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Christoph Wahler im Interview vor seinen ersten Olympischen Spielen

Es ist Montag, der 15. Juli 2024. Zwischen Autofahrt, Reiten, Organisation der anstehenden Reise und des heimischen Betriebes erwischen wir Christoph Wahler für ein kurzes telefonisches Interview. Er wird in knapp zwei Wochen bei seinen ersten olympischen Spielen für das deutsche Team an den Start gehen. Am Mittwoch geht es bereits los ins Trainingslager nach Frankreich. Dort wird sich die deutsche Vielseitigkeitsequipe rund eine Woche vorbereiten und als Team auf die Spiele einstimmen.

Vielseitigkeitssport Deutschland: ,,Wie haben Sie die Sichtungen im Frühjahr wahrgenommen? Waren es normale Turniere oder war der Druck ein anderer als in den Jahren zuvor?“

Christoph Wahler: ,,Ich glaube ein bisschen mehr Druck war bei allen schon da, das merkte man dem ganzen Umfeld und auch dem ganzen Trainerteam an. Aber am Ende sind es normale Turniere und niemandem ist geholfen, wenn man die erste Prüfung im Frühjahr schon überhöht und sagt, dass da schon alles hundertprozentig sitzen muss. Deshalb haben haben wir es dann auch eher als Vorbereitungsprüfung gesehen und nicht nur als Sichtung. Nachdem Carjatan das MIM-System in Marbach erwischt hat wollten wir relativ schnell danach das Confirmation Result holen und deshalb haben wir den Plan angepasst und ich bin mit ihm dann Baborowko geritten. Beide Pferde waren aber zum Aufgabenreiten in Luhmühlen und wurden dort auch vom Tierarzt angeschaut.“

Vielseitigkeitssport Deutschland: ,,Konnten Sie das CHIO nach der Nominierung für Block 1 auf der Longlist etwas entspannter angehen oder ging es dort dann auch noch um alles?

Christoph Wahler: ,,Ab dem Moment war es dann auch immer wieder ein Abwägen: Was muss man noch machen damit alles bestmöglich vorbereitet ist? Ich wusste zwar ich darf im Regelfall mitfahren, aber trotzdem wurde uns kommuniziert, dass wir in Aachen noch zeigen sollen, dass das Pferd gut drauf ist. So haben wir es dann vorbereitet mit viel Dressur- und Springarbeit, sodass die Disziplinen einfach sicher sitzen. Die Nominierungsentscheidung ist erst in Aachen gefallen, nachdem die Pferde am Sonntag nochmal vom Tierarzt untersucht wurden. Dort gab es dann mit allen Beteiligten ein Gespräch bei dem dann endgültig nominiert wurde.“

Vielseitigkeitssport Deutschland: ,,Wie haben Sie den Moment der Nominierung wahrgenommen?“

Christoph Wahler: ,,Ich habe an dem Tag schon damit gerechnet und letztendlich ist es auch der gleiche Weg wie in den letzten Jahren. Es ist ein Championat, es gibt Sichtungsprüfungen und dann gibt es irgendwann eine Nominierungsentscheidung. Trotzdem ist es natürlich im ersten Moment viel Freude und Erleichterung, dass es dann auch wirklich geklappt hat. Man darf nur nie fest davon ausgehen, weil wir alle wissen wie viel auch noch dazwischen kommen kann, und dass es wirklich klappt weiß man erst wenn man vor Ort durch die Startlinie reitet.“

Vielseitigkeitssport Deutschland: ,,Womit verbringt man nun die Wochen zwischen letzter Sichtung und dem Beginn des Trainingslagers?“

Christoph Wahler: ,,In der letzten Woche stand eher nochmal der Betrieb zuhause im Vordergrund. Carjatan hatte einige Erholungstage nach Aachen und eher lockeres Training. Wir hatten noch unsere Einkleidung in Düsseldorf und der nötige Orga-Teil wurde weitestgehend vorbereitet. Am Sonntag war ich das letzte Mal zuhause galoppieren, mache Dienstag nochmal ein paar kleine Sprünge und dann geht es Mittwoch auch schon los.“

Vielseitigkeitssport Deutschland:: ,,Wie ist das Trainingslager aufgebaut und wie ist der zeitliche Ablauf?“

Christoph Wahler: ,,Wie wir die Zeit im Trainingslager verbringen das entscheiden die Trainer. Vor Ort wird sicherlich nochmal galoppiert und sicherlich auch relativ viel Dressur geritten. Danach geht es dann Mittwoch, den 24. Juli die letzte Strecke von etwa 3 Stunden nach Versailles. Jeder fährt aber in diesem Jahr mit seinem eigenen LKW, was ich eigentlich auch ganz angenehm finde, weil die Abläufe einfach so sind wie die Pferde es kennen. Bis man dort ankommt, dann ist wahrscheinlich alles anders. Es wird für uns alle wahrscheinlich sehr groß, aber eigentlich ist es ja ein normales Turnier. Ich glaube Carjatan weiß nicht, dass es Olympia ist.“

Vielseitigkeitssport Deutschland: ,,Worauf freuen Sie sich am Meisten bei den ersten olympischen Spielen?“

Christoph Wahler: ,,Zwei Sachen auf die ich mich richtig gefreut hätte gehen leider nicht, denn wir wohnen nicht im Olympischen Dorf und an der Eröffnungsfeier können wir auch nicht teilnehmen. Trotzdem freue ich mich sehr auf die ganzen Erlebnisse: die Spiele zu erleben, andere Sportarten erleben, die Begeisterung der Menschen mitbekommen und die Chance zu haben unseren Sport Menschen zu präsentieren die da sonst nichts mit zu tun haben. Die Möglichkeit haben wir ja nur alle vier Jahre. Das sind glaube ich die Punkte, die es von einem Championat wie der EM oder der WM unterscheiden.“

Die Vielseitigkeitssport Deutschland Redaktion bedankt sich für das Interview und wünscht eine unvergessliche Zeit sowie ganz viel Erfolg in Paris!

 

Carjatan S Christoph WAHLER (GER*) / CH-M-C Pratoni del Vivaro 2022 ©Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter

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