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Brandon Schäfer-Gehrau schlägt neue Wege ein

Für Brandon Schäfer-Gehrau beginnt im kommenden Jahr ein neuer Lebensabschnitt: Der gelernte Pferdewirt und angehende Pferdewirtschaftsmeister verlässt nach vier Jahren das DOKR in Warendorf und begibt sich in neue Gefilde. Er wird beim Perserverance Equestrian Plaza, dem Stall der niederländischen Vielseitigkeitsreiterin und -züchterin Madeleine Brugman als Head Rider seine Karriere ab Mitte Januar fortsetzen. Im Gespräch mit Vielseitigkeitssport Deutschland erzählt er darüber, wie ihn die Zeit in Warendorf geprägt hat und wie sein Leben sich ab 2025 verändern wird.

Im vergangenen Jahr war der 24-jährige Sportsoldat mit seinen beiden Stuten Very Special und Fräulein Frieda hocherfolgreich im internationalen Buschsport unterwegs: Von Warendorf aus bereiste er zahlreiche große Events und konnte sich unter anderem in Hamm seinen ersten 4*-Sieg sichern, er ging bei den berühmten Blenheim Palace International Horse Trials in Großbritannien an den Start und gewann Bronze bei der ersten Deutschen U25 Meisterschaft in der Vielseitigkeit beim Wiesbadener Pfingstturnier. Nebenbei verhalf er auch mehreren Nachwuchspferden zum Sprung in die internationalen Klassen. Doch auch wenn sich die Erfolge der vergangenen Saison mehr als sehen lassen können und ihm sogar einen Platz im Bundeskader für 2025 beschert haben, so spricht Brandon offen darüber, dass der Weg dorthin trotz, oder gerade wegen der Gegebenheiten am DOKR, für ihn nicht immer ganz leicht war: ,,Ich habe ja keinen Background bei dem Pferde von Kindheit an eine Rolle gespielt haben. Natürlich hat meine Familie mich voll und ganz unterstützt, aber das Know How war von dieser Seite aus nicht vorhanden. Von daher war der Schritt nach Warendorf für mich natürlich ein echter Traum. Ich war zwar schon vorher recht selbstständig, aber habe im Rückblick doch fast zwei Jahre gebraucht, um meinen Weg in Warendorf zu finden. Am DOKR ist die reiterliche Qualität natürlich enorm und dadurch auch ein dauerhafter Ansporn besser zu werden. Allerdings muss man auch lernen damit umzugehen, dass man, vielleicht anders als in seinem Heimatstall, nicht mehr der Beste ist, sondern erst einmal einer unter vielen. Ich habe mich denke ich vor allem auch so sehr reiterlich weiterentwickelt, weil ich die besten Reiter und Trainer um mich hatte. Dennoch muss man seinen eigenen Stil finden, denn man hat allerbeste Voraussetzungen zum Trainieren und auch die sehr gute Reitlehrer um sich, aber am Ende gibt einem niemand vor wie man seinen Alltag zu bewerkstelligen hat. Man kann alles, aber muss nichts. Das kann natürlich auch schnell überfordernd sein. Am Ende hat mich Julia [Krajewski] extrem geprägt, denn sie ist zum einen eine sehr gute Trainerin, aber auf der anderen Seite hat sie sich auch für die Sorgen und Nöte neben dem Reitsport Zeit genommen und war mit Sicherheit ein Grund, weshalb ich weitergemacht habe als ich eigentlich schon überlegt hatte aufzuhören.“

