Schon bevor die Prüfung am französischen Haras du Pin begann war klar, dass es hier sportlich richtig spannend wird. Die deutsche Delegation nutzte die Prüfung als letzte Sichtungsprüfung für die Weltmeisterschaften in vier Wochen, auch viele andere Nationen schickten ihre besten Paare. So war das Starterfeld nicht nur quantitativ mit 112 Paaren hochrangig besetzt, sondern auch qualitativ.
Bundestrainer Peter Thomsen schickte für die Mannschaftswertung des Nationenpreis die Reiter aus der zweiten Reihe ins Rennen, die es ihm mit dem Sieg vor den Teams aus Frankreich und Großbritannien dankten.
An den Start gingen alle deutschen Paare, der Longlist, die noch einen Blick auf die Nominierung für die WM geworfen haben. Ausnahme war hier Ingrid Klimke, die mit ihrer Siena just do it nächste Woche in Arville startet. Sie war zeitgleich zum Prüfungsbeginn am Haras du Pin noch bei den Dressur-Weltmeisterschaften im dänischen Herning, wo sie mit dem Hengst Franziskus zum Team der Bronzemedaillengewinner gehörte und Reservereiterin für die Kür wurde. Anna Siemer hatte vorab schon bekannt gegeben, dass ihre Stute FRH Butts Avondale sich beim CHIO Aachen doch eine Verletzung zugezogen hat, als sie sich im Gelände ins Eisen trat, und sie daher in diesem Jahr nicht mehr starten wird.
Für das deutsche Team im Nationenpreis starteten: Alina Dibowski mit Barbados, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch K, Sophie Leube mit Jadore Moi und Nicolai Aldinger mit Timmo.
Allen voran konnte Alina Dibowski überzeugen, die im Sattel von ihrem Barbados erneut eine Bestleistung ablieferte. Im letzten Jahr ritt sie noch bei den Jungen Reitern die Europameisterschaften für das deutsche Team. Die 21-jährige konnte eine bestechende Saison reiten, bei vier Starts auf 4* Niveau feierte sie jedes Mal eine top ten Platzierung. Die Krönung setzte sie dieser Bilanz nun in Frankreich auf. Unbeeindruckt vom Nominierungsentscheid, unbeeindruckt vom grandiosen Starterfeld ritt sie schon mit einer top Dressur, die mit -27,4 bewertet wurde zu Platz 11. Ohne weiteren Makel brachte sie dieses Ergebnis wie an der Schnur gezogen durchs Gelände und auch durch den Springparcours und sicherte sich damit Platz 3 auf dem Treppchen. Dort stand sie strahlend neben Michael Jung, der mit fischerChipmunk FRH seinen dritten Start-Ziel-Sieg der Saison feierte und neben den 5* Siegern des Vorjahres von Luhmühlen, Mollie Summerland und Charly van ter Heiden.
Michael Jung hatte sich im Gelände etwas mehr Zeit genommen, wollte die Prüfung nochmal als Vorbereitung für die WM nutzen. Nach dem verpatzten Sprung, der ihm beim CHIO in Aachen letztendlich den Sieg kostete, wollte er noch einmal an der Kontrolle arbeiten und die Hindernisse alle 100 prozentig sauber anreiten- am Ende standen -2,8 für die Zeit auf dem Papier. Da sich aber auch die bis dato schon Zweitplatzierten Mollie Summerland und Charly van ter Heiden zwei Sekunden mehr Zeit ließen, konnte er die Führung auch nach dem Gelände behalten und mit einem fehlerfreien Springen den Sieg nach Hause bringen.
Ein souveräner fünfter Platz brachte auch den Olympiasiegerinnen Julia Krajewski und Amande de B’Neville die nächste top Platzierung mit ihrem Dressurergebnis von -27,9 ein. Der Stute kam es sogar entgegen, dass das Springen nach dem Gelände stattfand- sie wirkte entspannt und sprang erneut bestechend sicher.
