Der Geländetag der 52. Ausgabe der Military Boekelo geht für das deutsche Team mit gemischten Gefühlen zu Ende. Von den zwölf deutschen Reiterinnen und Reitern kamen drei ,,clear inside the optimum time“ ins Ziel. Allerdings mussten auch vier Stürze, drei davon am Wassereinsprung 20a) verzeichnet werden. Alle Reiter und Pferde sind Stand Samstag Abend wohlauf. Dadurch ist das deutsche Team für die letzte Station des Nationenpreises jedoch leider geplatzt.
Der Tag begann vielverprechend: Nicolai Aldinger und Timmo (Züchter: Ole Lehmann; Besitzer: Jutta und Michael Spetzhmann) gingen als erster Mannschaftsreiter bereits als sechstes von den insgesamt 110 Starterpaaren auf die 5750 Meter lange Strecke. Motiviert und unaufwändig bewältigten sie alle gestellten Aufgaben ohne sichtliche Schwierigkeiten und kamen mit nur drei Sekunden ,,Verspätung“ im Ziel an. Mit einem Zwischenergebnis von -32,5 Punkten konnten sie sich von Platz 26 nach der Dressur auf einen guten 13. Platz vor dem abschließenden Springen verbessern. Mit diesem guten Pathfinder-Ergebnis ging das ,,Küken“ des Teams, nämlich Anna Lena Schaaf mit Fairytale (Züchter und Besitzer: Gerd Neukäter) auf ihre erste 4*-L Strecke. Für etwa zwei Drittel des Kurses sah der Ritt super aus und alles schien nach Plan zu laufen. Die beiden sind bereits seit über 10 Jahren ein Team und haben schon zahlreiche Geländestrecken in ganz Europa gemeinsam bestritten. Doch am zweiten Wassereinsprung passierte es: Fairytale strauchelte in der Landung und Anna-Lena trennte sich von ihrer vierbeinigen Partnerin. Somit war das Abenteuer Boekelo für die beiden vorzeitig beendet. Beide konnten die Strecke nass, aber wohlauf verlassen. Nun galt es für die beiden weiteren Teamreiter ein gutes Ergebnis nach Hause zu reiten. Auch bei Julia Krajewski und dem 9-jährigen Nickel aus dem Besitz der Familie Rössel sah zunächst alles positiv aus. Sicher und rittig präsentierte sich der Numero Uno-Sohn bei seiner ersten langen Prüfung auf 4*-Level unter dem Sattel seiner erfahrenen Ausbilderin an den technischen Aufgaben. Am Wassereinsprung 20a), an dem bereits Anna-Lena Schaaf gefallen war, machte Nickel einen gewaltigen Satz und landete im Wasser leider nicht auf seinen Füßen. Somit ging Julia Krajewski bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Wochen unfreiwillig baden. Auch im britischen Blenheim hatte es sie, dort mit Ero de Cantraie, in der CCI4*-L am Wassereinsprung erwischt. Auch diese beiden konnten den weiten Rückweg zu den Ställen zu Fuß, wenn auch nass, antreten.
Damit war die Führung der Deutschen aus der Dressur Geschichte. Daran konnte auch Christoph Wahlers tolle Nullrunde mit D’Accord FRH (Züchterin: Christa von Paepcke; Besitzer: Stefan Haupt und Hendrik von Paepcke) nichts mehr ändern. Er war eines von 17 Paaren, welches die Strecke innerhalb der erlaubten Bestzeit beenden konnte. Course-Designer Andrew Ditcham sagte in der Pressekonferenz im Anschluss an das Gelände, dass er im Vorhinein mit ca. 20 Runden innerhalb der erlaubten Zeit gerechnet habe. Diese Vorhersage konnten die Reiter beinahe erfüllen. Dem eher großrahmigen D’Accord FRH schien das Gelände in Boekelo optimal zu liegen: Er konnte auf den weitläufigen Galoppstrecken seine raumgreifende Galoppade gut einsetzen, kam insgesamt 16 Sekunden unterhalb der Optimum Zeit ins Ziel und war somit Tagesschnellster. Dies gelang ihm, obwohl Christoph sich an den technischeren Komplexen Zeit für die Vorbereitung nahm und das Tempo herausnahm. Die gute Leistung im Gelände bedeutete auch, dass die beiden im Vergleich zum Ergebnis nach der Dressur 17 Plätze gutmachen konnten und morgen nach bestandenem Vet-Check von Platz 10 aus ins Springen starten dürfen.
