die Trassen des Geländes in der Aachener Soers am heutigen Vormittag- spannender Sport im Gelände und ein selektiver Kurs boten bei strahlendem Sonnenschein die Kulisse. Am Ende kürt eine Offiziellenentscheidung nach viel hin und her Sandra Auffarth zur Siegerin.
Am Ende wurde es nochmal richtig spannend- minutenlang musste abgewartet werden, ob der Sieger Michael Jung mit seinem fischerChipmunk FRH die Ecke an Hindernis 14 zwischen den Fahnen überwunden haben. Fest stand: der Einzelsieg wird definitiv ein deutscher sein. Aber wird Michael Jung seinen dritten Sieg in der Soers feiern, oder ist es Sandra Auffarth mit Viamant du Matz, die zum zweiten Mal nach 2014 (damals mit Opgun Louvo) das CHIO gewinnen kann?
Während die beiden im Interview mit dem WDR zu sehen sind, kommt die Richterentscheidung- Michael Jung wird zum Sieger ernannt. Eine Stunde später ist die Entscheidung nach einem Einspruch dann eine andere- ihm wird für Hindernis 14 eine missing flag angerechnet, 15 Minuspunkte sind die Folge, die ihn auf Platz 8 abrutschen lassen.
Von den 42 Paaren schaffte es keines in die Bestzeit, 4 Reiter/innen zogen ihre Pferde vor dem Geländestart zurück, 29 konnten die Prüfung in Wertung beenden.
Michael Jung hatte fischerChipmunk FRH als Einzelstarter ausgewählt, in Absprache mit Bundestrainer Peter Thomsen wurde im Vorfeld der noch deutlich unerfahrenere Kilcandra Ocean Power als Mannschaftspferd vorgezogen, um Chipmunk nach Gefühl reiten zu können.
Doch die schwere Kombination an Hindernis 16, einem Coffin mit einem Eulenloch als Aussprung und folgendem schmalen Hindernis aus der Linkswendung wurde ihnen zum Verhängnis, der Fuchswallach hatte das d-Element erst zu spät als sein Hindernis erkannt.
Das Schicksal teilte auch die dritte Mannschaftsreiterin, Ingrid Klimke, mit der ebenfalls noch nicht allzu erfahrenen EQUISTROs Siena Just do it. Die Stute wirkte oftmals zu motiviert und entwickelte nach dem c-Element bereits einen enormen Vorwärtsdrang, wodurch ein präzises Anreiten des schmalen Hindernisses quasi unmöglich wurde. Nach diesem Rhythmusverlust musste das Paar an einer folgenden Kombination aus Absprung und zwei schmalen, schräg versetzten Hecken einen weiteren Vorbeiläufer hinnehmen.
Zuvor hatten aber Julia Krajewski und Amande de B’Neville gezeigt, dass sie sich weiterhin auf dem Weg zur Championatsform befinden. Mit 14 Sekunden über der Bestzeit legte Julia den Ritt nicht bis aufs letzte Tempo an, lieferte aber eine bestechend sichere und souveräne Runde ab. Einzig am Wasser im Stadion strauchelte die Stute in der Landung einmal kurz- ein Schreckmoment, nachdem hier schon mehrere Pferde ins Wanken geritten und teils auch die Reiter aus dem Sattel kamen. Mit dieser Runde brachte Julia das deutsche Team wieder auf Kurs, sie kann sich im Endergebnis über Platz 9 in der Einzelwertung freuen.
Nach den Vorbeiläufern der beiden Teamreiter Michael Jung und Ingrid Klimke war klar, dass Sandra Auffarth eine blitzsaubere Runde ins Ziel bringen muss, wenn die deutsche Equipe noch aufs Podium reiten sollte. Zwischenzeitlich auf Rang 4 abgerutscht, lag der Druck nun auf der ehemaligen Weltmeisterin und ihrem Viamant du Matz. Und sie lieferten ab! Hochkonzentriert zeigten sich beide von Anfang bis Ende des Kurses, ein sicher galoppierender Mad und seine routinierte Reiterin sprangen von Aufgabe zu Aufgabe, ohne einen Wackler. In Bestform zeigten sie sich und setzen damit sicher auch ein Ausrufezeichen in Richtung Weltmeisterschaften. Im Ziel blieb die Uhr bei 7:02 Minuten stehen, 3 Sekunden über der Bestzeit. Wie auch übrigens bei Michael Jung und fischerChipmunk FRH.
