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Mit dem selbstausgebildeten Sweetwaters Ziethen TSF zum Weltmeistertitel galoppieren

Sophie Leube und der Trakehnerhengst Sweetwaters Ziethen TSF reisten vergangene Woche nach Frankreich und kehrten als Weltmeister der 7-jährigen Vielseitigkeitspferde heim.
Wir konnten mit Sophie ein kurzes Interview führen und ihr ein paar Fragen stellen.

Sophie, herzlichen Glückwunsch zu deinen überragenden Ritten am Wochenende! Sweetwaters Ziethen TSF ist nun nach seinen Siegen in dieser Saison Weltmeister der 7-jährigen Vielseitigkeitspferde geworden, Isselhook’s First Sight TSF krönte die Saison mit Platz 8 bei den Weltmeisterschaften der 6-jährigen VS-Pferde. Noch dazu konntest du mit J‘adore Moi vor zwei Wochen deinen bis dahin größten Erfolg mit Platz 5 bei den Deutschen Meisterschaften in Luhmühlen feiern. Welcher Erfolg bedeutet dir am meisten, oder kann man sie nicht vergleichen?

„Ja das waren wirklich tolle Wochen, die hinter uns liegen. Vergleichen kann man die Erfolge und die Prüfungen so an sich nicht. Aber eines haben alle drei Erfolge gemeinsam, worauf ich wahnsinnig stolz bin: Ich habe sowohl J’adore Moi, die 5-jährig in meinen Stall kam, als auch Sweetwaters Ziethen TSF und Isselhook’s First Sight TSF seit ihrem 4. Lebensjahr ausgebildet. Ziethen hat noch nie einen Sprung mit einem anderen Reiter gemacht. Natürlich sind diese Erfolge auch dadurch einfach ganz besonders für mich. Mit dem 5. Platz in Luhmühlen konnte ich das lang ersehnte Ziel, einmal bei den top Reitern mit ihren top Pferden mithalten zu können, ein Stück weit verwirklichen. Das war schon unglaublich. Aber mindestens ein genauso unbeschreibliches Gefühl war es, mit dem selbst ausgebildeten Ziethen in Lion als letzter Starter reinzureiten, das Glück so auf seiner Seite zu haben und als Weltmeister heimzufahren.“

Schon im letzten Jahr warst du mit Ziethen ganz nah an den Medaillenrängen. Was war dieses Jahr anders?

„Irgendwie war letztes Jahr ein bißchen der Wurm drin, auch wenn wir natürlich trotzdem noch gute Ergebnisse abliefern konnten. Schon auf dem Bundeschampionat verhinderte ein für uns ungewöhnlicher Rumpler im Finale eine Medaille, da lag dann die Hoffnung auf der WM. Die Bedingungen waren durch das Wetter wirklich bescheiden, vor allem im Springen. Uns überforderten sie etwas. Wir konnte aber immerhin noch auf einem tollen 5. Platz als bestes deutsches Paar beenden. Auch in diesem Jahr waren wir sehr gut vorbereitet, Ziethen ist über das Jahr hinweg gereift- aber die Aufgaben waren eben auch eine Klasse schwerer. Durch den neuen Allwetterboden waren die Bedingungen in diesem Jahr top und für alle gleich. Im Gelände waren einige Passagen schon sehr anspruchsvoll, da hatte ich schon ein richtungsweisendes Gefühl für einen 4* Kurs.“

Was zeichnet Ziethen aus, was macht ihn so besonders? Er ist ja auch als Deckhengst im Einsatz, magst du da etwas zu erzählen?

