in ,

Interview mit Pauline Knorr

Nachdem die Olympischen Spiele ins nächste Jahr verschoben wurden, wurde gerade heute dann das CHIO Aachen für 2020 verlegt. Wir haben uns mal bei den Vielseitigkeitsreitern umgehört, was sie aus der Situation machen.

Heute: Pauline Knorr

 

buschreiter: Pauline, du bist im letzten Jahr aus Döhle wieder zurück in deine alte Heimat Warendorf gezogen. Deine letzten Turnierergebnisse waren vielversprechend, du konntest wieder zu deiner alten Form zurückfinden. Nun hat die Corona-Pandemie den Saisonstart 2020 erst einmal auf unbestimmte Zeit lahmgelegt. Wie ist die aktuelle Situation für dich? Wie meisterst du gerade unter den erschwerten Bedingungen dein tägliches Training, bzw. das Versorgen der Pferde?

„An sich aushaltbar. Klar, ist es nervig nicht zu wissen, wann es wieder los geht und man hängt auf jeden Fall in einer Schwebe. Denn schließlich sind wir es gewohnt Pläne zu schmieden, uns Ziele zu setzen und darauf hinzuarbeiten und das in der Regel im Zusammenhang mit Turnieren. Irgendwo gibt das ja auch eine gewisse Jahresstruktur, die derzeit einfach wegfällt. Ich versuche mir nun tagtäglich immer wieder neue Aufgaben zu stellen, sodass ich das Gefühl habe, das war der heutige Plan und das habe ich erreicht oder geschafft. Dadurch, dass ich mich in den letzten Monaten noch mehr aufs trainieren von Schülern fokussiert habe und der Unterricht derzeit ja ebenfalls wegfällt, ist also noch mehr freie Zeit entstanden, die ich mit etwas Sinnvollem füllen muss. Das Gute ist, dass mein Meisterlehrgang ganz normal weiterläuft und ich mich nun hier voll drauf konzentrieren kann. Dies findet gerade vorbildlich über ein virtuelles Klassenzimmer abends statt, auch wenn das etwas mühsam ist sich abends noch so lange vor den Laptop zu setzen, muss ich ehrlich gestehen, aber nützt ja nix!“

 

buschreiter: Du hast deine Pferde nach dem Umzug aus Döhle auf zwei Ställe aufgeteilt, sodass nicht alle Pferde am DOKR beheimatet sind. Wie meisterst du gerade unter den erschwerten Bedingungen dein tägliches Training, bzw. das Versorgen der Pferde?

„Das habe ich zum Glück kurz vor dem Shutdown im März ändern können. Ich habe nun eine neu erbaute Stallgasse auf dem Ponyhof Georgenbruch der Familie Schulze Zurmussen mit allen 10 Pferden bezogen und bin froh dort sein zu dürfen. Hier habe ich zum Glück alles, was ich im alltäglichen Training so brauche. Neben dem Spring -und Dressurplatz, einer 20x40m Halle und dem 25000qm großen Geländeplatz baut die Familie Schulze Zurmussen noch eine weitere 20x60m Halle, sodass ich zusätzlich zu dem anliegendem Ausreitgelände alle Bedingungen habe, um meine Pferde fit und bei Laune zu halten. Außerdem konnte ich neben einer Schülerin auch Philipp Wessling davon überzeugen mit seinem Pferd in meine Stallgasse zu ziehen, sodass hier hoffentlich eine tolle Zusammenarbeit entsteht, gerade im Hinblick auf die Ausbildung von jungen Pferden.“

 

buschreiter: Worauf setzt du momentan den Fokus bei deinen Pferden, die ja allesamt schon in den Startlöchern für die Turniersaison standen?

„Mein hauptsächlicher Fokus ist gerade die Basisarbeit. Wir arbeiten derzeit viel an der Beweglichkeit und Kraft der Pferde. Das Galopptraining findet derzeit nicht statt, Grundlagenausdauertraining schon. Aufgrund der top Bedingungen hier auf der Anlage können die jungen Pferde problemlos in allen drei Sparten weiter ausgebildet werden. Ich trainiere jeden Vormittag mit Fritz Lutter, der ebenfalls sein Pferd auf der Anlage stehen hat und bin somit im ständigen Austausch mit ihm. Die älteren Pferde bleiben selbstverständlich auch im Training, machen viel Springgymnastik und dressurmäßige Grundlagenarbeit. Außerdem spreche ich mich immer wieder mit Anna Roggenland (Schulze Zurmussen) ab, das bringt schon Spaß, wenn man zu Hause immer wieder einen gegenseitigen Austausch hat.“

 

buschreiter: Bei aller Wehmut und allen Einschränkungen- die Berufsreiter konzentrieren sich derzeit mehr auf die Zeit zuhause. Durch die turnierfreie Zeit bleibt ja auch mal Raum für andere Dinge, die vielleicht auch ganz positiv sind?

„Man kann das eine oder andere Positive schon aus der Corona-Situation ziehen, das stimmt schon. Ich verbringe noch mehr Zeit als vorher mit meinen Pferden, mache das Eine oder Andere nochmal mehr sauber (mein Hänger sah noch nie so gut aus) und kann mich gerade noch intensiver auf den Meister vorbereiten. Auch, dass ich gerade etwas durchatmen kann und die Verletzungen der letzten zwei Jahre doch nochmal mehr auskuriere und mich intensiver mit Physiotherapie und Stabilitätsübungen für meinen Körper auseinandersetze, ist nicht verkehrt. Da wäre ich jetzt sonst wieder drüber hergekommen, wenn jedes Wochenende nun Turnier gewesen wäre. Nichtsdestotrotz überwiegt allerdings die Vorfreude und das Kribbeln im Bauch, dass es endlich wieder los geht und man in die Startbox darf. Aber das ist jetzt berechtigterweise nicht das Wichtigste, sondern dass wir alle gesund bleiben und wir nochmal mit einem blauen Auge davonkommen.“

Wilbert BO
Pauline KNORR (GER*) / CIC3* Marbach 2018 Foto: AGENTUR datenreiter, Lutz Kaiser

Nun also doch: Absage des CHIO 2020

Auch Luhmühlen sagt Longines Horse Trials ab