Nach einem spannenden und einflussreichen Geländetag wurden die Leaderboards der beiden Prüfungen für sechs- bzw. siebenjährige Pferde ordentlich durchmischt. Die beiden Kurse wurden im Vorhinein von den Reitern vor Ort als anspruchsvoller als in den vergangenen Jahren eingeschätzt. Dennoch verteilten sich die Fehler über den Kurs und es gab nicht einen Sprung, der als besonders einflussreich herausstach. Dank einer tollen Nullrunde liegt die Hannoveranerstute Diacondiva FRH mit ihrer Reiterin Ann-Catrin Bierlein vor dem abschließenden Springen auf Bronzekurs bei den Sechsjährigen. Beste deutsche Starterin bei den siebenjährigen Pferden ist aktuell Julia Krajewski mit dem Chilli Morning-Klon Chilli Morning II auf Platz 5.
Sechsjährige Vielseitigkeitspferde
Der Geländesamstag begann regnerisch und mit zahlreichen Problemen auf der knapp 4500 Meter langen Geländestrecke der sechsjährigen Geländepferde. Es gab nicht ,,die eine“ Klippe, aber hier die Ecke, dort der Graben, an anderer Stelle der Wassereinsprung oder auch das Gesamtpaket aus langer Prüfung plus zahlreichen mit Regenschirmen bewaffneten Zuschauern verlangten den jungen Nachwuchssportlern einiges ab. Die drei deutschen Paare gingen im ersten Drittel des Starterfeldes auf die Strecke. Als erstes war Sophie Leube mit Hey Lucky Stan FBW (Züchter: Freistedt Schmid GbR; Besitzer: Schmid Urspring GmbH) an der Reihe. Engländer würden zur Runde wohl sagen; ,,He ate up the course!“ (zu deutsch: er fraß den Kurs regelrecht auf). Sehr motiviert legte Hey Lucky Stan los und seine erfahrene Ausbilderin hatte zunächst alle Hände voll zu tun seine Motivation in die richtigen Bahnen zu lenken. Wo andere Sechsjährige nochmal links und rechts schauten, flitzte er schnurgerade mit Blick auf die Hindernisse entlang. Fast hatte man die beiden schon im Ziel geglaubt, doch am drittletzten Hindernis fehlte das letzte Quäntchen Konzentration und Hey Lucky Stan FBW lief rechts am zweiten Element der beiden MIM-Steilsprünge vorbei. Schade! Die 20 Strafpunkte und die 7,2 Zeitfehler spiegelten nicht die ansonsten sichere Runde der beiden wieder. Sie gehen morgen mit -54,4 Punkten von Platz 26 aus ins Springen.
Direkt nacheinander auf die Strecke gingen die beiden anderen deutschen Paare Ann Catrin Bierlein mit Diacondiva FRH (Züchter: Johannes Hillmer; Besitzerin: Inka Küsters) und Calvin Böckmann mit Bundeschampion Kasparow (Züchter: Friedrich Thiesse; Besitzer: Familie Böckmann). Beide zeigten lehrbuchhafte Runden mit vertrauensvoll zuspringenden Pferden auf dem anspruchsvollen Kurs innerhalb des Bestzeit von 8:38 Minuten. Die Diacontinus-Tochter Diacondiva FRH lag nach der Dressur mit -29,0 Punkten auf Rang 6 und konnte sich Dank der sehr guten Geländerunde vor dem abschließenden Springen auf den Bronzerang verbessern. ,,Ellie“ konnte in drei ihrer bisher vier CCI2*-Prüfungen den Springparcours ohne Fehler beenden. Die Daumen sind gedrückt, dass dies auch in Le Lion gelingen möge!
Calvin Böckmann machte mit dem Karajan-Sohn Dank der Nullrunde ebenfalls einige Plätze gut und konnte sich von Rang 9 nach der Dressur bis in die Top 5 verbessern. Er rangiert nun mit seinem Dressurergebnis von -30,4 Punkten gerade einmal fünf Punkte hinter der aktuell Führenden Merel Blom-Hulsmann mit Killer Queen (-25,1). Killer Queen stammt übrigens ebenfalls aus deutscher Zucht: Die I’m Special de Muze-Tochter mit dem Holsteiner Brand kam bei Morena Petersen in Ahrenviöl in Schleswig-Holstein auf die Welt.
Von den 44 ins Gelände gestarteten Paaren konnten 13 Teilnehmer den Kurs ohne Hindernis- und Zeitfehler absolvieren. Vier Paare schieden aus, eine Reiterin hob die Hand und gab auf.
