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WM der jungen Vielseitigkeitspferde in Le Lion D’Angers (FRA): Hannoveraner Helios führt nach dem Gelände

Ein ereignisreicher Geländetag in Le Lion D’Angers neigt sich dem Ende zu. Bei schönstem Herbstwetter verfolgten zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer vor Ort und an den Bildschirmen die sechs- und siebenjährigen Nachwuchsstars in ihren Geländeprüfungen. Die anspruchsvollen Geländekurse hatten es in sich: Während viele Pferde tolle und sichere Runden drehten, fehlte heute bei einigen deutschen Starterpaaren das letzte Quäntchen Glück. Nach dem Gelände führt in beiden Prüfungen Boekelo-Siegerin Lara de Liedekerke-Meier mit Tara van het Leliehof bei den sechsjährigen Pferden und mit Hannoveraner Helios bei den siebenjährigen Pferden.

Sechsjährige Vielseitigkeitspferde

Bei den Nachwuchspferden des Jahrgangs 2019 gingen 44 Starterpaare an den Start und 39 Paare konnten die Geländeprüfung innerhalb der Wertung beenden, davon 32 ohne Hindernisfehler und 24 auch innerhalb der erlaubten Zeit. Einen wahren Pechtag erwischte Julia Krajewski, die mit der Karajan-Tochter Ajana nach der Dressur noch an der Spitze des Starterfeldes lag, jedoch leider nach einer bis dato tollen Runde am drittletzten Hindernis der Strecke stürzte. An der letzten Kombination wirkte die Stute schon etwas müde und sprang beim zweiten schmalen Element nicht mehr ganz sauber ab, sodass die Olympiasiegerin aus dem Sattel kam und Ajana ohne Reiterin weiter in Richtung Ziel galoppierte. Zum Glück stand Krajewski unmittelbar wieder auf und konnte sich zu Fuß auf den Weg ins nicht mehr weit entfernte Ziel machen.

Damit machte sie den Weg frei für die nach der Dressur Zweitplatzierte Lara da Liedekerke-Meier, die aktuell auf einer wahren Erfolgswelle reitet. Sie brachte ihre belgische Stute Tara van het Leliehof ohne Zeitfehler ins Ziel und liegt nun vor dem abschließenden Springen mit -25,1 Punkten in Führung. Das beste Pferd aus deutscher Zucht ist aktuell der DSP-Wallach Abydos von Askari, der unter der britischen 5*-Reiterin Storm Straker momentan mit -29,5 Punkten an fünfter Stelle liegt. Der beim Pferdezuchtverband Brandenburg eingetragene Wallach wurde von Bernd-Dieter Fabian in Zehrental gezogen und wechselte im Rahmen der DSP Eventers Auktion 2023 in Marbach nach Großbritannien. Auf Platz 6 liegt aktuell die Australierin Natasha Moody mit der Oldenburger-Stute Bay to Breakers aus der Zucht von Roland Mittermayer. Moody verbrachte die letzten drei Saisons im Stall von Sophie Leube in Hamm, wo sie ihre ersten internationalen Vielseitigkeitsstarts überhaupt absolvierte und nun mit der selbst ausgebildeten Stute Bay to Breakers, zunächst am Bundeschampionat und nun auch an der WM teilnehmen durfte. Das Duo konnte ihr wahrscheinlich letztes gemeinsames Gelände ohne Zeitfehler beenden und bleibt damit vor dem Springen bei ihrem Dressurergebnis von -29,8 Punkten. Für die 24-jährige endet nämlich im Dezember ihre Zeit in Deutschland und sie wird in ihre Heimat Australien zurückkehren.

Die neben Krajewski einzige weitere deutsche Starterin Wiebke Jaspers kam mit ihrem hochtalentierten Oldenburger Chocorado aus der Zuchtgemeinschaft von Eva und Axel Hartmann 10 Sekunden oberhalb der erlaubten Zeit ins Ziel des Geländes und musste mit den vier Zeitstrafpunkten ein paar Plätze federn lassen. Nach der Dressur hatte das Duo mit -28,7 Punkten noch auf Platz 6 rangiert, vor dem Springen liegt der Oldenburger Geländepferdechampion des Jahres 2025 nun auf dem 17. Platz. Die beiden hatten einen großen Schreckmoment im zweiten Wasserkomplex, wo der Conthargos-Sohn einen mächtigen Satz über den Einsprung machte, in der Landung die Füße verlor und ins Straucheln kam. Seine Reiterin wurde auf den Hals katapultiert und für einen Moment sah es so aus, als könnte Jaspers sich nicht mehr halten. Doch Chocorado rappelte sich auf und wartete, bis seine Reiterin wieder im Sattel saß, sodass sie die Reise doch noch gemeinsam fortsetzen konnten.