Die 5* Sieger von Kentucky gingen als letztes Paar auf die Strecke und ließen keine Zweifel an ihrer bestechenden Form aufkommen. Nach dem großartigen Sieg waren sie das erste Mal wieder am Start, wie Michael nach seinem Ritt berichtete, hatte der großgewachsene Braune “noch den großen Gang von Kentucky drin und war noch etwas zu motiviert”. Das brachte auch das Problem an der Ecke (Hindernis 14) mit sich, als Michael noch nicht ganz fertig wurde mit seinen Paraden und dadurch eine unglückliche Absprungdistanz zustande kam. Am Ende kostet dieses eine Hindernis Michael Jung den dritten CHIO-Sieg.
Dennoch schafft es die deutsche Equipe aufs Treppchen- Platz 2 hinter den wieder einmal unschlagbaren Briten und vor der Equipe Tricolore aus Frankreich.
In der Einzelwertung ritt Andrew Hoy einmal mehr in beeindruckender Manier im Sattel von Vassily de Lassos zu Platz 2- er galoppierte eine Sekunde über der Bestzeit über die Ziellinie und brachte damit das beste Geländeergebnis nach Hause. Platz drei ging an Großbritannien mit Tom McEwen und Toledo de Kerser, den Olympia-Silbermedaillengewinnern von Tokyo. Joseph Murphy und Calmaro sicherten Platz 4 für Irland.
Vor den Mannschaftspaaren und den Top Ten, die rückwärts zur bis dahin gültigen Rangierung starteten, waren aber bereits einigen deutsche Paare auf der Strecke.
Allen voran überzeugte Sophie Leube mit Jadore moi, die vor zwei Wochen ihr 5* Debüt in Luhmühlen nach einem frühen Vorbeiläufer abbrach. Eine gute Entscheidung, wie sich heute erwies. Nach einer tollen Dressur und einem Springparcours mit einem Abwurf konnten sie das Gelände nur 6 Sekunden über der Bestzeit beenden und lagen mit dem Ergebnis lange Zeit in Führung. Am Ende der Prüfung zeigte sich, was die Ritte der beiden wert waren: Platz 5 in der Endabrechnung, das zweitbeste deutsche Ergebnis!
Den Geländetag eröffneten heute morgen Arne Bergendahl und Checkovich, die in diesem Jahr mit guten 4* Vorleistungen das Vertrauen des Bundestrainers bekamen, wodurch sie die Startgenehmigung beim CHIO erhielten. Fehlerfrei brachten sie den Geländeritt ins Ziel, ein toller Kurs vor allem mit dem Blick auf die später folgenden Ergebnisse der Toppaare. Nach 7:46 Minuten stoppte die Uhr, das Paar rangierte in der Endabrechnung auf Platz 24 sogar noch vor den beiden Mannschaftsreitern Ingrid Klimke (28.) und Michael Jung mit Kilcandra Ocean Power (25.).
Auch die CHIO-Debütanten Jan Mathias und Granulin wussten zu überzeugen, in 7:27 Minuten beendeten sie fehlerfrei die Geländestrecke und ritten damit zu Platz 20. Schon gestern konnten sie den Springparcours mit nur einem Abwurf absolvieren.
Pech hatte auch die Mannschafts-Vize-Europameisterin Anna Siemer. Sie war mit FRH Butts Avondale sicher und schnell unterwegs, bis sich die Hannoveraner-Stute in den Aufzug des Hufeisens trat und plötzlich auf dem Weg zu Hindernis 21 lahmte. Anna beendete den Ritt. Dasselbe Schicksal ereilte auch die noch amtierenden Weltmeister Ros Canter und Allstar B, der an Hindernis 16 mit der Pferdeambulanz abgeholt wurde.