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CCIO4*-NC-L Boekelo (NED): Geländetag dank des unermüdlichen Einsatzes des Veranstalters ein voller Erfolg

Dass eine große Last vom Veranstalterteam der Military Boekelo abfiel, war auf der Pressekonferenz nach dem turbulenten Geländetag deutlich zu spüren. Von allen Seiten erhielten sie viel Lob für die Anstrengungen, die in den letzten Tagen unternommen wurden, um den Geländetag am heutigen Samstag stattfinden lassen zu können. Das deutsche Team musste aufgrund von Vorbeiläufern einige Plätze federn lassen und fiel auf Rang 4 zurück. Julia Krajewski hat die Spitze des Feldes weiterhin fest im Blick und liegt als beste Deutsche vor dem Springen auf Platz 3.

Der Geländetag in Boekelo startete mit Sonnenschein und zehntausenden bestgelaunten Holländern und Angereisten, die sich meist mit Gummistiefeln entlang der Strecke säumten, um die Ritte der 95 Starterpaare hautnah zu verfolgen. Die Strecke wurde aufgrund der massiven Regenfälle um eine Schleife gekürzt. Die Hindernisse 4 – 6 inklusive längerer Galoppstrecke wurden herausgenommen, sodass die Paare bereits nach einer Bestzeit von 9:05 Minuten das Ziel erreichen sollten. Eine Entscheidung, die die Reiter einstimmig sehr begrüßten. Julia Krajewski sagte sogar, dass sie nicht sicher gewesen wäre, ob sie ohne die Streckenkürzung überhaupt losgeritten wäre. Alle Hindernisrichterteams waren mit Schaufeln, Sand und Harken ausgestattet und arbeiteten nach jedem Reiter daran, dass die Bodenverhältnisse an den Absprung- und Landestellen sicher blieben. Um für das Finale der Nationenpreisserie möglichst gute Bedingungen zu schaffen, starteten die Teamreiter zuerst.

Die deutschen Teamreiter und der verflixte Komplex 23

Den Anfang machte, wie auch in der Dressur, Anna Siemer mit ihrer 17-jährigen topfitten FRH Butts Avondale (Züchter & Besitzer: Prof. Dr. Volker Steinkraus). Die beiden drehten eine flotte und sichere Runde bei ihrem vierten Boekelo Auftritt. Das erste Mal waren sie 2015 gemeinsam dort am Start. Die jüngsten Pferde des Starterfeldes waren in dem Jahr noch nicht einmal geboren! Unglücklicherweise verlor Anna einen Bügel an Hindernis 23, dem Komplex auf dem Hügel gefolgt von zwei schmalen Sprüngen. An Element d) reichte die Balance nicht mehr aus und die beiden mussten den Sprung erneut anreiten. Mit nur 7,2 Strafpunkten aus der Zeit legten sie aber immer noch eine sehr flotte Runde vor. Vor dem abschließenden Springen liegt das bis 5*-erfahrene Paar mit -59,7 Punkten auf Platz 48. Als zweite Teamreiterin stand Emma Brüssau mit Dark Desire GS (Züchter: Bernd Gehrdau-Schröder; Besitzer: Jürgen Andreas Brüssau) nun unter Druck, die Spitzenposition des Teams mit einer Nullrunde zu bewahren. Das bis 5* erfolgreiche Paar konnte seine ganze Erfahrung ausspielen und mit einer fehlerfreien Runde und nur 8,8 Zeitstrafpunkten das Ziel erreichen. Im vergangenen Jahr waren sie in Boekelo am Wassereinsprung gestürzt, doch mit der nun gerittenen Runde dürften negative Erinnerungen aus 2023 weitestgehend überschrieben worden sein. Mit einem Zwischenergebnis von -35,4 Punkten verloren sie zwar ihren Top 5 Platz, liegen jedoch immer noch innerhalb der Top 20 (Platz 17) vor dem abschließenden Springen.

Große Hoffnungen lagen nun auf der dritten Teamreiterin Julia Krajewski mit ihrem Nickel 21 (Züchter: Hindrick Stüvel; Besitzer: Professor Bernd Heicke). Mit -24,4 Punkten waren sie von Platz 2 aus ins Gelände gestartet. Eine lehrbuchmäßige Runde konnten die Zuschauer an den allermeisten Komplexen beobachten, aber an der Kombination mit der Nummer 23 passierte es: Krajewskis Distanz zum c-Element, einer schmalen Adlerschwinge passte nicht, der Absprung war unklar, aber Nickel überwand das Hindernis zwischen den Flaggen in einem Mix aus springen und rutschen. Dem etwas unorthodoxen Sprung fiel die angeschraubte Hecke auf der Rückseite des Hindernisses zum Opfer und Nickel berührte mit seiner Nase und den Vorderfußwurzelgelenken kurzzeitig den Boden. Doch die Olympiasiegerin von 2021 konnte den Impuls aussitzen und Nickel richtete sich blitzschnell wieder auf und überwand nach nur drei weiteren Galoppsprüngen das letzte Element der Kombination. Da die Schulter den Boden nicht berührte und auch keine Volte geritten wurde, blieb das Paar ohne Strafpunkte für diesen Stunt. Am Ende der Prüfung kamen lediglich 4,4 Zeitstrafpunkte hinzu. Krajewski über die Situation am Komplex 23: ,,Ich habe Glück gehabt, dass er so schnell wieder vor mich kam nach dem Moment. In jeder Prüfung lernt man sein Pferd noch einmal besser kennen. Dass er ein super ehrliches Pferd ist, wusste ich zwar, aber wie er diese Situation gemeistert hat, das war schon besonders.“  Vor dem abschließenden Springen liegt sie nun mit -28,8 Punkten noch nicht einmal einen Abwurf entfernt hinter der Overnight-Leaderin Laura Collett mit Dacapo (-25,3) und Sarah Bullimore mit ihrem talentierten 8-jährigen Newcomer Corimiro (-27,0). Über ihre Chancen auf einen möglichen Triumph beim sonntäglichen Finale möchte Krajewski noch nicht zu viel spekulieren: ,,Bei den langen Prüfungen weiß man nie wie sich die Pferde am letzten Tag anfühlen, eine Stange kann bei jedem Pferd fallen.“