Doch nun sollen neue Wege eingeschlagen werden. Der modern ausgestattete Reitstall von Madeleine Brugman liegt unweit von Enschede, dem Austragungsort der Military Boekelo. Zur deutschen Grenze in der Nähe von Gronau sind es gute 20 Minuten Autofahrt. Die 44-jährige Madeleine Brugman ritt bis vor einigen Jahren selbst bis CCI3* (heute CCI4*-L) Vielseitigkeit und konnte die Prüfungen wie Boekelo, das CHIO Aachen oder Marbach erfolgreich beenden. Mittlerweile konzentriert die studierte Steuerrechtlerin sich auf das Betreiben ihrer eigenen Anlage sowie der Zucht, dem Training und Verkauf von talentierten Vielseitigkeitspferden. Die Pferde ihres Stalls tragen im Sport das Präfix ,,Perserverance“ (zu deutsch: ,,Durchhaltevermögen“/ ,,Beharrlichkeit“). Carola Bierlein und Bettina Hoy, beides Freundinnen von Brugman, machten sie auf Brandon aufmerksam, als sie nach einem Vielseitigkeitsreiter für ihre Pferde Ausschau hielt: ,,Die Idee bzw. das Angebot kam etwa Mitte des Jahres und Carola hat mich angesprochen und gesagt, dass sie sich vorstellen könnte, dass ich dort gut hinpassen könnte. Das war natürlich ein Angebot was man nicht alle Tage bekommt. Trotzdem war ich mir nicht direkt sicher und brauchte einige Zeit, um mir darüber klar zu werden, wo der Weg für mich weiter hingehen soll. Allerdings habe ich in den letzten Jahren gemerkt, dass die Selbstständigkeit aktuell nicht unbedingt meins ist und der Druck mich in der Arbeit mental belastet. Aber da ich den Alltag mit den Pferden liebe und das auch gerne weiterhin machen möchte, habe ich mich dann dazu entschieden, dass ich diese Chance ergreifen sollte. Es soll eine gute Partnerschaft werden und ich glaube, dass Madeleine ein Gefühl für talentierte Pferde hat. Auf die Zusammenarbeit freue ich mich sehr.“

Mit Brandon ziehen seine drei Pferde Very Special, der bereits bis 2* siegreiche siebenjährige Cadorico und der fünfjährige Optimo Bruno in die Niederlande. Auf der Anlage ist Platz für etwa 40 Pferde, jedoch sind einige Boxen an einen Springreiter verpachtet. Der angehende Pferdewirtschaftsmeister wird für etwa 15 Pferde hauptverantwortlich sein. Die Trainingsbedingungen könnten mit einer Halle, einem Außenplatz, einem stalleigenen Geländeplatz sowie einem riesigen Ebbe-Flut-Platz kaum besser sein. Abgerundet wird das Angebot durch zahlreiche Weiden und einer Führmaschine für die Pferde. Ab der Saison 2025 wird man Brandon dann nach vier Jahren in Sportsoldatenuniform wieder in ,,schwarz-weiß“ auf dem Turnier sehen. Aufgrund der Grenznähe plant er, auch weiterhin in Deutschland auf Turnieren an den Start zu gehen: ,,Gerade was Geländepferdeprüfungen angeht schätze ich das Angebot in Deutschland sehr. Da werde ich mit Sicherheit in der Saison regelmäßig über die Grenze fahren.“ Für Springturniere ist das Angebot in der unmittelbaren Umgebung seiner neuen Wahlheimat jedoch ebenfalls sehr gut und lässt kaum Wünsche offen.

Bevor es jedoch soweit ist, steht noch ein weiteres Abenteuer auf dem Plan: Gemeinsam mit seiner neuen Chefin und acht Pferden im Gepäck wird Brandon Mitte Januar nach Italien reisen, um sich dort bei seiner bisherigen Trainerin Julia Krajewski auf die neue Saison einzustimmen. Diese verbringt den Winter auf der Anlage ihres Lebensgefährten Pietro Roman (siehe Buschreiter Interview) in der Nähe von Rom. ,,Ich bin Madeleine sehr dankbar, dass sie so offen ist und direkt mit so einem aufwändigen Trip mit mir gemeinsam startet,“ freut sich Brandon auf die kommenden Monate.

Wir wünschen Brandon Alles Gute für den neuen Lebensabschnitt und bedanken uns herzlich für das ausführliche Interview!

Schäfer-Gehrau, Brandon(GER)Very Special CCI4*
Teilprüfung Gelände
Luhmühlen Horse Trials 2024 15.06.24 Luhmühlen Turniergelände Wetsergellerser Heide
© Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter
15.06.24
https://datenreiter.de

 

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