Zwischenergebnis nach Gelände sechsjährige Vielseitigkeitspferde
Siebenjährige Vielseitigkeitspferde
Nachmittags klarte für die 63 Teilnehmer der Konkurrenz der siebenjährigen Nachwuchssportler der Himmel endlich auf und es zeigte sich die Sonne. Sieben Paare schafften es hier in die Zeit des rund 5000 Meter langen Kurses zu reiten. An der Spitze liegt nach dem Geländetag die Britin Gemma Stevens, die mit dem Chilli Morning-Klon Chilli Morning IV innerhalb der Bestzeit blieb und ihr Dressurergebnis von -26,2 Punkten halten konnte. Nicht ganz gelang dies dem Klon-,,Zwilling“ des Overnight Leaders Chilli Morning II unter Julia Krajewski. Beide Füchse sind genetische Klone des weltberühmten Vielseitigkeitshengstes Chilli Morning, der unter William Fox-Pitt beispielsweise die 5*-Prüfung in Badminton im Jahr 2015 gewinnen konnte und Platz 12 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro belegte. Chilli Morning II hatte interessanterweise das exakt gleiche Dressurergebnis wie sein Klon, jedoch kam er mit Julia Krajewski im Sattel neun Sekunden oberhalb der Bestzeit ins Ziel, weshalb 3,6 Zeitstrafpunkte hinzugefügt werden mussten. Sein Zwischenergebnis vor dem Springen beträgt -29,8 Punkte, womit er nicht einmal einen Abwurf hinter der aktuell Führenden Gemma Stevens rangiert.
Zweitbeste Deutsche ist aktuell Alina Dibowski mit dem großrahmigen Brandenburger Comaan (Züchter: Hans-Joachim Nitschke; Besitzerin: Reiterin) auf Platz 35. Die beiden ließen sich mit 35 Sekunden oberhalb der Bestzeit zwar etwas mehr Zeit auf der Strecke, konnten jedoch alle 22 Hindernisse ohne Fehler überwinden. Vor der letzten Teilprüfung beträgt ihr Ergebnis -46,5 Punkte.
Für die 22-jährige Jana Lehmkuhl war es der erste Start in Le Lion D’Angers. Mit Lanzelot (Züchter: ZG Schmidt; Besitzerin: Melanie Lehmkuhl) konnte sie im Gelände zwar alle Hindernisse auf Anhieb überwinden, jedoch kamen am Hindernis 12 b), einer links offenen Ecke 15 Strafpunkte für eine Missed Flag zum Dressurergebnis von -33,9 Punkten hinzu. Außerdem mussten 8,4 Zeitstrafpunkte addiert werden, sodass das Zwischenergebnis vor dem Springen -57,3 Punkte beträgt. Sie liegen vor dem Springen auf Rang 40.
Dirk Schrade und Bacalar erwischte es im Gelände bei Hindernis 17 b) – einer schmalen Adlerschwinge auf einem Sandplatz nach einer Hecke mit tieferer Landestelle. Die sehr geschickt springende Stute (Züchterin: Rita Siebke Baasch; Besitzer: Reiter) wirkte zu Beginn der Kurses noch etwas abgelenkt durch die Atmosphäre am Rande des Kurses, konnte sich aber im Verlauf steigern und wurde sichtlich selbstbewusster. Dennoch schlagen 20 Strafpunkte für den Vorbeiläufer sowie 32 Zeitstrafpunkte zu Buche, sodass sie mit -88,1 Punkten in die letzte Teildisziplin starten.
Andreas Dibowski startete mit seiner speziellen Stute FRH Diadina (Züchter: Dieter Jennrich; Besitzer: Reiter & Wilken von Hodenberg) nicht ins Gelände. In der Dressur ließ sich die im Springen bereits in der schweren Klasse platzierte Hannoveranerstute von der Atmosphäre noch sehr ablenken und fokussierte sich zum Leidwesen ihres Ausbilders Andreas Dibowski an diesem Tag noch nicht so recht auf die zu absolvierende Aufgabe. Mit -42,2 Punkten lagen sie nach der Dressur auf dem letzten Platz – wahrscheinlich eine Premiere der eher weniger erfreulichen Art für ,,Dibo.“
Zwischenergebnis nach Gelände siebenjährige Vielseitigkeitspferde
Am finalen Sonntag starten die Vielseitigkeitspferde um 9:00 Uhr mit der zweiten Verfassungsprüfung, bevor es um 11:00 Uhr im Springen um die Entscheidung der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde geht. Die Siebenjährigen starten ab 14:30 Uhr im Parcours.
Alle Prüfungen werden live auf ClipMyHorse übertragen.
Photo credits: Agence Ecary