„Sweetwaters Ziethen TSF ist ein ganz besonderer Hengst. Er hat eigentlich genau die richtige Mischung an Sensibilität, Kampfgeist und Gelassenheit, die wir für den Sport benötigen. Unter dem Sattel wird er nicht hengstig, sondern ist fokussiert auf mich und auf seine Aufgaben. Ich bin selber immer wieder beeindruckt von seiner inneren Ruhe, die er so mitbringt. Ziethen ist bei aller Gelassenheit aber charakterstark und ein Kämpfer. Er war bereits als Deckhengst im Einsatz, sein erster Jahrgang ist gerade im Jährlingsalter. Jörg Mühlethaler, sein Besitzer, betreibt ein Gestüt in Bulgarien. Er hat schon einige Nachkommen von ihm, in diesem Jahr sind zudem 15 Stuten tragend. Wir haben da sehr gute Erfahrungen mit der Samenqualität gemacht, die Stuten haben gut und schnell aufgenommen. Er ist über TG-Sperma verfügbar. Ich würde mich sehr freuen, wenn einige weitere Züchter ihn nutzen würden- wenn er seine Charaktereigenschaften vererbt, ist sicher kein Züchter von den Nachkommen enttäuscht.“

Du hast deine Berufsausbildung bei Ingrid Klimke absolviert und dich nun selbstständig gemacht. Arbeitet ihr weiterhin zusammen?

„Ja das war wirklich ein Glücksfall für mich. Ich komme nicht aus einer Reiterfamilie, hatte keine eigenen Pferde und habe mir alles selbst aufgebaut. Zu Ingrid kam ich über eine Bewerbung für ein Praktikum. Danach habe ich die Chance bekommen, bei ihr meine Ausbildung machen können. Da ist für mich ein Traum in Erfüllung gegangen. Seitdem steht mir Ingrid, aber auch Carmen mit Rat und Tat zur Seite, wenn ich Hilfe benötige. Ich versuche mich zu revanchieren, wo ich es kann. Das ist wirklich eine ganz tolle Zusammenarbeit.“

Magst du ein wenig zu deiner Selbstständigkeit erzählen? Wie viele Pferde arbeitest du täglich, wie groß ist dein Team und hast du dich komplett auf die Vielseitigkeit spezialisiert?
„Ich habe mich nach meiner Ausbildung schon recht schnell selbstständig gemacht, nachdem ich 3 Monate in Australien war. Zunächst habe ich 2013 auf einer Anlage in Fröndenberg begonnen, mir etwas aufzubauen, das ging dank Ingrids Hilfe sehr gut. Sie hat mich damals dazu ermutigt, diesen großen Schritt zu wagen und mich unterstützt, es umzusetzen. Seit 2018 habe ich nun mit meinem Mann Ken Bräutigam eine Anlage in Hamm-Rhynern übernommen, auf der wir mit 19 Pferden beheimatet sind. Davon sind immer so 10-13 Ausbildungspferde. Natürlich schaffen wir das nicht alleine. Neben einer Angestellten haben wir immer 2-3 Praktikantinnen oder working students, die auch hier bei uns wohnen. Über die Jahre hat sich schon ein tolles Team entwickelt, auch Ehemalige kommen gerne zwischendurch wieder vorbei und helfen ein wenig mit. Grundsätzlich haben wir da auch immer mal wieder einen Platz für Interessierte frei. Ich mag es, wenn die Pferde jung zu mir kommen, mit der Perspektive, sie dann längerfristig ausbilden zu können. Von 3 jährig bis zu den 4* Pferden ist alles dabei. Hauptsächlich habe ich Vielseitigkeitspferde im Stall, aber es ist auch mal ein Dressur- oder Springpferd dabei- das ergibt sich ja auch schon mal im Laufe der Ausbildung.“

Was steht jetzt für Ziethen auf dem Plan?

„Ziethen hat jetzt erst einmal seine wohl verdiente Winterpause. Er geht auf die Weide, wir reiten viel aus und gymnastizieren ihn ein wenig. Dieses Jahr muss er nicht absamen, da noch genug TG-Sperma von ihm vorrätig ist. Im nächsten Jahr wollen wir den Schritt in Richtung 4* Prüfungen gehen. Dazu möchte ich ihn dann im Wintertraining noch ein wenig auf die nächsten Aufgaben und Dressurlektionen vorbereiten. Aber das kommt dann, nachdem er jetzt etwas die Seele baumeln lassen kann.“

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