Als letzte Teamreiterin hatte es Malin Hansen-Hotopp nun in der Hand mit ihrem 5*-Schimmel Carlitos Quidditch K (Züchtein: Miriam Kühl; Besitzer: Bodil Ipsen) eine gute Ausgangslage für das abschließende Springen zu schaffen. Zunächst sah auch alles nach einer gelungenen Runde aus. Der langbeinige Quiwi Dream-Sohn suchte die Sprünge und nahm seine frisch gebackene Trägerin des Goldenen Reitabzeichens mit über die Hindernisse. Eine kurze Unstimmigkeit am C-Sprung des verflixten Komplex Nummer 23 ließen die Träume von einer Pole Position über Nacht jedoch platzen. Quidditch sprang im letzten Moment nach rechts am Sprung vorbei. Mit 20 Strafpunkten aus dem Gelände und 18 Zeitstrafpunkten rangieren die beiden aus Mecklenburg-Vorpommern mit -63,2 Punkten auf Platz 51.

Einen richtig guten Tag erwischte das Team aus Irland. Mit nur 2,6 zusätzlichen Strafpunkten zum Dressurergebnis führt das Quartett nach dem Gelände mit -98,6 Punkten vor den USA (-103,1), Neuseeland (-116,5) und schließlich Deutschland (-123,9) die Nationenpreiswertung an.

Die deutschen Einzelreiter 

Dank einer forsch angelegten Geländerunde konnte Calvin Böckmann mit Altair de la Cense (Besitzer: Familie Böckmann) nach dem Gelände von Platz 14 nach der Dressur bis in die Top 10 vorstoßen, liegt nun mit -30,6 Strafpunkten auf Platz 8 und ist somit aktuell zweitbester Deutscher. Nur 1,2 Strafpunkte für Zeitüberschreitung wurden zum Dressurergebnis von 29,4 Minuspunkten hinzugerechnet. Ebenfalls sehr zufrieden mit ihrer Runde war Pia Leuwer, die mit Jard ihre allererste CCI4*-L Prüfung ohne Hindernisfehler beenden konnte. Sie rangiert nun mit -47,7 Punkten auf Platz 36. Gleiches gelang Pauline Knorr, bei der ersten langen 4*-Prüfung ihrer 10-jährigen Hannoveranerstute Aevolet M-A-F (Züchter: Marco Fischer; Besitzerin: Ute Thümler). Auch sie musste nur Zeitstrafpunkte in Kauf nehmen und belegt aktuell mit -50,7 Punkten Platz 40. Ben Leuwer und sein gewaltig galoppierender Castelan-Nachkomme Citius hatten das undankbare Los des drittletzten Strattplatzes gezogen. Auch wenn ununterbrochen am Geläuf gearbeitet wurde, machten sich die vorher gestarteten rund 90 Pferde doch natürlich bemerkbar. Ben passte sein Tempo an, kassierte dadurch zwar einige Zeitstrafpunkte, liegt jedoch vor dem Springen mit -56,6 Punkten immer noch in der ersten Hälfte des Zwischenstandes.

Nicht ganz nach Plan lief es bei den drei weiteren deutschen Boekelo-Startern: Maj-Jonna Ziebell konnte mit Chiquita zwar den Kurs beenden, jedoch sammelten sie mit zwei Stops einige Strafpunkte und liegen nun mit -98,1 Punkten auf Platz 66 vor dem Springen. Für zusätzliche Spannung sorgte am Samstag, dass genau während des Geländerittes von ,,MJ“ der Strom auf dem Veranstaltungsgelände kurzzeitig ausfiel, sodass die Reiterin sogar am vorletzten Sprung angehalten werden musste bis das Problem behoben werden konnte.

Den Geländeparcours leider nicht beenden konnten die beiden ,,First-Timer“ Brandon Schäfer-Gehrau mit Very Special und Johanna Marloh mit Crazy Carlotta. Brandon war zwar im vergangenen Jahr schon einmal mit Fräulein Frieda dabei, ritt nun aber mit der erst 9-jährigen ,,Vanilla“ in Boekelo die erste lange 4*-Prüfung der Stute. Nach einem Stop an Hindernis 9 und einem Problem am mächtigen Steilsprung vor dem Wasser Nummer 20 korrigierte er den Fehler zwar, verzichtete danach jedoch auf die Fortsetzung des Rittes. Johanna in ihrer erst zweiten 4*-Saison und bei ihrer ersten langen 4*-Prüfung musste nach Problemen am ersten und zweiten Wasser leider ausscheiden.

Am Sonntag um 8:30 Uhr beginnt die zweite Verfassungsprüfung, bevor es ab 11: 30 Uhr mit dem abschließenden Springen in umgekehrter Reihenfolge im Stadion weitergeht.

Live Leaderboard CCIO4*-NC-L Einzelwertung

Live leaderboard CCIO4*-NC-L Teamwertung

Livestream auf ClipMyHorse

Fotos der Veranstaltung von Lutz Kaiser (Datenreiter)

CCIO4*-NC-L Boekelo (NED): Team Deutschland führt nach der Dressur

Julia Krajewski gewinnt zum zweiten Mal die Military Boekelo (NED)