Auch wenn sie meist eher im Hintergrund bleibt, wäre der CCI5*-L Sieg von Michi Jung und fischerChipmunk FRH ohne sie nicht möglich gewesen: Christina Franzeski ist Chipmunks Pferdepflegerin und seit Jahren Teil des Teams Jung. Mit Vielseitigkeitssport Deutschland sprach sie über ihre zweite berufliche Reise in die USA, von der sie erneut mit ihrem Chef als Sieger nach Horb zurückkehren konnte.
VSD: Seit wann bist du im Team Jung und was sind im täglichen Ablauf deine Aufgaben?
Christina Franzeski: ,,Ich bin 2016 für ein dreimonatiges Praktikum zu Michi in den Stall gekommen, bin auch während meines Studiums immer weiter zum helfen gekommen und habe auch mein Praxissemester dort gemacht. Deshalb bin ich über die Jahre immer viel dort im Stall gewesen und bin zu der Zeit auch schon mit Michi zum Turnier gefahren. 2018 war ich schonmal mit Rocana in Kentucky, aber in den letzten Jahren war ich eher mit unserem Bereiter Sven Lux unterwegs. Seit ein paar Monaten bin ich jetzt der Groom für Michi. Zu meinen Aufgaben gehört auf jeden Fall die Turnierbegleitung, sowohl zu Spring- als auch zu Buschturnieren und versorge dort die Pferde und im Stall richte ich für Michi die Pferde die er reitet, aber so lange sind wir meistens gar nicht zuhause. Viel Zeit kostet auch einfach das Packen fürs Turnier und das Auspacken danach.“
VSD: Die ersten Tage hast du dich in Kentucky allein um Chip gekümmert, da Michi nach dem letzten Turnier hinterher geflogen kam. Wie eng sprecht ihr den Tagesplan für Chip so kurz vor einer wichtigen Prüfung ab?
Christina Franzeski: ,,Die ersten Tage war ich allein mit Chip unterwegs, weil Michi noch in Radolfzell war. Wir haben gar nicht so ganz genau den Tagesplan besprochen, aber ich weiß ja was Michi mit den Pferden vor dem Turnier macht und so habe ich ihn dann geritten. Wir haben besprochen, dass ich ihn zweimal am Tag reite, aber wir haben es dann so gemacht, dass ich morgens einfach auf dem Gelände dort etwas ausreiten war und nachmittags haben wir dann etwas mehr gemacht. Hauptsächlich reite ich Chipmunk einfach etwas locker, damit er schön gelöst ist für die Tage bis Michi kommt und dann wieder richtig Dressur reitet. Michi hat vor der Abreise gesagt, dass wir uns erstmal ein paar schöne Tage machen sollen.“
VSD: Wie würdest du Chipmunk beschreiben und wie ist es, so ein erfolgreiches Ausnahmepferd zu reiten?
Christina Franzeski: ,,Chipmunk ist ein ganz ganz freundliches Pferd und er ist sehr menschenbezogen, deswegen macht es auch sehr viel Spaß mit ihm unterwegs zu sein. Er ist auch eigentlich total unkompliziert. Das einzige worauf man wirklich achten muss ist, dass er es gar nicht gerne mag alleine zu sein. Chip braucht immer am liebsten andere Pferde um sich herum, dann ist er glücklich. Beim reiten versuche ich es immer etwas auszublenden was für ein Ausnahmepferd ich da eigentlich reite und versuche ihn so normal wie möglich zu behandeln und zu reiten.“
VSD: Wann startet und wann endet dein Tag bei so einem großen Turnier, gerade am Gelände- und am Springtag?
