Zum zweiten Mal nach 2016 haben in Montelibretti in Italien, eine knappe Autostunde von Rom entfernt, die Vielseitigkeits-Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter stattgefunden. Und wie schon damals konnten auch in diesem Jahr die deutschen Junioren sowohl die Team- als auch die Einzelwertung für sich entscheiden.
Das Springen der Junioren war das, was man im Englischen als „nail-biting“ bezeichnen würde – aufregend bis zur letzten Sekunde. Als allerletzte Starterin durfte sich die bis dahin führende Smilla Maline Philipp mit Sir Boggles keinen einzigen Fehler leisten, ohne den Sieg des deutschen Teams zu gefährden und sich selbst vom Thron und aus dem Medaillenrängen zu kicken. Die deutschen Fans hielten bis zum letzten Sprung nahezu die Luft an, dann brach ein Riesenjubel im deutschen Lager aus. Null! Und damit Gold fürs Team und Gold für 16-jährige Elsdorferin und ihren dunkelbraunen Samba Hit-Sohn. Für beide blieb es beim Ergebnis von nur 23,5 Minuspunkten. „Smilla hat super Nerven bewiesen und gezeigt, dass sie weiß, was sie will. Es hat einfach alles gepasst. Aber es war schon sehr aufregend“, sagte Equipechef Karl-Heinz Nothofer.
Die höchsten Freudensprünge unter den Zuschauern machte Mathies Rüder, der mit einer Nullrunde ebenfalls maßgeblich zum deutschen Erfolg beigetragen hatte. Sein Bon Ton war allerdings in der Dressur etwas „an“ gewesen, so dass der Titelverteidiger anders als erhofft nur von Platz zehn ins Gelände gestartet war. Dort blieb er strafpunktfrei – wie alle deutschen Paare und insgesamt 60 der 75 Teilnehmer. Dank einer souveränen Vorstellung im Parcours konnte der Fehmaraner zuletzt auf Platz sechs vorrücken. Sein Endstand: 28,0 Minuspunkte. „Mathies ist natürlich ein bisschen enttäuscht, er hatte sich mehr vorgenommen. Ihm wäre es entgegengekommen, wenn das Gelände etwas anspruchsvoller gewesen wäre. Sein Springen war dann eine ganz abgeklärte Runde, bei der einfach man seine Routine erkennen konnte“, so Nothofer.
Mit einem Abwurf landete die Deutsche Juniorenmeisterin Emely Kurbel (Rüsselsheim) mit Entertain You bei ihrer EM-Premiere auf Platz neun (29,8 Minuspunkte). Matti Garlichs (Salzhausen), der mit Ludwig Startreiter der deutschen Paare war, belegte nach einem Fehler in der zweifachen Kombination auf Platz 17 (33,8 Minuspunkte). Nothofer: „Beide sind gut geritten. Emely ist einmal ein bisschen schnell geworden, was sicherlich mit etwas mehr Erfahrung nicht passiert wäre. Aber es ist ja ihre erste Europameisterschaft.“
Etwas Federn lassen mussten die deutschen Einzelreiter am letzten Tag der EM. Friedrich-Bernd Rehkamp (Bersenbrück) und Feuertänzer unterliefen vier Fehler im Parcours (47,9 Minuspunkte), bei der als Reservistin nachgerückten Ella Krueger (Hamburg) und Königsblauer fielen gleich fünf Mal die Stangen (49,4 Minuspunkte). „Auch bei ihnen merkte man, dass sie noch in die Championatssituation hineinwachsen müssen. Aber sie haben wie allen anderen auch eine insgesamt gute Leistung abgeliefert und hier vor allem viel dazugelernt“, so Nothofer.
Mit nur vier Hundertstel Abstand auf Team Deutschland (Endstand 81,3 Minuspunkte) beendeten die Briten die EM mit 81,7 Minuspunkten auf dem Silberrang. Sie waren es auch, die mit den Nullrunden ihrer beiden Topreiterinnen Deutschland unter Druck gesetzt hatten. Aber auch die Franzosen hätten im Falle eines einzigen Abwurfs von Philipp an Deutschland vorbeiziehen können. Sie gewannen mit 84 Minuspunkten die Bronzemedaille und stellten zudem mit Jeanne Brunel und Dexter Z die Bronzemedaillengewinnerin in der Einzelwertung (24,9 Minuspunkte). Neben ihr und Smilla Maline Philipp stand – sehr zur Freude der Gastgeber – auch der italienische Einzelreiter Leopoldo Petrini mit Emerald Jonny (24,8 Minuspunkte) als Silbermedaillengewinner mit auf dem Treppchen.
„Es war insgesamt eine gelungene Europameisterschaft, gut organisiert, aber familiär. Die Veranstalter haben alles darangesetzt, um gute sportliche Bedigungen zu schaffen. Die Stimmung im deutschen Team war von Anfang an gut. Heute Abend werden wir noch einmal alle essen gehen, ein bisschen feiern und die EM gemeinsam ausklingen lassen“, resümierte der Equipechef.
Auszug aus fn-press/Hb
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Hagen Kälberer – Equi Hero