Den Teamreitern am vormittag folgten im Block am Nachmittag die Einzelreiter. Besonders hervortun konnte sich Felix Etzel mit dem Trakehnerhengst TSF Polartanz von Konvoi (Züchterin und Besitzerin: Ulrike Malter). Erst vor drei Wochen gewannen die beiden die CCI4*-S in Strzegom und konnten diese Form offensichtlich mit nach Boekelo bringen. Bereits nach der Dressur lagen sie mit -28,4 Punkten auf dem zehnten Platz. Diesem Ergebnis fügten sie im Gelände nichts hinzu und konnten mit einer sicheren Runde und Dank Felix‘ energischem Zureiten in der letzten Minute auf der Strecke in die Zeit reiten: ,,Auf der Strecke hatte ich sehr viel Spaß obwohl es bei den ersten vier bis fünf Sprüngen für mein Pferd schon schwierig war, da die Zuschauer so nah waren. Nach Sprung 10 hat er dann angefangen zu atmen und dann fühlte er sich bei seiner ersten CCI4*-L frisch bis zum Ende an. Morgen kann alles passieren, aber heute bin ich erst einmal sehr glücklich.“ Die beiden rangieren aktuell auf dem dritten Platz innerhalb der Top 3.
Ähnlich glücklich dürfte auch Arne Bergendahl über den Ritt mit seinem Routinier Checkovich (Züchter: Heinrich Bergendahl; Besitzer: Arne und Helmut Bergendahl) sein. Der 16-jährige Sir Shostakovich-Sohn spielte seine ganze Erfahrung aus und galoppierte bei seinem zweiten Boekelo Start frisch in die Zeit. Die beiden konnten bei ihrem voraussichtlich letzten gemeinsamen internationalen Auftritt einen beachtlichen Sprung von Platz 39 nach der Dressur auf Platz 12 nach dem Gelände machen. Ihr Ergebnis beträgt -32,4 Punkte. Ab der nächsten Saison soll ,,Checko“ einer deutschen Nachwuchsreiterin das kleine und große ABC des Buschreitens beibringen.
Die weiteren Teilnehmer aus Deutschland hatten heute auf der Geländestrecke das Glück nicht immer auf ihrer Seite. Anna Siemer und ihre flinke Vollblutstute FRH Butts Avondale (Züchter und Besitzer: Prof. Dr. Steinkraus) trafen das erste Trapez auf dem Hügel im zweiten Wasser nicht optimal und kassierten dort 20 Punkte. Trotz einer Schleife im Wasser um die Alternative zu reiten kamen sie nur sieben Sekunden oberhalb der Optimum Time ins Ziel. Vor dem Springen liegt die 16-jährige Hannoveranerstute mit ihrer Reiterin mit -56,8 Punkten auf Platz 66. Die Trakehnerstute TSF Solara und Rebecca-Juana Gerken ereilte das Pech am gleichen Hindernis. Abgesehen vom Versehen an Hindernis 20b) zeigten die beiden eine sichere und rhythmische Runde bei der ersten CCI4*-L Prüfung der 10-jährigen TSF Solara (Züchter und Besitzer: Christoph Zimmermann) und kamen nach 10:37 Minuten frisch ins Ziel. Das Paar aus Schleswig-Holstein geht mit 65,7 Punkten im Gepäck von Platz 72 aus in den finalen Sonntag. Der dritte Deutsche im Bunde mit Problemen an Sprung 20b) war Ben Leuwer mit dem 11-jährigen Citius (Züchter: Heiko Büttner; Besitzerin: Marion Drache). Für den Holsteiner