Hinter den Championatsreitern Tim Price (NZL) und Andrew Hoy (AUS), die die Plätze 6 bis 8 unter sich ausmachten, konnten sich noch Dirk Schrade mit Casino und Sandra Auffarth mit Rosveel in den top ten platzieren. Beide Paare brachten aus dem Gelände nur minimale Zeitüberschreitungen mit, im Parcours blieben beide ohne Hindernisfehler. Dirk und Casino verweilten jedoch eine begonnene Sekunde zu lange zwischen Start- und Ziellinie.
Mit einem hervorragenden Ergebnis beendete auch die zweite Mannschaftsreiterin, Malin Hansen-Hotopp im Sattel von Carlitos Quidditch K den Nationenpreis. Nach einer enorm verbesserten Dressur, in der sie mit -26,9 zu Platz 5 ritten, konnte sie das Gelände eine Sekunde über Bestzeit beenden. Im Parcours warf ein ärgerlicher Abwurf sie von Platz 5 bis auf Rang 11 zurück, dennoch ein top Ergebnis, vor allem in diesem Starterfeld!
Auch Jérôme Robiné zeigte, dass mit ihm in Zukunft weiterhin zu rechnen ist. In seinem ersten Jahr im Seniorenlager ritt er Black Ice zu Platz 14 und platzierte sich auch mit Brave Heart an 25. Stelle.
Etwas Pech hatte Christoph Wahler, der mit Carjatan S zum ersten Mal nach dem Badminton-Start wieder unterwegs war. Mit -26,9 starteten sie punktgleich mit Teamreiterin Malin Hansen-Hotopp von Platz 5 in die Prüfung, mit einer fehlerfreien Geländerunde innerhalb der Bestzeit schoben sie sich sogar bis auf Platz 4 nach vorne. Doch zwei Abwürfe im Springen machten die top 5 Träume zunichte, am Ende fahren sie mit der grünen Schleife für Platz 18 heim.
Von Platz 4 nach der Dressur fielen auch Sophie Leube und Jadore moi einige Plätze im Klassement nach unten. Ein sicher angelegter Geländeritt kostete letztendlich wertvolle Punkte, mit 12 Sekunden über der Bestzeit verloren sie ganze 16 Plätze. Ein Abwurf im Springen warf sie dann nochmal 2 Plätze zurück, am Ende wurde es Platz 22 für das sympathische Paar. Eine wertvolle Rangierung, die auch in die Teamwertung für den Nationenpreis einging.
Dies war auch bei Nicolai Aldinger so, er arbeitete sich von Rang 55 nach der Dressur (-33,7) durch ein fehlerfreies Gelände und einen Springparcours mit einem Abwurf bis auf Rang 27 in den Platzierungsrängen nach vorne.
Alle deutschen Paare dieser Prüfung fuhren somit mit einer Platzierung in die Heimat!
Im Anschluss an die Siegerehrung wurden dann auch die WM-Reiter nominiert.
Julia Krajewski (Amande de B’Neville), Sandra Auffarth (Viamant du Matz), Michael Jung (fischerChipmunk FRH) und Christoph Wahler (Carjatan S) lösten die Tickets für einen Mannschaftsstart. Hochverdient fährt Alina Dibowski mit Barbados als Einzelreiterin nach Pratoni del Vivaro.
Reservisten sind: Nicolai Aldinger mit Timmo für die Mannschaft, Sophie Leube mit Jadore Moi als Einzelreiterin.
In weiterer Reihenfolge wurden Dirk Schrade mit Casino, Malin Hansen-Hotopp mit Carlitos Quidditch K und Ingrid Klimke mit Siena just do it aufgestellt.
In der parallel ausgetragenen CCI3*-S Prüfung ritt Michael Jung mit Kilcandra Ocean Power zu Platz 4, nachdem er nach Dressur und Springen in Führung gelegen hatte. 3,2 Minuspunkte aus der Zeit im Gelände waren teuer.
Julia Krajewski ritt Chipmunk-Vollbruder ChinTonic zu Platz 20, Malin Hansen-Hotopp und Monsieur Schnabel galoppierten zu Platz 22 ebenfalls noch in die Platzierungsränge.
In der CCI2*-L Prüfung konnte kein deutsches Paar eine Platzierung erreichen.
Bilder: FEI/Massimo Argenziano