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3 Jahre Bundestrainer – Peter Thomsen im Interview

Nach den Olympischen Spielen 2021 in Tokyo übernahm Peter Thomsen das Amt des Bundestrainers von seinem langjährigen Vorgänger Hans Melzer. Nun hat Peter seine ersten Olympischen Spiele in Paris als Trainer erlebt. Die Vertragsperiode läuft immer von Olympischen Spielen bis zu den nächsten Spielen- die Verlängerung steht somit nun an.

Wir konnten Peter ein paar Fragen zu seinen ersten 3 Jahren im Amt des Bundestrainers stellen.

Peter Thomsen im Interview / CH-M-C Pratoni del Vivaro 2022 ©Lutz KAISER – AGENTUR datenreiter

Peter, seit den Olympischen Spielen in Tokyo und deinem Amtsantritt als Bundestrainer ist viel passiert. Ist deine Arbeit so, wie du es dir im Vorhinein vorgestellt und erwartet hast?

Peter Thomsen:

„Meine Tätigkeit ist auf jeden Fall deutlich vielfältiger, als ich es erwartet habe. Ob es die verschiedensten Reiter/innen und Pferde sind, das Trainerteam um die Senioren, aber auch im Junioren/ Pony und Junge Reiter Bereich, der Verband, die Veranstalter, der Ausschuss, die Besitzer, Fans usw.…..alle gehören zum Team Vielseitigkeit dazu, investieren und arbeiten für den deutschen Vielseitigkeitssport. Ich versuche die Herausforderungen mit allen gemeinsam in der richtigen Priorisierung so gut wie möglich zu erledigen. Erfolge, aber auch die Aussendarstellung unseres wunderschönen Sports sind mir wichtig. Wir versuchen z.B. zusätzlich über eine Initiative www.Road2LA.de unter Leitung Hendrik von Päpcke und vielen anderen Helfern den internationalen Pferdebestand für unsere Reiter/innen kontinuierlich zu erhöhen…… mal sehen was dabei rauskommt.“

 

Was sind die größten Herausforderungen als Bundestrainer? Konntest du deine Trainerziele erreichen?

„Zunächst sind gewonnene Medaillen auf Championaten im olympischen Pferdesport der Anspruch in Deutschland, meiner natürlich auch. Mit den 3 Championaten, der WM in Pratoni, EM in Haras du Pin und den Olympischen Spielen in Paris bin ich im Großen und Ganzen sehr zufrieden, trotzdem wollen wir immer besser werden. Ich habe in den vergangenen 3 Jahren sehr viel gelernt, da viele Bereiche der Tätigkeit für mich neu waren. Aber Dieses und Jenes hat auch ganz gut geklappt.“

 

Welche Höhepunkte haben deine erste Amtszeit geprägt?

„Wie gesagt sind die Championate der Höhepunkt der Saison, bei denen wir als Vielseitigkeitsnation Deutschland sehen, wo wir stehen. Wie für den Reiter ist auch für uns Trainer Olympia das ganz große Ziel, wir waren in Paris sehr dicht dran am Mannschaftsgold, aber es sollte nicht sein……dafür haben Michi und Chipmunk sich den Lohn für die letzten Jahre mit der Goldmedaille erarbeitet……ein unvergesslicher Moment!!

Der WM Mannschaftstitel in Pratoni und das EM Silber in Haras Du Pin sowie die WM Silbermedaille von Julia mit Mandy und die EM Bronzemedaille von Sandra mit Mat sowie viele internationale Siege und top Platzierungen unserer deutschen Reiter/innen waren der Lohn der Arbeit für uns alle im deutschen Team.

Aber auch Niederlagen gehören dazu…… bekanntlich kriegt man dann die Kraft und Motivation für die Zukunft! Man darf nicht aufgeben und nicht nachlassen, das ist für mich wichtig!“

 

Wird es eine weitere Amtszeit von dir als Bundestrainer geben?

„Im Moment laufen bekanntlich die Gespräche aller Trainer mit dem Verband….…..unterschrieben ist zur Zeit noch nichts.“

 

Gibt es etwas, das du grundlegend verändern wolltest/verändert hast im Gegensatz zu deinem langjährigen Vorgänger Hans Melzer, in dessen Ägide du ja selber lange als Aktiver im Spitzensport geritten bist?

„Hans und Chris haben mit unserem Verband und den Ausschüssen eine herausragende Arbeit gemacht, die Erfolge haben es gezeigt. Wir versuchen diese erfolgreiche Philosophie weiter zu entwickeln , z.B. mit dem Projekt „Road2LA“ oder anderen Konzepten. Auch die Perspektivgruppe und unser Ausbildungssystem in Deutschland für Pferde und unsere Nachwuchsreiter/ innen sind Säulen des sportlichen Erfolges in Deutschland. Hier ist es für mich sehr wichtig, in den schwierigeren wirtschaftlichen Zeiten nicht an diesen Säulen zu sparen! Dafür setze ich mich gerne ein !“

 

Die Unruhen im Dachverband FN schwappen gerade immer wieder nach außen. Hat dies Auswirkungen auf die Sportler?

„Ich finde die Unruhen langsam ein wenig überzogen, es wurden Fehler gemacht, die wurden festgestellt und werden sicher abgestellt. Wir sollten nach vorne schauen und die Erfahrungen der Vergangenheit nutzen. Ich hoffe, dass alles auf einem guten Weg ist. Wie schon gesagt, müssen im Moment alle aus verschiedensten Gründen finanzielle Mittel einsparen …..wichtig ist für mich, das an der richtigen Stelle zu machen……und wenn es nach mir geht, nicht bei der Jugend – und Nachwuchsarbeit. Ich persönlich finde, das bisherige Investment in den Spitzensport hat sich mehr als ausgezahlt! Die Olympischen Spiele in Paris waren meiner Meinung nach die beste Werbung für den Pferdesport in dieser Zeit und dann noch mit den überragenden Erfolgen der Deutschen Reiter in allen Disziplinen. Das ist doch positiv!“

 

Deutschland hat mit Michael Jung erneut den Einzel-Olympiasieger gestellt, seit 2008 (Hinrich Romeike) ist diese Serie für Deutschland ungebrochen. Hat das einen Effekt auf den Sport im Nachwuchsbereich?

„Olympiasieger sind Vorbilder und motivieren junge Sportler, diesen nachzueifern. Fast jeder Vielseitigkeitsreiter und Fan hat die Ritte von Michi gesehen…die letzte Springrunde war an Spannung nicht zu überbieten. Ich glaube, das motiviert die Jugend und vielleicht wieder neue, deutsche Olympiasieger in vielen Jahren. Für mich war zum Beispiel die WM 1982 in Luhmühlen ein Ereignis, dem ich dann viele Jahre nacheiferte. Der deutsche Helmut Rethemeier wurde damals mit Santiago Vizeweltmeister!“

 

Vielen Dank, Peter für die Einblicke in deine Arbeit und dein Fazit als Bundestrainer!

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