Diese weiteren Pferde aus deutscher Zucht konnten das Gelände der WM der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde beenden:

  • Platz 13 (-31,8): Eddie Ready – Hannoveraner von Ogano Sitte x Cormint aus der Zucht von Jasmin Holst vorgestellt von Janneke Boonzaaijer (NED)
  • Platz 14 (-31,9): Colette – Hannoveraner Stute von Carridam x For Edition aus der Zucht des Zuchthof Steffens vorgestellt von Robin Godel (SUI)
  • Platz 15 (-32,0): Buba D’Mues – Holsteiner von VDL Bubalu x Favory aus der Zucht von Arfsten Hark Gut Müggenbush vorgestellt von Sanna Siltakorpi (FIN)
  • Platz 29 (-39,7): Caruso FWP – Westfalenhengst von Colman x Los Angeles aus der Zucht von Johanna Üffing vorgestellt von Yu Xuan Su (Hongkong)
  • Platz 30 (-42,5): Jasper Diamond Jumper – Westfalenhengst von Guidam Sohn aus der Zucht von Milan & Eva Tarasovi vorgestellt von Patrick Eibner (SVK)
  • Platz 36 (-60,6): Casanova D – Holsteiner Hengst von Casall x Jayadeva de Mackinac aus der Zucht von Konrad Sinn vorgestellt von Noor Slaoui (MAR)
  • Platz 37 (-89,4): Love Me Do – Holsteiner Wallach von Charleston x Heraldik aus der Zucht von Hans Herbert Pohlmann vorgestellt von Weronika Krol (POL)

Ergebnisse sechsjährige Vielseitigkeitspferde nach dem Gelände

Siebenjährige Vielseitigkeitspferde

Bei den siebenjährigen Vielseitigkeitspferden wurde das Leaderboard im Gelände ordentlich durchmischt, denn der Kurs mit einer Bestzeit von 9:14 Minuten verursachte doch einige Stops und leider auch Stürze. Von den ursprünglich 70 Starterpaaren kamen 51 im Ziel an. Insgesamt gab es sieben Stürze zu verzeichnen, davon vier Pferdestürze. 32 Paare, also nicht einmal die Hälfte der Starter, konnten die Strecke ohne Hindernisfehler beenden. Neun Paare blieben innerhalb der erlaubten Bestzeit.

Eine von ihnen war Lara de Liedekerke-Meier (BEL), die den Hannoveraner Helios aus der Zucht von Christina Sandagorta 11 Sekunden unterhalb der Bestzeit frisch ins Ziel galoppieren lies. Für den Herald-Nachkommen war es bereits der zweite Start in Le Lion D’Angers: Im vergangenen Jahr belegte er unter dem Spanier Albert Hermoso Farras in der Klasse der sechsjährigen Pferde den 20. Platz. In den abschließenden Sonntag geht der Overnightleader mit seinem Dressurergebnis von -28,3 Punkten.

Die beiden nach der Dressur bestplatzierten Deutschen Julia Krajewski mit Intouchable Tonic und Mathies Rüder mit Hjoptimus waren im Gelände vom Pech verfolgt und mussten beide in der zweiten Kurshälfte nach Stürzen ausscheiden. Nach sehr sicheren Sprüngen bis zum Hindernis 15 b, einer Hecke mit vorgebautem Graben, erkannte Intouchable Tonic die Absprungstelle nicht richtig und sprang in den Graben, wodurch die beiden keine Chance mehr hatten die dahinterliegende Hecke zu überwinden. Krajewski wurde aus dem Sattel katapultiert und konnte im ersten Moment augenscheinlich selbst kaum glauben, dass sie sich ausgerechnet beim letzten Saisonhighlight gleich zweimal unfreiwillig von ihren Pferden trennen musste. Doch Julia und ihren beiden Pferden geht es glücklicherweise gut und können sie können die Heimreise wohlauf antreten.

Auch Mathies Rüder und seinem Hjoptimus fehlte am Geländetag das nötige Quäntchen Glück: Die beiden starteten frisch und sicher in ihren erst zweiten gemeinsamen 3*-Kurs. Am Hindernis 18, einer schrägen Hecke hinter dem zweiten Wasserdurchritt blieb der schwedische Wallach leicht mit seinem Vorderbein hängen, sodass der großrahmige Fuchs ins Straucheln geriet und sein 20-jähriger Reiter nach vorne aus dem Sattel kam. Auch er war glücklicherweise schnell wieder auf den Beinen und konnte die Strecke ohne Blessuren verlassen.

Besser dagegen lief es für Kai-Steffen Meier, der im Sattel der Hannoveranerstute Jungle Drum (Züchterin: Irene Tächl) die anspruchsvolle Strecke ohne Hindernisfehler beenden konnte und sich trotz 6,4 Zeitstrafpunkten von Platz 21 nach der Dressur bis auf Rang 18 verbessern konnte. Die Jaguar Mail-Tochter war im vergangenen Jahr noch von Kais Frau Lara in Le Lion in der Klasse der sechsjährigen Pferde vorgestellt worden, seit diesem Jahr sitzt nun der Course Designer im Sattel von ,,Rita“ und kehrt mit ihr nach einigen Jahren mit etwas wenigeren Auftritten im  Vielseitigkeitssport wieder auf die internationale Bühne zurück.

