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Deutsche Jugendmeisterschaften – Gedanken dazu

Das vergangene Wochenende stand sportlich vor allem im Zeichen der DJM- den deutschen Meisterschaften der Nachwuchsvielseitigkeitsreiter im Junioren- und Junge Reiter-Alter bis 21 Jahre.

Die Junioren messen sich über einen CCI2*-L Kurs, die Jungen Reiter über einen CCI3*-L Kurs. Parallel dazu wurde in Luhmühlen eine offene CCI3*-S Prüfung ausgeschrieben.

Ein offenes Geheimnis ist es, dass diese Prüfungen in den letzten Jahren als sehr anspruchsvoll eingeschätzt wurden. In diesem Jahr kam noch die Witterung mit hohen Temperaturen hinzu.

Die Streckenlänge der CCI2*-L betrug 3835m mit einer Bestzeit von 7:23 Minuten, die CCI3*-L kam auf 4495 m mit 8:11 Minuten Bestzeit, die offene CCI3*-S Prüfung wurde mit 3300 m gemessen, was eine Zeit von 6 Minuten ergibt.

Leider muss am Ende festgehalten werden, dass die Ergebnisse sicher nicht so aussehen, wie sie hätten aussehen sollen.

In der langen 3* Prüfung gingen 24 Paare an den Start, darunter 19 Junge Reiter, für die es um die Deutsche Meisterschaft ging. Ein Paar konnte die Geländerunde fehlerfrei innerhalb der Bestzeit ins Ziel bringen, nach dem Gelände waren noch 20 Paare in der Wertung, nur 10 davon blieben ohne Verweigerung.

In der kurzen 3* Prüfung gingen 50 Paare an den Start. Nach dem Gelände waren noch 25 Paare in der Wertung. 15 Paare blieben ohne Hindernisfehler, keines konnte innerhalb der Bestzeit das Ziel erreichen.

In der langen 2* Prüfungen starteten 52 Paare, darunter 35 Junioren, die in dieser Prüfung ihren Deutschen Meistertitel austrugen. Die CCI2*-L beendeten 27 Paare, 30 Paare konnten den Geländekurs bis zum Ziel reiten. 13 Paare schafften einen fehlerfreien Ritt innerhalb der Bestzeit.

Eine Deutsche Jugendmeisterschaft soll erst einmal eine sportliche Bühne für Nachwuchsreiter bieten, auf der sie sich in einer internationalen Prüfung messen können. Dabei ist zu bemerken, dass dies für viele auch der erste Start in einer langen Prüfung auf dem Niveau der jeweiligen Altersklasse bedeutet.

Bei all den Rufen, dass der Vielseitigkeitssport um seinen Status als olympische Disziplin kämpfen muss, und uns in Deutschland der Nachwuchs an Zwei- und Vierbeinern fehlt, sollte man doch meinen, dass eine solche DJM einen Meilenstein in den Reiterkarrieren darstellen soll, der herausfordernd und motivierend ist.

Für viele der Reiter/innen ist die DJM im Juli bereits ein Saisonhöhepunkt. Erst einmal die Vorleistungen bringen, vom Landestrainer für einen Start nominiert werden, zu trainieren, das Pferd gesund zu erhalten und dann die Fahrt nach Luhmühlen antreten- für viele der Starter/innen schon etwas ganz Besonderes.

Natürlich soll die DJM auch eine Sichtungsprüfung auf dem Weg zu den Europameisterschaften der Junioren und Jungen Reiter darstellen. Aber wenn man mal realistisch auf die Anzahl derer schaut, die diese Auswahl betrifft, ist der Anteil doch gering. Da dies nur eine von mehreren Sichtungsprüfungen ist (Preis der Besten in Warendorf und Hambach sind in diesem Jahr die weiteren Stationen), kann sich die gesamte Prüfung nicht an den handverlesenen Aspiranten für die EM orientieren.

Parallel dazu wurde eine kurze 3* Prüfung angeboten, das Ergebnis spricht hier für sich. Ein Drittel der im Gelände gestarteten Paare konnte das Gelände ohne ein zweites Anreiten beenden, teils dies auch nur mit Zeitüberschreitungen von über einer Minute.

Grundsätzlich muss hier wohl die Zielsetzung einer solchen Prüfung überdacht werden.

 

In der heutigen Zeit kann sicherlich nicht nur von der Handvoll Reiter/innen ausgegangen werden, die im Spitzensport unterwegs sind oder in diesen aufstreben. Der Sport lebt von der breiten Masse, die sich beispielsweise auch auf ländlicher Ebene engagiert, Turniere durchzuführen, die die Spitzensportler zum Aufbau ihrer Nachwuchspferde nutzen.

Das Gros an Amateuren und auch Nachwuchsreitern freut sich sicherlich über eine gelungene Geländerunde bei einer DJM, die Spaß bereitet hat, Pferd und Reiter gemeinsam das Ziel sehen – selbst wenn an schwierigeren Komplexen mal eine zeitaufwändigere Alternative gewählt wurde, die sich in den Minuspunkten durch die Zeitüberschreitung niederschlägt (und letztlich dann auch ein MER-Qualifikationsergebnis für größere Aufgaben erst einmal verhindert). Die Besten, die letztendlich zur Europameisterschaft fahren, werden auch dann am Ende vorne stehen.

 

Zum Vergleich soll hier die Deutsche Meisterschaft im Seniorenlager auf 4* Niveau nicht unerwähnt bleiben, die wenige Wochen zuvor auf demselben Turnierplatz stattfand:

Hier starteten 47 internationale Reiter in der CCI4*-S Prüfung, wovon 23 deutsche Reiter/innen sich um den Titel bewarben. Das Gelände beendeten 32 Paare (18 der DM), 5 innerhalb der Bestzeit (4 der DM), 23 Paare blieben ohne Hindernisfehler (12 der DM).

Auf 4* Niveau wird den Reitern und Pferden mehr abverlangt und doch gelang es, die Paare mit zumeist guten Bildern und tollem Sport ins Ziel zu bringen- sehr zur Freude aller. Selbstverständlich gehören auch Verweigerungen/Vorbeiläufer zum Sport hinzu, aber das Ausscheiden und Aufgeben der Paare in dieser Vielzahl sollte nicht zur Normalität werden.

Oftmals reicht es schon aus, aus einer Kombination mit den Bausteinen a und b eine Hindernisfolge zu bauen (z.B. Hindernis 10 und 11), sodass eine Volte angelegt werden darf, ohne 20 Minuspunkte zu kassieren. Ein paar Bäumchen rechts und links und im Anreiteweg können Hindernisse ebenfalls schnell und einfach einladender und etwas einfacher gestalten. Warum werden diese einfachen Mittel (bewusst?) bei einer DJM ausgespart?

Schaut man einmal auf die Kosten für das Nenngeld, die Box im Stallzelt, die Unterkunft von Reiter und ggf. Begleitung sowie die Benzinkosten ist schnell klar, dass so ein Wochenende mit 700 Euro und mehr zu Buche schlägt. Dafür, dass viele der Starter/innen am Samstag nach dem Gelände mit Frust im Bauch ihre Sachen packen und heimfahren konnten.

Und auch der weitere Verlauf der Saison ist jetzt erst einmal wieder dem gewidmet, das Vertrauen von Pferd und Reiter neu aufzubauen.

Schade!

 

W. Feuser

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