Christina Franzeski: ,,Der Tagesablauf ist schon recht unterschiedlich. Wir hatten bei der 5*-Prüfung ja das Glück, dass wir immer erst Mittags dran waren, daher gab es keine ganz frühen Starts. Wir, die deutschen Grooms, haben uns immer so gegen 7 Uhr am Stall getroffen, dann gemeinsam gefüttert und die Pferde das erste Mal rausgeholt. Abends wurde es dann natürlich auch mal später, gerade am Geländetag, da mussten wir die Pferde noch etwas länger versorgen, denn da gehen die Pferde dann noch in die Eisstiefel und werden auch nochmal geführt. Der Samstag Abend wurde dann doch am Längsten, da war es dann schon etwa 21:30 Uhr bis wir bei den Pferden fertig waren. Aber auch an den anderen Tagen waren wir meist um die Uhrzeit noch einmal kurz bei den Pferden nach dem Rechten schauen und haben nochmal Mash gefüttert. Sonntag morgen war es dann natürlich früh, da die Verfassung schon um 8 Uhr startete. Da waren wir dann glaube ich um 5 Uhr im Stall, damit die Pferde dann auch rechtzeitig vor dem Vet Check schön aussehen und eingeflochten sind.“
VSD: Wie lief die Hin- und Rückreise ab?
Christina Franzeski: ,,Ich bin mit den Pferden hingeflogen und fliege mit ihnen auch wieder zurück. Wir waren jeweils zu zweit bei den drei deutschen Pferden. Auf dem Hinweg war noch Calvins Mama Simone dabei und jetzt auf dem Rückflug ist neben mir noch Libussas Mama Annelie mit an Bord. Auf dem Hinweg wurden wir mit den drei deutschen Pferden von Klatte nach Amsterdam gefahren worden und sind von dort aus nach Chicago geflogen. Dort mussten die Pferde dann für zwei Tage in Quarantäne und dort durften wir dann auch nur einmal am Tag kurz zu den Pferden und sie dort auf der Stallgasse auf- und abführen. Das ist für uns schon schwer, dass wir da nicht so viel an die Pferde rankönnen wie wir es von zuhause gewohnt sind. Nach zwei Tagen wurden sie dann aus der Quarantäne entlassen und dann sind wir von Chicago nach Lexington gefahren worden. Die Fahrt dauert auch nochmal etwa sieben Stunden. Samstag morgen waren wir dann auf dem Turniergelände, sodass die Pferde dann auch genügend Zeit hatten sich zu akklimatisieren und sich einzuleben bis die Prüfung angefangen hat.
Nach dem Turnier sind wir am Dienstag morgen abgeholt und wieder zurück nach Chicago zum Quarantänestall gefahren worden. Die Quarantäne ist auf dem Rückweg allerdings nicht mehr so streng wie auf der Hinreise. Der Rückflug hat sich allerdings etwas verzögert, sodass es erst Donnerstag Abend zurück zum Flughafen ging und wir am Freitag wieder in Lüttich gelandet sind.
VSD: Was waren deine Highlights in den USA?
Christina Franzeski: ,,Ein Highlight waren für mich auf jeden Fall die Leute vor Ort, die alle super nett und hilfsbereit sind. Sie hätten uns wirklich mit allem geholfen und es gab einige Personen die wirklich immer wieder kamen und ihre Hilfe angeboten haben. Da fühlt man sich wirklich gut aufgehoben. Außerdem ist der Horse Park natürlich ein Traum mit unzähligen Möglichkeiten die Pferde zu bewegen. Es gibt dort so viele Plätze wo man reiten oder longieren kann und natürlich noch richtig viel Fläche zum Grasen für die Pferde oder wo man mit ihnen auch lange spazieren gehen kann. Die Pferde hatten tolle Boxen und jeder hatte eine eigene Tack-Box, was natürlich für uns sehr praktisch war. Auf der Anlage konnte man sich sofort wohlfühlen und es hat mir einfach nur richtig viel Spaß gemacht dort zu sein.“
Vielseitigkeitssport Deutschland bedankt sich ganz herzlich bei Christina für diese interessanten Einblicke und wünscht hoffentlich ein paar ruhigere Tage nach der intensiven Zeit in Kentucky!