Einen großen Sprung nach vorne im Leaderboard machen konnte Sven Lux mit mit MBF Senorita. Die beiden hatten nach der Dressur mit -33,2 Punkten noch auf Rang 39 gelegen, konnten jedoch Dank einer sicheren und couragierten Geländerunde 20 Plätze gutmachen und gehen nun mit 5,2 Zeitstrafpunkten sowie -38,4 Punkten im Zwischenergebnis von Platz 19 aus ins abschließende Springen. Damit konnte die Stute ihre ,,Clear Round Serie“ fortsetzen: Bei keinem ihrer bisher 14 internationalen Geländestarts unterlief der Ramiro B-Tochter bisher ein Hindernisfehler im Busch.

Einen ärgerlichen Vorbeiläufer kurz vor Ende der Strecke musste Arne Bergendahl mit Call me Pucky (Züchterin & Besitzerin: Maria Bruns) hinnehmen. Die beiden zeigten eine tolle Runde, doch am Hindernis 22c, der zweiten schrägen Hecke nach dem bekannten Le Lion-Tiefsprung schaffte die Crusoe-Tochter die Weite nicht ganz bei den im Vorwärts angelegten zwei Galoppsprüngen und sprang am Hindernis vorbei. Trotz des zusätzlichen Zirkels kamen die beiden mit nur vier Sekunden Zeitüberschreitung im Ziel an. Vor dem Springen liegt das Duo aus dem rheinischen Hamminkeln nun mit -52,1 Punkten auf Rang 31.

Ebenfalls 20 Strafpunkte für einen Stopp in einer ansonsten tollen Runde musste Antonia Baumgart mit der Zangersheide-Stute Blaya D’Ha Z hinnehmen. An der einflussreichen Ecke Hindernis 7 kam die Stute von der Ideallinie ab und lief nach links am Hindernis vorbei. Im zweiten Anlauf nahmen die beiden dann die Alternative und konnten danach in sicherer Manier den Kurs beenden. Mit einem Zwischenergebnis von -65,0 Punkten starten die beiden nun von Platz 37 aus in den abschließenden Tag.

Ähnlich erging es der letzten deutschen Starterin des Tages, Ann-Catrin Bierleinn und ihrer Hannoveranerstute ACSI Diacondiva FRH (Züchter: Johannes Hilmer), mit der sie im letzten Jahr als beste Deutsche Platz 4 in Le Lion bei den sechsjährigen Vielseitigkeitspferden belegen konnte. Sie wollte die schwierige Ecke Hindernis 7 umgehen und wählte direkt im ersten Anlauf die aus zwei Hindernissen bestehende Alternative. Doch über den Einsprung kamen die beiden etwas zu groß hineingeflogen, sodass sie nicht mehr rechtzeitig in die Wendung kamen und das zweite Hindernis neu anreiten mussten. Die Warendorferin tritt mit der Diacontinus-Tochter nun mit -70,7 Punkten von Platz 41 aus im Springen an.

Diese weiteren Pferde aus deutscher Zucht konnten das Gelände der WM der siebenjährigen Vielseitigkeitspferde beenden:

  • Platz 22 (-40,3): Chanel RF – Holsteiner Stute von Casall x Capone II aus der Zucht von Remo Flinzer vorgestellt von Kevin McNab (AUS)
  • Platz 28 (-47,5): Zohan W – Holsteiner Wallach von VDL Zirocco Blue x Levisto Z aus der Zucht der ZG Wieck vorgestellt von Merel Blom-Hulsman (NED)
  • Platz 39 (-69,3): Stand by Me PS – Oldenburger Hengst von Stakkatol x Caretano Z aus der Zucht des Gestüt Lewitz vorgestellt von Josephine Heteau (FRA)
  • Platz 40 (-70,4): Miss FZ – Holsteiner Stute von Casall x Quidam de Revel aus der Zucht des Hof am Sylvert-Rörden GbR vorgestellt von Pietro Majolino (ITA)
  • Platz 43 (-74,0): Corneritas – Holsteiner Wallach von Cornetino x Favoritas aus der Zucht von Norbert Frings vorgestellt von Miroslav Trunda (CZE)
  • Platz 45 (-74,9): Undertaker – Westfale von Unbreakable Z x Atticus aus der Zucht des Gestüt Aluta vorgestellt von Lexi Scovil (USA)

Ergebnisse siebenjährige Vielseitigkeitspferde nach dem Gelände

Am Sonntag startet die Verfassungsprüfung der sechsjährigen Vielseitigkeitspferde ab 9:00 Uhr und im Anschluss werden die siebenjährigen Vielseitigkeitspferde der Ground Jury und dem Tierarzt vorgestellt. Die abschließenden Springprüfungen beginnen dann ab 11:00 Uhr im großen Stadion mit der letzten Teilprüfung der sechsjährigen Pferde. Ab 14:30 Uhr sind dann die siebenjährigen Vielseitigkeitspferde mit ihrer Entscheidung an der Reihe.

FEI.TV überträgt das Springen live und kostenlos

Vielen Dank an Jan Frohne für die schönen Bilder aus Le Lion D’Angers!

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