der erst auf dem Pfingstturnier in Wiesbaden in diesem Jahr seine erste 4*-Prüfung ging, war es ebenfalls die erste lange Prüfung auf 4*-Niveau. Die Minuspunkte nach dem Gelände belaufen sich auf -69,6 und sie liegen momentan auf Rang 77. Einen beherzten Ritt bei seiner allerersten CCI4*-L Prüfung zeigte der gebürtige Düsseldorfer Brandon Schäfer-Gehrau mit der kleinen Fuchsstute Fräulein Frieda (Züchter: Peter Broers; Besitzerin: Dagmar Schäfer-Gehrau). Die beiden bestritten beispielsweise den schwierigen Wasserkomplex, der vorher einigen Teamkollegen zum Verhängnis geworden war, ohne Probleme. An Sprung 24a), einer recht hohe steilen Hecke auf einem Hügel stimmt die Distanz einmal nicht ganz, sodass Fräulein Frieda sich dazu entschied lieber nicht abzuspringen. Ohne lange zu überlegen schlugen die beiden die Alternative ein und beendeten den schweren Geländeritt trotz der 20 Punkte mit einem Lachen im Gesicht. Mit -73,4 Punkten auf dem Konto liegen sie aktuell auf Platz 79.
Den Geländeritt leider nicht beenden konnten Niklas Bschorer und der 12-jährige Westfale Back in Time. Sie stürzten bereits am Hindernis 5a), einer Grabenkombination. Das gleiche Schicksal wie Julia Krajewski und Anna Lena Schaaf ereilte die Einzelreiterin Emma Brüssau mit Dark Desire GS. Die 14-jährige Stute verlor nach dem Wassereinsprung das Gleichgewicht und Emma fiel ins Wasser. Jedoch konnten die beiden Pechvögel Niklas und Emma mit ihren Pferden die Strecke ohne sichtliche Blessuren verlassen.
Nach dem Gelände liegen die Franzosen mit -97,8 Punkten und etwas mehr als drei Abwürfen Vorsprung im Nationenpreis an der Spitze. Dahinter rangiert mit -113,0 Punkten das Team aus Belgien. Auch das Team aus Großbritannien musste einige Punkte zu ihrem Dressurergebnis hinzufügen. Sie liegen aktuell mit -122,2 Punkten auf Platz drei.
Auch in der Einzelwertung sieht es für die Franzosen nach dem Gelände sehr gut aus: Der erfahrene Teamreiter Nicolas Touzaint konnte mit dem erst 10-jährigen Selle Français Wallach Diabolo Menthe, den er übrigens seitdem dieser 3 Jahre jung ist selbst ausgebildet hat, sein Dressurergebnis von -25,4 Punkten über die Ziellinie bringen und liegt aktuell vor Lara de Liedekerke-Meier mit dem 13-jährigen Hannoveraner Ducati D’Arville (Züchter: Wolfgang Rüsch) in Führung. Die Belgierin und Ehefrau von Kai-Steffen Meier vollbrachte das Kunststück ganze drei Pferde ohne Hindernisfehler durch die Geländeprüfung zu pilotieren, zwei davon sogar innerhalb der erlaubten Bestzeit. Mit -26,6 Punkten liegt sie gerade einmal 1,2 Punkte hinter dem Führenden Touzaint.
Am finalen Sonntag werden alle fitten Pferde der verbliebenen 84 Paare in der Wertung um 8:30 Uhr im Vet-Check vorgsetellt. Das abschließende Springen startet um 10:00 Uhr.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Hagen Kälberer – Equi Hero
