Nach einem äußerst selektiven Geländetag konnten schlussendlich nur 8 von 23 gestarteten Paaren die CCI5*-L im US-amerikanischen Maryland beenden. Am Ende sicherte sich der Brite Oliver Townend mit dem 17-jährigen Ballaghmor Class seinen neunten 5*-Sieg. Bestes Pferd mit deutschen Papieren wurde der Hannoveraner Falco unter dem Neuseeländer Tim Price auf Platz 2.
Der schottische Course Designer Ian Stark designte beim Maryland 5* Event seinen letzten Kurs, bevor der 70-jährige nun nach einer langen Karriere, zunächst als aktiver Vielseitigkeitsreiter und später als international führender Course Designer, in den wohlverdienten Ruhestand gehen wird. Der Kurs wurde vom Profil und den Anforderungen her mit der 5* Prüfung in Burghley verglichen. 23 Paare stellten sich der Herausforderung und der Geländetag entpuppte sich als äußerst selektiv: Nur 8 Paare erreichten das Ziel, nachdem zwei Pferde vor dem Gelände zurückgezogen wurden, sieben Paare aufgaben, sechs weitere schieden aus. Drei Reiter kamen aus dem Sattel und ein Pferd stürzte bereits an Hindernis 3a, blieb jedoch unverletzt.
Doch trotz des auf dem Papier nicht unbedingt schön anzusehenden Ergebnisses waren die erfahrenen 5*-Reiter voll des Lobes für den Kurs. Der spätere Sieger Oliver Townend: ,,Brilliant, Ian! […] Es war ein fairer Kurs. Es ist nur so, dass hier nicht 80 Paare am Start waren, sondern nur 23. Wenn dann nur 10 nach Hause reiten sieht das auf dem Papier nicht so gut aus. Aber das hat nichts mit einem unfairen Kurs zu tun. Es war eher das Starterfeld und wie die Ritte den Reitern heute gelungen sind.“
Die Fünftplatzierte Bubby Upton resümierte die Anforderungen des Kurses gegenüber Eventing Nation folgendermaßen: ,,Ian ist so ein cleverer Course Designer und es war heute ein wirklich herausfordernder Ritt, denn wenn man einmal die direkte Route einschlägt, dann ist man drin und dort gibt es keinen Spielraum für Fehler. Das sind dann die Komplexe wo es teuer wird, wenn es mal nicht klappt.“ Dennoch regten sich in Folge des Geländetages einige kritische Stimmen die angesichts der Ergebnisse besorgt auf die Öffentlichkeitswirkung außerhalb der Vielseitigkeits-Bubble und auch in Hinblick auf die Sicherung von Sponsorengeldern für solch aufwändige Events schauen.
Nach dem Geländetag hatte sich das Feld also sehr ausgedünnt und am Sonntag Morgen konnten alle verbliebenen Paare die Verfassungsprüfung ohne Probleme passieren. Im abschließenden Springen veränderte sich nicht mehr viel am Leaderboard, lediglich der nach dem Gelände Zweitplatzierte David Doel (GBR) und der Overnight-Dritte Tim Price mit Falco tauschten die Plätze. Damit gelang Oliver Townend mit seinem 17-jährigen Ballaghmor Class der neunte 5*-Sieg seiner Karriere und der vierte im Sattel von ,,Thomas.“ Nur Michi Jungs La Biosthetique Sam FBW konnte sechs Mal auf 5*-Niveau die Ehrenrunde anführen und siegte damit häufiger als Ballaghmor Class auf diesem Level. Dank einer Nullrunde im Parcours gewann der Brite mit -31,3 Punkten vor Tim Price mit dem Hannoveraner Falco aus der Zucht von Nobert Nowak mit -34,6 Punkten. Auch sie blieben im Springen ohne Strafpunkte. 7,2 Zeitstrafpunkte im Gelände schlugen allerdings teuer zu Buche. Jedoch ist Falco mit einem Vollblutanteil von gerade einmal 28 Prozent auch nicht unbedingt das geborene 5*-Pferd und Tim muss sich die langen Kurse clever einteilen: ,,Unser System sieht so aus, dass wir die langen Kurse eher ruhiger starten, dann im Mittelteil das Tempo aufnehmen und am Ende nochmal rausholen was geht. […] Das andere ist, dass ich ihm so viele gute Sprünge und passende Distanzen wie möglich gebe. Das hilft auch dabei Kräfte zu sparen. So haben wir das schon häufig gemacht und er weiß, dass er es kann und hat auch viel Glaube an sich selbst.“
Dritter wurde der britische Reiter in rot, David Doel mit dem in den Niederlanden gezogenen Galileo Nieuwmoed, der im vergangenen Jahr Zweiter in der 5*-Prüfung in Burghley wurde und 2024 in Luhmühlen Platz 9 belegte.
Die nach der Dressur Führende Tamie Smith gab nach rund zwei Dritteln des Kurses im Gelände auf, als ihr 18-jähriger Mai Baum nach einer tollen ersten Hälfte nach einem langen Anstieg deutlich ermüdete.
In der mit 54 Paare stark besetzten CCI3*-L Prüfung gewann die US-Amerikanerin Sharon White mit der erst 8-jährigen Westfalenstute Jaguars Duende aus der Zucht von Hendrikus-Johannes van Boggelen. Die Jaguar Mail-Tochter wurde von Dirk Schrade in den Sport gebracht und 5-jährig in die USA verkauft wo sie seitdem mit der 5*-Reiterin Sharon White von Erfolg zu Erfolg galoppiert.