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Interview mit Peter Thomsen

Vor ein paar Wochen noch wurde der Beginn der Olympischen Saison mit Spannung erwartet. Nun sind die Turniere schon bis in den Mai hinein abgesagt worden. Wir haben uns mal bei den Vielseitigkeitsreitern umgehört, was sie aus der Situation machen.

Heute: Peter Thomsen

 

buschreiter: Peter, du wolltest in diesem Jahr das letzte Jahr deiner aktiven Laufbahn im Spitzensport angehen. In Zeiten der Corona-Pandemie hat sich nun aber einiges verändert. Was verändert deinen Tagesablauf derzeit maßgeblich?

„Der Tagesablauf ist bei mir deutlich entspannter….und benötigt im Moment keinen Terminplaner. Ohne Corona – Pandemie wäre ich schon Anfang der Woche nachts auf dem Weg nach Rom gewesen- mit 5 Pferden und einem englischen Schüler …. jetzt arbeiten wir unsere Pferde ein wenig Zuhause und beschäftigen uns zusätzlich mit Pflegemaßnahmen für Pferde, Anlage und jegliches Equipment. Mein Telefon wird deutlich mehr benutzt, Auto und LKW weniger….“

 

buschreiter: Reitsportler sind momentan die einzigen Sportler, die einem halbwegs normalen Trainingsalltag nachgehen können, da die Reitbetriebe weiter geöffnet sind, um die Versorgung der Pferde sicherzustellen- wofür sich die Deutsche Reiterliche Vereinigung auch in der Politik eindringlich stark gemacht hat. Dennoch ist der Ablauf des Trainings eines Vielseitigkeitspferdes nicht vollumfänglich möglich, oder?

„Der Trainingsablauf unserer Pferde ist nicht auf die letzte Prüfungsvorbereitung eingestellt, eher stagnieren wir jetzt bei lockerer Dressur, Spring oder Konditionsarbeit, bis die ersten Turniere wieder durchgeführt werden dürfen. Da wir einen privaten landwirtschaftlichen Betrieb haben und keine Einsteller beherbergen, lassen sich alle Vorschriften gut einhalten.  Unser gemeinsames Essen machen wir seit gestern Mittags draußen und abwechselnd mit Abstand…. Das ist zum Glück alles kein Problem.“

 

buschreiter: Während die Ausbreitung des Corona Virus bekämpft wird, wurde nun auch die Entscheidung getroffen, dass die Olympischen Spiele verschoben werden. Ist dies aus deiner Sicht für die Vielseitigkeitsreiter eine sinnvolle Entscheidung?

„Die Olympischen Spiele mussten verschoben werden, ich finde die Lösung 2021 am besten. Ich denke positiv und hoffe, das nicht alle Veranstalter ohne große Zuschauerzahlen zu schnell alles absagen, damit wir zumindest zu gegebener Zeit die Pferde und Reiter weiterentwickeln können. Vielleicht können unsere großen Veranstalter sogar 1 Jahr ohne oder mit wenig Zuschauern das Fernsehen oder Internet nutzen und trotzdem eine tollen sportlichen Wettkampf durchführen, ohne dem Virus eine Chance der Ausbreitung zu ermöglichen?“

 

buschreiter: Normalerweise würde am Wochenende die Saison wieder losgehen, die Sonne scheint und es kribbelt eigentlich alle. Nun aber hast du einige Wochenenden keine Prüfungen vor dir. Gibt es vielleicht auch etwas Positives daran? Wofür wirst du die neu gewonnene Zeit vor allem nutzen?

„Die Kosten laufen fast ausnahmslos weiter und alle Beteiligten unseres Sports werden wie die gesamte Gesellschaft auf eine sehr harte mentale und wirtschaftliche Probe gestellt. Wir in Großenwiehe versuchen unser abgesagtes Turnier im kleineren Rahmen nachzuholen, sobald es vertretbar und erlaubt ist.

In einer Telefonkonferenz hat der Ausschuss Vielseitigkeit mit den Bundestrainern, unserem Verband und uns Aktivensprechern Ideen entwickelt, ob und wie verschiedene Veranstaltungen abgesagt oder verschoben werden müssen, und wie beispielsweise Qualifikationen für das Bundeschampionat modifiziert werden könnten, wenn es wieder weitergehen kann.

Zudem arbeiten wir gerade zusammen mit unserem Mannschaftsarzt Dr.Manfred Giensch an einem Maßnahmenplan zu Hygienevorschriften, dem „Verhaltenskodex Corona“. Dieser Plan soll dann zu gegebener Zeit einen eingeschränkten Turnierablauf ermöglichen, wenn Reitturniere wieder vetretbar und politisch erlaubt sind. Bis dahin müssen wir uns alle sicher noch etwas gedulden.

Positiv finde ich, den Zusammenhalt der Gesellschaft, Politik, Wirtschaft mit Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Familien usw., um diese Krise zu bewältigen. Dass unser Leben auch mit weniger Wohlstand, Mobilität, Urlaub und Konsum schön sein kann, lerne ich vom Virus und dem Klimawandel. Hoffentlich vergesse ich es nicht zu schnell wenn der Virus überstanden ist…..!

 

Vielen lieben Dank für deine Worte. Bleib gesund- und wir hoffen, wir sehen dich bald wieder über die Geländestrecken galoppieren!

Luhmühlen 2019 / Bild: Kerstin Hoffmann www.eventing-art.com

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